Neue Guideline zur Therapie der Multiplen Sklerose
Im Jahr 2018 publizierten die European Academy of Neurology (EAN) und das European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis (ECTRIMS) erstmals eine gemeinsame Leitlinie zur Behandlung der Multiplen Sklerose (MS). Nun wurde das Update 2022 vorgestellt.
„Seit 2018 haben wir mehrere neue Zulassungen bekommen, es wurden zahlreiche Studien publiziert und wir sehen die Ergebnisse großer Register, die wichtige Informationen auch zu älteren Medikamenten liefern“, sagt dazu Prof. Dr. Maria Pia Amato von der Universität Florenz, die im Rahmen des diesjährigen EAN-Kongresses das aktuelle Update dieser Leitlinie präsentierte. Die Guideline soll Hilfe bei der Behandlung erwachsener Patienten mit aktuell in Europa zugelassenen Medikamenten bieten. Wo immer möglich, wurden die Empfehlungen nach der GRADE-Methodologie und anhand von PICO (Population, Intervention, Comparison, Outcome)-Fragen und basierend auf einer Literatursuche erstellt. Die Vorschläge der Arbeitsgruppe wurden dem Leitlinien-Komitee schließlich zur Abstimmung vorgelegt. In den Abstimmungen erreichte die Übereinstimmung zum Teil 100 Prozent und lag durchwegs über 80 Prozent.
Früh und ausreichend wirksam therapieren
Als ersten Punkt hält die Leitlinie fest, dass die Therapie der MS oder auch anderer demyelisierender Erkrankungen bei Neurologen mit entsprechender Expertise erfolgen soll, damit die Qualität von Diagnose und Therapie sowie eine entsprechende Reaktion auf Nebenwirkungen der Therapie sichergestellt werden können. Für den Beginn einer Therapie müssen die diagnostischen Kriterien für MS nicht erfüllt sein. Vielmehr genügen beim klinisch isolierten Syndrom (CIS) Hinweise in Klinik und Bildgebung, die eine Entwicklung in Richtung MS erwarten lassen. Den Betroffenen sollen Interferon oder Glatiramerazetat angeboten werden.