Medikationsmanagement: Tollkirsche am Rezept
Obstipation, Herzrhythmus- und Gedächtnisstörungen – anticholinerge Effekte von Medikamenten führen insbesondere bei älteren Menschen zu klinisch relevanten Nebenwirkungen. Was muss in der Beratung beachtet werden?
„Seit dem neuen Medikament klappt es mit der Verdauung überhaupt nicht mehr.“ „Ich kann kaum noch schlucken und sehe davon verschwommen.“ „Ich fühle mich schwindlig und benommen.“ – Bei solchen Klagen sollte die Medikation des Kunden genau unter die Lupe genommen werden, denn häufig stecken anticholinerge Effekte von Arzneimitteln hinter den Beschwerden.
Eine Aktivierung des Parasympathikus steigert die Bildung von Speichel und Darmsekreten sowie die gastrointestinale Peristaltik, verringert Herzfrequenz und Blutdruck und fördert die Ausscheidung. Die Pupillen verengen sich. Acetylcholin ist somit als Neurotransmitter des Parasympathikus für viele physiologische Prozesse wichtig. Er greift an den beiden cholinergen Rezeptortypen an: den muskarinergen M-Rezeptoren (M1–M5) und den nicotinergen N-Rezeptoren. Nebenwirkungsrelevant ist vor allem die Blockade der M-Rezeptoren durch Medikamente. Antagonist an diesen Rezeptoren ist das Tollkirschengift Atropin, anticholinerge Arzneistoffe rufen daher „atropinartige Nebenwirkungen“ hervor. Periphere und zentrale anticholinerge Effekte Es sind vielfältige Symptome an verschiedenen Organsystemen möglich. Sie stehen in Abhängigkeit vom Schweregrad der anticholinergen Aktivität: