8. Apr. 2024DGN-Leitlinie

ÖGN: Wo steht die medikamentöse Migräneprophylaxe?

Gegen das Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) oder dessen Rezeptor gerichtete Therapien haben die Migräneprophylaxe revolutioniert. Auch mehrere Jahre nach Einführung dieser Medikamentengruppe ist es allerdings nicht möglich, einen evidenzbasierten Therapiealgorithmus festzulegen. Die Auswahl des konkreten Präparats erfolgt daher im Wesentlichen nach Patientenpräferenzen.

Worldillustrator/AdobeStock

Migräne steht laut Daten der WHO1 aus dem Jahr 2019 nach Schlaganfall und Demenz auf Platz 3 der am meisten beeinträchtigenden Erkrankungen. Und das hat Folgen, denn mit Anstieg der Migränetage pro Monat steigen auch Krankenstandstage und Präsentismus, was letztlich Kosten durch Produktivitätsverlust bedeutet. Bei schlecht behandelter oder unbehandelter Migräne ist auch die Assoziation zu psychiatrischen Erkrankungen hoch, wie Dr. Sonja-Maria Tesar von der Kopf- und Gesichtsschmerzambulanz am Klinikum Klagenfurt ausführt. Daher ist bei häufigen Migräneattacken eine medikamentöse Prophylaxe indiziert. Gemäß der aktuellen, in Zusammenarbeit mit der ÖGN erstellten DGN-Leitlinie2 besteht Indikation bei hoher Attackenfrequenz mit hohem Leidensdruck, Einschränkung der Lebensqualität, Unwirksamkeit oder schlechter Wirksamkeit der Akuttherapie sowie bei Risiko eines Medikamentenübergebrauchs. Die Leitlinie empfiehlt, Vor- und Nachteile der Prophylaxe in Absprache mit der Patientin bzw. dem Patienten abzuwägen, wobei der Grad der wissenschaftlichen Evidenz ebenso angesprochen werden soll wie Kopfschmerzfrequenz und Leidensdruck, antizipierte Nebenwirkungen und Komorbiditäten, Lebensumstände und Patientenpräferenzen.

In der Migräneprophylaxe nicht auf Lebensstilmaßnahmen vergessen

Nicht vergessen darf dabei auf die Kombination mit nichtmedikamentösen Maßnahmen werden, so Tesar. Diese umfassen regelmäßigen aeroben Ausdauersport, Lebensstilmaßnahmen wie einen regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus und regelmäßige Essenszeiten sowie verhaltenstherapeutische Maßnahmen wie z.B. Entspannungstechniken, Biofeedback und psychologische Schmerztherapie (Schmerzbewältigung, Stressmanagement und u.U. kognitive Verhaltenstherapie). Die Erfahrung zeige jedoch, so Tesar, dass diese Maßnahmen im Alltag oft schwierig zu implementieren sind.

Um den Inhalt zu sehen, müssen Sie sich einloggen oder registrieren.