5. Juni 2023EULAR 2023

Rheuma-Komorbiditäten und der Einfluss der Medikamente

Die meisten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen sind lediglich mit einer geringen direkten Mortalität assoziiert. Allerdings führen sie zu einer beträchtlichen Erhöhung der Sterblichkeit infolge kardiovaskulärer und onkologischer Komorbiditäten. Zum Teil handelt es sich dabei um therapieassoziierte Komplikationen.

Röntgendarstellung eines schmerzhaften Hand- und Ellenbogengelenks – medizinische 3D-Illustration
peterschreiber.media/GettyImages

Die Auswirkungen rheumatischer Erkrankungen auf das individuelle Risiko sind beträchtlich. Sie erhöhen die Wahrscheinlichkeit kardiovaskulärer Erkrankungen beträchtlich, in manchen Fällen, etwa bei Lupus, sogar auf das Doppelte oder mehr.1 Auch eine Assoziation zwischen Krebs und systemischer Inflammation gilt heute als gesichert.2 Dieses erhöhte Risiko bleibt auch in Zeiten moderner Therapien weitgehend bestehen, wie eine französische Studie auf Basis von Versicherungsdaten aus dem Système National des Données de Santé (SNDS) zeigt.3 Die Autorinnen und Autoren gehen von einer um 28% erhöhten Krebsinzidenz bei Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) in der Zeit vor Einführung der Biologika aus, wofür vor allem Lungen- und Hautkrebs sowie Lymphome verantwortlich gemacht werden. Für die aktuelle Studie wurden nun Daten aus den Jahren 2010 bis 2020 herangezogen und hinsichtlich der nach Alter und Geschlecht standardisierten Inzidenzen (SIR) onkologischer Erkrankungen ausgewertet. Die Analyse von 1.906.742 Patientenjahren ergab auch für die Biologika-Ära eine um 20% erhöhte Krebsinzidenz (SIR 1,20 [1,17–1,23]). Dabei ergaben sich durchaus unterschiedliche Effekte auf verschiedene Formen von Krebs. So trat beispielsweise das Blasenkarzinom im Vergleich zur Normalbevölkerung mehr als doppelt so häufig auf (SIR 2,38 [2,25–2,51]), Lungenkrebs und Ohren-Nasen-Rachen-Karzinome waren jeweils um 40% häufiger als in der Normalbevölkerung, das Zervixkarzinom um 80%. Auch bei Lymphomen wurde eine deutlich erhöhte Inzidenz festgestellt. Bemerkenswerterweise waren jedoch bestimmte maligne Erkrankungen in der RA-Population seltener als in der Normalpopulation. Dies traf auf das Pankreaskarzinom, das Mammakarzinom und am deutlichsten auf das Endometriumkarzinom (SIR 0,77 [0,71–0,84]) zu. Insgesamt waren die Einflüsse der RA auf das Krebsrisiko bei Männern ausgeprägter als bei Frauen. Behandlung mit csDMARDs, TNF-Inhibitoren, Abatacept und Rituximab waren im Vergleich zur Normalbevölkerung mit erhöhter Inzidenz assoziiert. Diese Assoziationen wurden nicht gefunden für Anti-IL6-Biologika (SIR 1,00 [0,90–1,10]) sowie für Januskinase (JAK)-Inhibitoren (SIR 0,97 [0,77–1,21]).

Risiken unter Therapie mit Biologika oder JAK-Inhibitoren

Eine ganze Reihe von aktuellen Studien beschäftigte sich mit dem kardiovaskulären Risiko unter Therapie mit Biologika oder JAK-Inhibitoren. Ausgangspunkt der aktuellen Debatte war die mit dem JAK-Inhibitor Tofacitinib durchgeführte Sicherheits-Studie ORAL SURVEILLANCE, die unter dem JAK-Inhibitor erhöhte Inzidenzen kardiovaskulärer Ereignisse und bestimmter Malignome zeigte.4 Unter anderem gibt eine koreanische Arbeit auf Basis von Versicherungsdaten vorsichtige Entwarnung, wobei die Autorinnen und Autoren jedoch betonen, dass Fragen offen bleiben. Verfügbar waren Patientendaten aus den Jahren 2010 bis 2020 zu 100.000 Personen mit seropositiver RA. Aus der Datenbank waren sowohl die medikamentösen Therapien der RA als auch die Inzidenz von kardiovaskulären Erkrankungen und Krebs ersichtlich.

Um den Inhalt zu sehen, müssen Sie sich einloggen oder registrieren.