28. Juli 2023medonline Medizingeschichte #2

Hippokrates und die Medizin der griechischen Antike

Von etwa dem 7. bis zum 5. Jahrhundert v. Chr. herrscht der Asklepios-Heilkult, eine Form der Tempelmedizin vor. Dieser wird in großen, mit Tempelanlagen, Bädern, Unterkünften, Sportplätzen, und Theatern ausgestatteten Heilzentren praktiziert.

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Während eines heilenden Tempelschlafs geben dort Gottheiten in Traumorakeln medizinische Ratschläge. Tempelpriesterinnen und Tempelpriester interpretieren diese Orakel am Morgen und leiten daraus ihre Therapien ab.

Hippokrates von Kos: Revolutionär der Empirie

Hippokrates von Kos (ca. 460 – 370 v. Chr.) wendet sich gegen diesen göttlichen Heilkult. Er versteht ärztliches Handeln als irdische, empirische, einem hohen ethischen Verantwortungsbewusstsein untergeordnete Wissenschaft und gestaltet seine Lehre dementsprechend.

Alles weltliche wird damals als auf den vier Grundelementen, Feuer, Wasser, Luft und Erde basierend angenommen. In Anlehnung an Galenus und Polybios wendet Hippokrates dieses Schema auf den Menschen an und versteht dessen Gesundheit als vom Gleichgewicht zwischen vier Körpersäften – Blut, Schleim, schwarze Galle und gelbe Galle – abhängig.

Zusätzlich bringt er diese humores mit den Abschnitten im Jahreskreis und pathologischen Symptomatiken in Verbindung. Die Menge des warmen Bluts nimmt demnach im Frühling zu. Im Sommer und Herbst beherrschen gelbe und schwarze Galle den Körper. Im Winter steigt die Menge des kalten Schleims.

Befinden sich die humores im Zustand eines ausgewogenen Gleichgewichts – der Eukrasie – dann ist der Mensch gesund. Geraten sie in ein Ungleichgewicht – eine Dyskrasie – macht es den Menschen krank und erfordert Intervention.

Für ein Gleichgewicht der humores wird ein Gleichgewicht in der Lebensführung – zwischen Schlafen und Wachen, Essen und Trinken, Arbeiten und Ruhen –vorausgesetzt. Zum therapeutischen Repertoire des Hippokrates gehört Diätik, Gymnastik, Massagen, Hydrotherapie, Baden im Meer und die Anwendung von beruhigenden Balsamen und Apfelweinessig.

Die Lehren des Hippokrates

Hippokrates verdingt sich zunächst als Wanderarzt, reist viel, unterrichtet wo er sich aufhält seine Auffassung von Medizin und verschriftlicht diese überdies. Damit macht er die Heilkunst zur schreibenden Wissenschaft.

Seine Lehre von der Humanmedizin ist im Corpus Hippokraticum bis heute erhalten. Mit dem Hippokratischen Eid verpflichten sich Mediziner noch heute den ethischen Grundsätzen des wohl berühmtesten Arztes des Altertums.

Die Erkenntnisse und Innovationen von Hippokrates und seinen Zeitgenossen bilden das Fundament der modernen Medizin.