Chromosom 8p-Verlust regelt Tumorsuppression
Der Verlust des Chromosoms 8p tritt bei Brustkrebs-Patientinnen besonders häufig auf und dürfte mit deren kurzer Überlebensrate zusammenhängen.
Im Fachmagazin Cancer Cell schreiben belgische Forscherinnen und Forscher, dass der Verlust des Chromosoms 8p häufig bei Patientinnen mit Mammakarzinom auftritt und mit deren kurzer Überlebensrate assoziiert ist.
Anna Sablina und ihr Team an der VIB/KU Leuven optimierten einen Workflow zur Erzeugung von Zelllinien mit gezielten chromosomalen Deletionen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten belegen, dass die generierten Modelle humane Krebsarten imitieren, die Deletionen beherbergen. Damit lasse sich die Rolle einer bestimmten Chromosomlöschung bei der Krebsentwicklung und -progression beurteilen, so Sablina in einer Aussendung.
Chromosom versus Gen
Aktuelle Forschungsansätze in der Krebsforschung fokussierten sich laut Sablina auf das Studium einzelner Gene oder nicht-kodierender RNAs. Die Forscherinnen und Forscher versuchten nun einen neuen Ansatz und modellierten bei Krebspatienten häufig beobachtete Chromosomenaberrationen. Überraschenderweise führten die chromosomalen Deletionen zu Phänotypen, die sich völlig von all jenem unterscheiden, was bislang in Studien einzelner Gene oder microRNAs gefunden wurde. Dies werten Sablina und ihr Team als Hinweis, dass chromosomale Deletionen als unterschiedliche Mutationsereignisse Berücksichtigung finden sollten.
Mit den erzeugten isogenen Zellen könnten sich auch Medikamente identifizieren lassen, die selektiv bestimmte Chromosomenanomalien beinhaltende Tumorzellen abtöten.
Die Anwendung von Chromosomen-Engineering bei einer größeren Anzahl und mehreren Subtypen humaner Zellen wird die Erstellung einer Bibliothek menschlicher Zellen ermöglichen, welche die Diversität genomischer Anomalien in Krebszellen repräsentieren. Anna Sablina
Verlust von Chromosom 8p regelt Tumorsuppression und Arzneimittelreaktion
Die Analyse der SNP-Array-Daten aus dem Cancer Genome Atlas (TCGA) bestätigte, dass etwa die Hälfte aller Brusttumor-Proben den Verlust der Heterozygotie (LOH) des Chromosom-Arms 8P beherbegte. Zudem zeigte die Analyse der Überlebensraten, dass 8P LOH-Patientinnen im Vergleich zu Frauen mit 8p Wildtyp (WT) wesentlich schlechtere Überlebensraten hatten und die Auswirkungen von 8P LOG auf das Gesamtüberleben unabhängig vom Brustkrebs-Subtyp auftraten.
Um das prognostische Potential von 8P LOH bei Brustkrebs zu beurteilen, wurde eine multivariate Analyse durchgeführt, die auch Chromosomenaberrationen einschloss, welche gemeinsam mit dem 8p-Verlust auftreten. Der Verlust von 8P und 9p sowie die Zunahme von 8Q und 1Q wurden innerhalb von drei Subgruppen geclustert und repräsentieren etwa 40 Prozent aller Brustkrebspatientinnen. Die multivariate Analyse ergab, dass zusätzlich zum 8p LOH der Verlust von 9p und 18q mit schlechteren Überlebensraten assoziiert war. Aus einer weitere multivariate Analyse war ersichtlich, dass 8p LOH im Vergleich zu den anderen chromosomalen Veränderungen am stärksten mit einer schlechteren Prognose zusammenhängt.
Yanyan Cai, Jonathan Crowther, Tibor Pastor, Layka Abbasi Asbagh, Maria Francesca Baietti, Magdalena de Troyer, Iria Vazquez, Ali Talebi, Fabrizio Renzi, Jonas Dehairs, Johannes V. Swinnen, Anna A. Sablina
Loss of chromosome 8p governs tumor progression and drug response by altering lipid metabolism
Cancer Cell, Volume 29, Issue 5, p751–766, 9 May 2016, DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.ccell.2016.04.003
Quelle: VIB – Flanders Interuniversity Institute for Biotechnology