Ein kleiner Lichtblick: Psychologische Hilfe bei CED
Psychologische Interventionen wirken bei Patientinnen und Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wahrscheinlich gegen Angst und Depression. Außerdem führen sie führen zu einer Steigerung der Lebensqualität. Die Effekte sind zwar eher klein, aber robust.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa gehen häufig mit depressiven und Angstsymptomen sowie einer verminderten Lebensqualität einher. Es wird vermutet, dass der psychische Gesundheitszustand wiederum die Krankheitsaktivität beeinflussen kann.
Psychotherapien, Entspannungstechniken und Schulungen
Ein aktueller Cochrane-Review, erschienen im April 2025, hat die Wirksamkeit diverser psychologischer Interventionen bei CED untersucht. Die analysierte Studienlage umfasst 68 randomisiert-kontrollierte Studien (RCTs). In die Metaanalyse sind die Daten von insgesamt 6.405 Patientinnen und Patienten eingeflossen, darunter 294 Kinder und Jugendliche.
Die Studien wurden etwa in Australien, Kanada, China, den Niederlanden und im Iran durchgeführt, der Schwerpunkt lag auf Hocheinkommensländern. Die untersuchten Interventionen umfassten Psychotherapien, Entspannungstechniken bis hin zu edukativen Programmen. Sie fanden meist außerklinisch in verschiedenen Settings statt, wurden u.a. von Psychologinnen und Psychologen angeleitet und erstreckten sich über mehrere Monate.
Evidenz für psychische Hilfe bei CED
Im Vergleich zur Vorgängerausgabe des Reviews aus dem Jahr 2011 fällt das Fazit mittlerweile vorsichtig positiv aus. Für Erwachsene mit CED, die zusätzlich zur üblichen Versorgung noch an einer psychologischen Intervention teilnehmen, sprechen die Daten für zwar kleine, aber klinisch durchaus relevante Verbesserungen in mehreren Bereichen.
Mithilfe einer Psychotherapie steigt die Lebensqualität wahrscheinlich leicht an (standardisierte Mittelwertdifferenz SMD 0,23; 95%-Konfidenzintervall KI: 0,12 bis 0,34; 20 RCTs mit 1.572 Teilnehmenden).
Depressive Symptome nehmen vermutlich etwas ab (SMD –0,27; KI –0,39 bis –0,16; 16 RCTs mit 1.232 Personen), ebenso Angstsymptome (SMD –0,29; KI –0,40 bis –0,17; 15 RCTs mit 1.135 Personen). Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz liegt für all diese Endpunkte im mittleren Bereich. Ähnliche Wirksamkeiten zeigten sich bei Entspannungstechniken und edukativen Programmen.
Auch bei Kindern und Jugendlichen kristallisierte sich eine Verbesserung heraus: Psychologische Interventionen bei CED führen offenbar zu einer Steigerung der Lebensqualität (SMD 0,54; KI 0,06–1,02; 3 RCTs mit 91 Teilnehmenden). Diese Einschätzung ist ebenfalls ziemlich gut abgesichert.
Offene Fragen und interdisziplinäre Ansätze
Für weitere bedeutsame Endpunkte – beispielswese körperliche Symptome und Entzündungsaktivität – sind keine klaren Aussagen möglich. Zwar wurden diese Endpunkte in mehreren Studien erhoben, doch die Ergebnisse waren häufig inkonsistent, basierten auf kleinen Fallzahlen, oder eine rechnerische Zusammenfassung erschien dem Cochrane-Team nicht sinnvoll.
Der Cochrane-Review wurde von einem Team erstellt, das über vielfältige Expertisen verfügt. Beteiligt war u.a. die Psychosomatik-Spezialistin und Internistin Univ.-Prof. Dr. Gabriele Moser von der Medizinischen Universität Wien. Anne Baltes, MSc, (Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung) wirkte sowohl als beratende Psychologin als auch als Patientenvertreterin mit – im Sinne der von Cochrane angestrebten Einbindung von Betroffenenperspektiven.

* Cochrane Österreich ist die nationale Vertretung des internationalen Forschungsnetzwerks Cochrane, zu dem sich Gesundheitsfachleute aus über 130 Ländern zusammengeschlossen haben, um zuverlässige und unabhängige Evidenzsynthesen bereitzustellen. Cochrane Österreich wird vom Niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds gefördert. Mehr Infos und Newsletter: www.cochrane.at