Klasseneffekt: SGLT2-Inhibitoren bei Herzinsuffizienz mit erhaltener oder leicht reduzierter Auswurffraktion wirksam
SGLT2-Inhibitoren sind durch das gesamte Spektrum der Herzinsuffizienz unabhängig von der linksventrikulären Auswurffraktion wirksam und reduzieren insbesondere Hospitalisierungen wegen Herzinsuffizienz. Dies konnte nun auch für dem SGLT2-Inhibitor Dapagliflozin gezeigt werden. Eine Metaanalyse der Studie zu Dapagliflozin und Empagliflozin legt nahe, dass es sich hier um einen Klasseneffekt handelt.
In der im vergangenen Jahr publizierten EMPEROR-Preserved Studie1 konnte mit dem SGLT2-Inhibitor Empagliflozin erstmals eine günstige Beeinflussung der Herzinsuffizienz mit erhaltener oder leicht reduzierter linksventrikulärer Auswurffraktion demonstriert werden. Im Rahmen des diesjährigen ESC-Kongresses präsentierte Prof. Dr. Scott Solomon vom Brigham and Women's Hospital der Harvard Medical School in Boston die Ergebnisse der DELIVER-Studie2, die annähernd gleiche Resultate für den SGLT2-Hemmer Dapagliflozin zeigen.
DELIVER war eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie, die an 353 Zentren in 20 Ländern durchgeführt wurde. Eingeschlossen wurden Patienten im Alter ab 40 Jahren mit symptomatischer Herzinsuffizienz und einer Auswurffraktion von mindestens 40 Prozent, die entweder Dapagliflozin 10 mg/d oder Placebo erhielten und über ein medianes Follow-up von 2,3 Jahren beobachtet wurden. Primärer Endpunkt war ein Komposit aus kardiovaskulärem Tod und Verschlechterung der Herzinsuffizienz.
Insgesamt wurden 6.263 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 72 Jahren randomisiert. Die linksventrikuläre Auswurffraktion lag im Durchschnitt bei 54 Prozent. Die Patienten standen unter einer soliden Hintergrundtherapie. Bei Einschluss nahmen 77 Prozent einen ACE-Inhibitor, Angiotensin-Rezeptorblocker (ARB) oder Angiotensin-Rezeptor Neprilysin-Inhibitor (ARNI), 83 Prozent nahmen Betablocker und 43 Prozent einen Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten (MRA). Über 2,3 Jahre trat der primäre Endpunkt bei 512 von 3.131 Patienten (16,4%) in der Dapagliflozin-Gruppe sowie bei 610 von 3.132 Patienten (19,5%) in der Placebo-Gruppe ein. Damit ergibt sich eine signifikante Risikoreduktion um 18 Prozent (HR 0,82; 95% CI 0,73–0,92; p<0,001). Treiber hinter diesem Ergebnis war die signifikante Reduktion der Verschlechterung der Herzinsuffizienz um 21 Prozent. Hinsichtlich des kardiovaskulären Todes wurde hingegen Signifikanz knapp verfehlt und lediglich eine numerische Überlegenheit von Dapagliflozin beobachtet. Auch hinsichtlich sekundärer Endpunkte wie der Hospitalisierungen wegen Herzinsuffizienz sowie der Symptomatik, gemessen mit dem Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire (KCCQ) schnitt Dapagliflozin besser ab. Solomon betont, dass die Vorteile von Dapagliflozin durch alle Subgruppen gegeben waren. Insbesondere hatte die Auswurffraktion keinen Einfluss auf das Ergebnis. Patienten mit LVEF über 60 Prozent oder mit einer in den Monaten vor der Studie verbesserten Auswurffraktion sowie kürzlich hospitalisierte Patienten zeigten ähnlich gutes Ansprechen auf die Therapie.