Die Geschichte der Medizin findet nicht in einem kulturellen Vakuum statt. Sie ist immer auch eine Geschichte ihrer Zeit – eine Geschichte von äußeren Umständen und inneren Einstellungen, von Widerständen, Fügungen, Zufällen, genutzten und verpassten Gelegenheiten, von individueller und gesellschaftlicher Tragödie, von individuellem und gesellschaftlichem Triumph.
Der amerikanische Anthropologe Clifford Geertz definierte Kultur als jenes vom Menschen selbst gewobene Geflecht an Bedeutungen, in dem sich sein Leben entfaltet. Der Philosoph Immanuel Kant stellte fest, dass „[a]us so krummem Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, … nichts ganz Gerades gezimmert werden [kann]“.
Im Spannungsfeld zwischen diesen beiden Wahrheiten beleuchtet dieser medonline-Themenschwerpunkt nicht nur die fachliche Geschichte medizinischen Fortschritts. Vielmehr verfolgt er einen – wie oben beschrieben – kulturanthropologischen Ansatz und verortet die Medizingeschichte im Kontext der spezifischen Geschichte ihrer Zeit, ihrer Kultur und ihrer Protagonisten.