Wann liegt eine COPD-Exazerbation vor?

Nicht jede akute Verschlechterung von respiratorischen Symptomen bei bekannter COPD ist eine COPD-Exazerbation (ECOPD). Die von Expert:innen im „Rome Proposal“ vorgeschlagenen Änderungen der ECOPD-Definition zeigen, dass die Diagnose oft nicht ganz so einfach ist, wie sie auf den ersten Blick zu sein scheint.

Medizinisches Konzept der Lungengesundheitstherapie. Silhouette der Lunge und ein Stethoskop auf grünem Hintergrund. Konzept von Atemwegserkrankungen, Lungenentzündung, Tuberkulose, Bronchitis, Asthma, Lungenabszess
yavdat/GettyImages

Die Exazerbation einer COPD ist prognostisch ungünstig, unbedingt zu vermeiden und oft mit Begleiterkrankungen assoziiert. Im GOLD1-Report 2021 wurde die ECOPD noch folgendermaßen definiert: „Eine Exazerbation einer COPD ist eine akute Verschlechterung von respiratorischen Symptomen, die zu einer zusätzlichen Therapie führt. Weil andere Komorbiditäten, die respiratorische Symptome verschlechtern, häufig sind, sollen klinische Untersuchungen durchgeführt werden, um Differentialdiagnosen auszuschließen, bevor die Diagnose einer ECOPD gestellt wird.“ Als wichtigste Differentialdiagnosen, an die gedacht werden sollte, wurden Pneumonie, Pneumothorax, Pleuraerguss, Lungenembolie, Lungenödem und Arrhythmien aufgelistet.

Kritik an GOLD 2021

Diese Definition einer ECOPD wurde allerdings von vielen Expertinnen und Experten kritisiert. „Wenn ein Patient oder eine Patientin zwar eine akute Verschlechterung von respiratorischen Symptomen hat, aber noch keine zusätzliche Therapie bekommt, liegt nach dieser Definition auch keine ECOPD vor“, verweist Univ.-Prof. Dr. Horst Olschewski, Klinische Abteilung für Pulmonologie, Universitätsklinik für Innere Medizin, Medizinische Universität Graz, auf eine der Schwachstellen der ECOPD-Definition in GOLD 2021. In älteren Definitionen der Exazerbation war der Bedarf an zusätzlicher Therapie noch kein Thema. So etwa definierte Anthonisen 1987 die ECOPD noch als „Episoden mit zunehmenden respiratorischen Symptomen, insbesondere Husten, Sputum und Purulenz“. Eine aus Sicht Olschewskis sehr gelungene Definition, die 2017 auch in den ERS/ATS2-Leitlinien zur Prävention von COPD-Exazerbationen wieder aufgegriffen wurde. Warum sind in späteren Definitionen die Therapieänderungen in den Vordergrund gerückt? „Der Grund dafür war, dass man eine zusätzliche Therapie leichter messen kann“, erklärt der Pulmonologe. „Man brauchte messbare Variablen für Studien, um dann beweisen zu können, dass eine Medikation besser ist als eine andere.“

Um den Inhalt zu sehen, müssen Sie sich einloggen oder registrieren.