8. Sep. 2023medonline Medizingeschichte #5

Gerty Cori – Die erste Medizin-Nobelpreisträgerin

Gerty Theresa Cori, geborene Radnitz, wird am 15. August 1896 in Prag geboren und erwirbt dort 1920 den Doktortitel in Medizin – im selben Jahr wie ihr am 5. Dezember 1896 ebenfalls in Prag geborener Mann Carl-Ferdinand.

Smithsonian Institution Archives/Wikimedia

Sie verbringt anschließend zwei Jahre am Carolinen-Kinderkrankenhaus, bevor sie 1922 mit ihrem Mann nach Amerika auswandert. Die beiden arbeiten gemeinsam in Buffalo, New York, wo er eine Stelle als Biochemiker am State Institute for the Study of Malignant Diseases bekleidet. Als Carl 1931 zum Professor für Pharmakologie an der Washington University Medical School in St. Louis ernannt wird, schließt Gerty sich ihm als Research Associate an. 1947 wird sie dort zur Professorin für Biochemie ernannt, nachdem er diese Würde schon im Jahr 1942 erhält.

Die Coris leisten den Großteil ihrer Forschungsarbeit zusammen. Diese Praxis etabliert sich bereits während ihrer Studienzeit und geht auf ihr gemeinsames Interesse an den vorklinischen Wissenschaften zurück. Sie forschen zunächst über den Zuckerstoffwechsel bei Tieren und die Effekte von Insulin und Epinephrin. Ihr Interesse am Zuckerstoffwechsel wird dem Vernehmen nach durch den Diabetes ihres Vaters ausgelöst.

Der Cori-Zyklus und Erkenntnisse zum Zuckerstoffwechsel

1929 beschreiben sie den „Cori-Zyklus“ – den Kreislauf von Glukose und deren Abbauprodukte zwischen Skelettmuskel und Leber. Die Coris interessieren sich stets für den Wirkungsmechanismus von Hormonen und veröffentlichen zahlreiche Studien zur Hypophyse.

Sie beobachten das gleichzeitige Auftreten einer deutlichen Abnahme des Glykogens und die Senkung des Blutzuckers bei hypophysektomierten Ratten, mit einer Erhöhung der Geschwindigkeit der Glukoseoxidation.

Anschließend erkennen sie durch eine Untersuchung der Wirkung von Hormonen auf Hexokinase, dass einige Hypophysenextrakte dieses Enzym in vivo und in vitro hemmen und dass Insulin dieser Hemmung entgegenwirkt.

Gerty Cori erforscht und beschreibt eine Form der Glykogenspeicherkrankheit (die sogenannte Cori-Krankheit). Dabei handelt es sich um eine autosomal-rezessiv vererbte Krankheit, die den Glykogenhaushalt beeinträchtigt.

Neben ihrer eigenen, höchst originellen Arbeit sind die Coris immer eine Quelle der Inspiration für ihre Kollegen und verfassen zahlreiche Artikel für das Journal of Biological Chemistry und andere wissenschaftliche Zeitschriften.

Nobelpreis, Krankheit und Tod

Im Jahr 1947 bekommen Gerty und Carl Cori gemeinsam mit Bernardo Alberto Houssay den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für ihre Arbeiten über den Zuckerstoffwechsel. Gerty ist damit die erste Frau, die einen Nobelpreis für Medizin erhält.

1948 folgt ihre Aufnahme in die National Academy of Sciences, 1953 in die American Academy of Arts and Sciences. Schon 1948 wird bei Gerty Cori Myelofibrose festgestellt. Trotz dieser unheilbaren Krankheit arbeitet sie unbeirrt weiter und stirbt schließlich am 26. Oktober 1957, mit nur 61 Jahren.