14. Juli 2023medonline Medizingeschichte #1

Die Entdeckung des Penicillins

Im Jahr 1874 publiziert Theodor Billroth erstmals die antibakterielle Wirksamkeit von Kulturen des Pinselschimmelpilzes Penicillium chrysogenum. Seine Entdeckung führt jedoch nicht zu einer nachhaltigen Aufmerksamkeit für das Phänomen.

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Flemings Zufallsfund

Erst als der schottische Mediziner und Bakteriologe Alexander Fleming 1928 eine Bakterienkultur mit Staphylokokken versehentlich offen in seinem Labor liegen lässt und in den Urlaub fährt, beginnt die eigentliche Geschichte des Penicillins als Antibiotikum.

Nach seiner Rückkehr bemerkt Fleming, dass sich auf der unverschlossenen Petrischale der Schimmelpilz Penicillium notatum gebildet, und das Wachstum der Bakterien gehemmt hatt. Weil er diese Entdeckung für bedeutsam hält, experimentiert Fleming weiter. Gleichwohl sich im Zuge dieser Experimente herausstellt, dass die Substanz antibakteriell wirksam ist und Staphylokokken-Bakterien abtötet, erweist sich die Isolierung und Reinigung des neu entdeckten Penicillins als herausfordernd.

Kriegswichtiger Wirkstoff

Der erste Test einer Penicillin-Lösung an Flemings Assistenten Stuart Craddock bleibt 1929 erfolglos. Erst 1942 gelingt es einem Team um Howard Florey und Ernst Chain genügend Penicillin herzustellen, um es erfolgreich am Menschen zu testen. Ein wirksames Antibiotikum bedeutet unter den Umständen des Zweiten Weltkriegs eine Revolution in der Behandlung verwundeter Soldaten.

So werden große Anstrengungen unternommen, die industrielle Massenproduktion des Penicillins voranzutreiben. Bevor alliierte Verbände am 6. Juni 1944 an der französischen Atlantikküste landen, können 2 Millionen Dosen hergestellt werden. Die Entdeckung und Entwicklung des Penicillins läutet in der Folge das Zeitalter der Antibiotika ein und stellt einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte der medizinischen Praxis dar. 1945 erhalten Fleming, Florey und Chain für ihren Beitrag dazu den Nobelpreis für Medizin.