Kontroversen in der multimodalen Therapie kolorektaler Lebermetastasen
Vom Nutzen der perioperativen Systemtherapie bis zur Lebertransplantation als Therapieoption: Nach wie vor gibt es in der Therapie kolorektaler Lebermetastasen (CRML) viele offene Fragen.
Zum Zeitpunkt der Erstdiagnose eines kolorektalen Karzinoms hat bereits jeder dritte bis vierte Patient Fernmetastasen. Der häufigste Manifestationsort ist die Leber. Hier sind die Empfehlungen der S3-Leitlinie „Kolorektales Karzinom“ ganz klar: „Wenn die Prognose günstig ist, sollen technisch resektable Lebermetastasen reseziert werden“, so PD Dr. Stefan Löb, Chirurgie I, Universitätsklinikum Würzburg.
Ungünstige prognostische Kriterien bei CRLM
- Synchrone CRML (=bereits bei Erstdiagnose vorhanden)
- Metachrone CMRL, die relativ früh nach der Primariusresektion auftreten (<6 Monate)
- Keine adjuvante Chemotherapie nach Primariusresektion
Nicht empfohlen werden in der Leitlinie hingegen eine neoadjuvante Therapie von primär resektablen Lebermetastasen und eine adjuvante oder additive Chemotherapie nach Resektion der Metastasen. Die Ablehnung der Systemtherapie fußt allerdings nur auf relativ kleinen retrospektiven Studien und einer einzigen randomisiert kontrollierten Studie, in der der Nutzen einer perioperativen Chemotherapie bei Patienten mit resektablen Lebermetastasen untersucht wurde. In der Multicenter-Studie, an der sich 78 Zentren in Europa, Australien und Hongkong beteiligten, wurden 384 Patienten mit maximal vier kleinen CRML in zwei Gruppen randomisiert. In einem Behandlungsarm wurden die Metastasen nur reseziert, im anderen erhielten die Patienten zusätzlich eine perioperative FOLFOX4-Chemotherapie. In den 8,5 Jahres-Follow-up-Daten zeigte sich zwar in Bezug auf das Disease Free Survival ein kleiner, aber signifikanter Vorteil für die perioperative Chemotherapie, der sich allerdings im Gesamtüberleben nicht widerspiegelte.