1. Sep. 2014

Übergewichtige Jugendliche von Hypertonie bedroht

Einer neuen Studie zufolge ist das Risko übergewichtiger Jugendlicher, Hypertonie zu bekommen, nahezu sechs Mal höher als bei Gleichaltrigen mit Normalgewicht.

Bereits Kinder und Jugendliche, die an Übergewicht leiden, haben ein deutlich erhöhtes Bluthochdruck-Risiko.
Bereits Kinder und Jugendliche, die an Übergewicht leiden, haben ein deutlich erhöhtes Bluthochdruck-Risiko.

Die Studie basiert auf Daten der PEP (Präventions-Erziehungs-Programm Nürnberg) Family Heart Study, die Ergebnisse wurden von Prof. Dr. Peter Schwandt am 31. August im Rahmen des Kongressses der European Society of Cardiology (ESC) präsentiert. Professor Schwandt erklärte beim ESC-Kongress, dass die Prävalenz von Bluthochdruck und Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen aus Staaten mit mittleren und hohen Einkommen steigen werde. Da Adipositas als treibende Kraft für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gelte, habe er mit seinem Team untersucht, ob erhöhter Blutdruck mit der Körperfett-Verteilung junger Menschen assoziiert ist.

Die aktuelle Studie umfasst Daten von 22.051 Kindern und Jugendlichen aus der PEP Family Heart Study1. Die Forscher maßen den Blutdruck, Body-Mass-Index und Taillenumfang sowie das Taille-zu-Höhe-Verhältnis, die Hautfaltendicke und den Körperfettanteil der Probanden. Diese einfachen und preiswerten Maßnahmen können laut Schwandt risikofrei in Büros, Schulen und zu Hause verwendet werden, müssen allerdings korrekt durchgeführt werden, vor allem sollten auch die Alters- und geschlechtsspezifischen Cut-off-Werte bei Kindern und Jugendlichen im Wachstum verwendet werden.

Die stärksten Assoziationen zwischen Hypertonie und genereller Adipositas traten mit einer odds ratio (OR) von 5,9 bei Mädchen und von 4,3 bei Buben auf. Sie wurden dicht gefolgt von erhöhter Hautfaltendicke mit ORs von 5,8 bzw. 4,6. Für das prozentuale Körperfett ergab sich ein um das 5,6 fach erhöhte Hypertonie-Risiko für Mädchen, während die Buben ein 3,4 fach höheres Hypertonie-Risiko hatten als Buben ohne erhöhtes prozentuales Körperfett.

Das Risiko für Prähypertonie bei übergewichtigen bzw. adipösen Buben war im Vergleich zu nicht-übergewichtigen Kindern und Jugendlichen um das 1,6 fache bzw. 2,4 fache und bei Mädchen entsprechend um das 1,8 fache bzw. das 3,3 fache erhöht.

Hypertonie Prähypertonie
  Odds Ratio CI95% Odds Ratio CI95% Odds Ratio CI95% Odds Ratio CI95%
  Males   Females   Males   Females  
adipös 4,3 3,5-5,2 6,2 5,1-7,5 1,8 1,5-2,2 2,1 1,8-2,6
übergewichtig 1,9 1,6-2,3 2,4 2,0-2,9 1,5 1,3-1,8 1,6 1,4-1,9
Taille>90th perzentile  n.s.                1   1,5 1,2-1,7 1,6 1,4-1,9
Taille/Hüfte >0,5 3,4 2,9-4,0 3,4 2,9-4,1 1,5 1,3-1,7 1,6 1,4-1,9
Hautfaltendicke≥35mm* 3,4 2,8-4,0 4 3,0-4,7 1,6 1,4-1,9 1,6 1,6-2,0
%Körperfett>85th-95th perz. 3,1 2,6-3,6 4,7 4,0-5,5 1,7 1,5-1,9 1,9 1,7-2,2
%Körperfett>95th perzentile 1,7 1,3-2,1 1,9 1,5-2,4 1,4 1,2-1,6 1,2 1,0-1,4

Tabelle 1: Summe von Bizeps, Trizeps + Subscapuläre Hautfalte

Pressetext DGK 08 /201 4
Prävalenz der Prähypertonie bei 22.051 Kindern und Jugendlichen

Während die Prävalenz von Prähypertonie/Hypertonie bei nicht-übergewichtigen männlichen Heranwachsenden 13,2%/5,7% betrug, machte sie bei Übergewichtigen 18,3%/10,4% aus und stieg bei Adipösen auf 21,9%/18,6% an. Die entsprechenden Prävalenzen betrugen bei den Mädchen 12,9%/5,0%, 18,7%/9,1% und 24,9%/24,4%.

Das Ansteigen der Hypertonie mit zunehmendem Körpergewicht kann vermieden werden, wenn bereits im Kindes- und Jugendalter Übergewicht und Adipositas durch mehr Bewegung und weniger Kalorienzufuhr verhindert werden, damit kann auch Adipositas und Hypertonie im Erwachsenenalter wirksam vorgebeugt werden. Aktuell heißt das, dass ein gesundes Körpergewicht und eine normale Gewichts-Verteilung eine wirksame und unbedenkliche Behandlungsmethode bei erhöhtem Blutdruck darstellen.

Body fat distribution and elevated blood pressure in 22.051 youths: The pep family heart study

1Die PEP (Präventions-Erziehungs-Programm Nürnberg) Family Heart Study ist eine prospektive, Community-basierte Beobachtungsstudie, die von 1994 bis 2008 in Nürnberg durchgeführt wurde. Das Ziel der Studie ist es, Risikofaktoren von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu beurteilen und zu prüfen, ob eine nachhaltige und gesunde Lebensführung in 3.268 gesunde Familien umgesetzt werden kann sowie Zusammenhänge zwischen Lebensstiländerungen und Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei 24.927 Eltern und 23.740 Kindern von 3 bis 18 Jahren zu bewerten.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung (DGK) 08/2014, European Society of Cardiology