29. Juni 2016

Dr. Pichlbauer: Versorgung ≠ Behandlung

Nicht selten tritt ein Hausarzt – in der Regel ein Landarzt – an mich heran und meint, meine Zahlen können nicht stimmen; er (praktisch immer ein „er“) wisse das aufgrund seiner Erfahrung. Ich solle doch in der Ordination vorbeikommen und mir die Realität anschauen, weil eben Zahlen nicht alles sind. Kurz darauf steht fest, ich sei ein Theoretiker und habe keine Ahnung von der Praxis. An dem Punkt weiß ich, mein Vortrag hat dem Arzt nichts gebracht, und der Arzt weiß, er macht beste Primärversorgung, es bedarf keiner großen Änderungen, schon gar keines PHC-Gesetzes. Aber das stimmt halt nicht.

Natürlich findet in Österreich Primärversorgung statt. Das geht nicht anders, weil Menschen, die sich mit einem gesundheitlichen (das ist mehr als ein medizinisches) Pro­blem an professionelle Hilfe wenden, dies immer bei irgendwem als Erstes, also primär, machen müssen. Es ist unmöglich sein Problem, beim ersten Mal gleich zum zweiten (Secondary Health Care) Mal zu erzählen. Die Frage ist, wer ist der Erste? Und wie geht der mit dem Problem um? Gibt es so etwas wie eine Struktur oder eine Idee, wer die „Erstansprechpartner“ sein sollen und wie die miteinander zusammenarbeiten? – Wenn es die gibt, spricht man international von PHC, wenn es die nicht gibt, dann ist es eben eine andere Form der Erstversorgung, aber kein PHC.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune