1. Sep. 2015

ESC: Remnant-Cholesterin als Risikomarker

Beim Europäischen Kardiologenkongress (ESC) in London wurden zwei österreichische Studien präsentiert, denen zufolge das Remnant-Cholesterin, das bei jungen Herzinfarktpatienten doppelt so hoch ist wie bei Gesunden, unabhängig von anderen Risikofaktoren als neuer Risikomarker Herz-Kreislaufereignisse sehr gut voraussagen kann.

© Eskemar, iStockphoto
Österreichische Studien, die beim bedeutendsten Kardiologenkongress vorgestellt wurden, der von 29. August bis 2. September in London abgehalten wird, belegen: Remnant-Cholesterin gilt unabhängig von anderen Risikofaktoren als Risikomarker für Herz-Kreislauf-Ereignisse.

 

Beim Kongress der European Society of Cardiology (ESC) in London von Forschern aus Wien und Feldkirch vorgestellte Studien belegen, dass das Remnant-Cholesterin als neuer Risikomarker für Herz-Kreislauf-Ereignisse eingesetzt werden kann. Eine einfache Berechnungsmethode bietet Patienten unmittelbaren Nutzen, postulieren die österreichischen Wissenschaftler in London.

Remnants bestehen aus Chylomikronen-Resten, die beim Abbau triacylglycerinreicher Lipoproteine entstehen. Das Remnant-Cholesterin wird durch die Subtraktion des LDL-Cholesterinwerts und des HDL-Cholesterinwerts vom Gesamt-Cholesterinwert errechnet. Vor allem Adipositas, Diabetes und Alkoholkonsum tragen zur Entstehung erhöhter Remnant-Cholesterinwerte bei.

Frühzeitiger Herzinfarkt stark mit erhöhtem Rest-Cholesterin assoziiert

Im Zuge einer multizentrischen Studie unter Mitarbeit von Forschern der MedUni Wien wurde der Einfluss von Remnant-Cholesterin bei jungen Herzinfarktpatienten erhoben. 102 Herzinfarktpatienten unter 40 Jahren und 200 alters- und geschlechts-gematchte Probanden, die als Kontrollgruppe fungierten, hatten an der Studie teilgenommen. Die Untersuchung ergab, dass das Remnant-Cholesterin bei der Gruppe der jungen Herzinfarktpatienten durchschnittlich etwa doppelt so hoch war wie bei den gesunden Teilnehmern der Kontrollgruppe. Die Untersuchung sämtlicher etablierter Lipidfraktionen förderte lediglich eine schwächere Assoziation mit dem juvenilen Herzinfarkt zu Tage. Diese Beobachtungen traten unabhängig von anderen etablierten kardiovaskulären Risikofaktoren für kardiovaskuläre Ereignisse auf. Aufgrund der starken Assoziation sowie der Einfachheit der Bestimmung könnte Remnant-Cholesterin als solider neuer Risikomarker für eine junge Patientenpopulation dienen und zur frühzeitigen Identifizierung von Hochrisikopatienten dienen.

G. Goliasch, F. Wiesbauer, H. Blessberger, S. Demyanets, J. Wojta, K. Huber, G. Maurer, M. Schillinger, W. Speidl
Premature myocardial infarction is strongly associated with increased levels of remnant cholesterol
ESC 2015, Poster Session 6, FP Number P5398

Remnant-Cholesterin prognostiziert kardiovaskuläres Ereignisrisiko bei Patienten mit Typ-2-Diabetes

Am LKH Feldkirch tätige Wissenschaftler stellten in einer Poster-Präsentation beim ESC eine Studie vor, für die sie über einen Zeitraum von acht Jahren die Rolle von Remnant-Cholesterins als Vorhersagefaktor für Herz-Kreislaufereignissen untersucht hatten. An der vorgestellten Studie hatten mehr als 1.700 Probanden mit und ohne Diabetes teilgenommen, bei denen zur Abklärung einer koronaren Herzerkrankung eine Herzkatheter-Untersuchung durchgeführt worden war. Bei 32,5 Prozent der Patienten trat ein Herz-Kreislauf-Ereignis auf, wobei das Risiko bei Diabetikern um rund ein Drittel höher war als bei jenen ohne eine Diabetes-Erkrankung. Anhand des Remnant-Cholesterinwerts konnten unabhängig von anderen Risikofaktoren bei beiden Gruppen die Herz-Kreislauf-Ereignisse sehr gut vorhergesagt werden.

CH. Saely, D. Zanolin, P. Rein, A. Vonbank, A. Leiherer, A. Muendlein, H. Drexel
Remnant cholesterol predicts cardiovascular event risk in patients with type 2 diabetes independently from the baseline coronary artery disease state
ESC 2015, Poster Session 2, FP Number P1697

ESC TV 2015 – ESC Congress by Day #1:
https://youtu.be/3EBNcm77hVY?list=PLN5RC1OF9yB79gy-X7dCa0YCsz_awOlL8

Quelle: Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft