Das Verwirrspiel mit dem „Vollzeitäquivalent“

1.997 Stunden – damit rechnet der KAV in Wien pro „voller“ Arztstelle und Jahr. Die Netto-Jahresarbeitszeit bei einer 40-Stunden-Woche beträgt für „normale“ Arbeitnehmer 1.650 Stunden.

Nun wissen wir nicht, wie andere Spitäler rechnen, doch die volle Stelle bedeutet wohl überall 48 Stunden. In internationalen Vergleichen wird ein Vollzeitäquivalent (VZÄ) aber mit 40 Wochenstunden festgelegt. Das heißt, ein hiesiger Spitalsarzt, soll er international verglichen werden, müsste mit 1,2 VZÄ angesetzt werden. Da nationale Spitalsstatistiken knapp 23.000 VZÄ-Ärzte („volle Stellen“) angeben, würden diese international 27.500 VZÄ entsprechen. Nun arbeiten aber, in Köpfen, nur 24.800 Spitalsärzte – womit klar wird, dass die durchschnittliche Wochenarbeitszeit 44 Stunden beträgt. 44 deswegen, weil ein Teil Teilzeit arbeitet.

Nun will die Ärztekammer aber unbedingt einen Ärztemangel, und da stören OECD-Statistiken, die bei uns 5,2 Ärzte (Köpfe) pro 1.000 Einwohnern (der Durchschnitt liegt bei 3,4) ausweisen.

Um diese Statistik als falsch darzustellen, wurden zunächst alle 7.600 Turnusärzte ausgeschieden, weil diese ja keine Approbation besäßen. Doch, trotz dieses unsauberen Tricks, hätten wir mit 4,4 Ärzten noch immer viel mehr als die anderen.

Da kommen Honorar-Professor L. Chini und das VZÄ ins Spiel. Er definiert ein VZÄ nicht über Arbeitszeit, sondern den durchschnittlichen Brutto-Lohn eines Wiener Spitalsarztes. Wer durchschnittlich so viel verdient, ist ein österreichweites VZÄ. Damit arbeiten in den Spitälern nur etwa 15.500 VZÄ, von denen er behauptet, sie seien international vergleichbar. Man bedenke, nach internationalen Definitionen arbeiten dort 27.500 VZÄ-Ärzte, die nach ein paar „Rechnungen“ auf 15.500 geschrumpft sind.

Dann werden im niedergelassenen Bereich auch noch ein paar Tausend Ärzte weggerechnet, sodass am Ende von den 45.596 Köpfen in der Ärzteliste 14.190 über die „Umrechnung“ in VZÄ verschwinden und das Ziel erreicht ist: Die Ärztedichte liegt mit 3,6 pro 1.000 Einwohner nur knapp über den OECD-Durchschnitt.

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune