Antipsychotika: Tödliche Gefahr?
Mit Antipsychotika lassen sich zwar Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Agitation und Aggression in den Griff bekommen, einer neuen Studie zufolge können sie allerdings das Mortalitätsrisiko bei Demenzpatienten stärker erhöhen als bislang vermutet.
In den USA wurde im Jahr 2012 ein Drittel der älteren Menschen mit Demenz, die langfristig in einem Pflegeheim leben, mit antipsychotischen Medikamenten behandelt. (United States Government Accountability Office: Report to Congressional Requesters. Antipsychotic drug use: HHS has initiatives to reduce use among older adults in nursing homes, but should expand efforts to other settings)
Forscher der University of Michigan Medical School in Ann Arbor, USA, die Daten von 90.786 dementen Kriegsveteranen über 65 Jahren ausgewertet hatten, fanden nun heraus, dass Patienten, die Antipsychotika eingenommen hatten, eher früher starben als jene ohne diese Therapie.
Bei den Personen, denen neuere und häufig verschriebene Antipsychotika veordnet worden waren, stieg das Mortalitätsrisiko mit der Dosis. Ihre Forschungsresultate publizierten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift JAMA Psychiatry.
Patienten, die höhere Dosen von Olanzapin, Quetiapin oder Risperidon erhalten hatten, wiesen ein um 3,5 Prozent höheres Mortalitätsrisiko auf als solche mit niedrigeren Dosen.
Bei der Untersuchung anderer Auswirkungen von Psychopharmaka wurde ein ähnliches Mortalitätsrisiko gefunden, wenn die Personen Valproinsäure (Depakine) eingenommen hatten. Die Therapie mit Antidepressiva war zwar mit einer niedrigeren Mortalitätsrate assoziiert als jene mit Antipsychotika oder Valproinsäure, sie war allerdings immer noch höher als bei jenen Patienten, deren Demenz-assoziierte Verhaltensprobleme nicht medikamentös behandelt worden waren.
Donovan T. Maust, Hyungjin Myra Kim, Lisa S. Seyfried, Claire Chiang, Janet Kavanagh, Lon S. Schneider, Helen C. Kales
Antipsychotics, Other Psychotropics, and the Risk of Death in Patients With Dementia
Number Needed to Harm
JAMA Psychiatry, Published online March 18, 2015, doi:10.1001/jamapsychiatry.2014.3018