Was lässt sich von negativen Studienergebnissen lernen?
Negative Studienergebnisse bereiten zwar den präsentierenden Autoren zuweilen sichtliches Unbehagen auf dem Podium, leisten aber dennoch einen wichtigen Beitrag zum wissenschaftlichen und klinischen Fortschritt. Daher werden negative oder „neutrale“ Studien nicht mehr in Poster-Sessions versteckt, sondern beispielsweise im Rahmen des ESC-Kongresses prominent in den Hotline-Sitzungen präsentiert. Auch in diesem Jahr zeigen wieder zahlreiche Arbeiten, was nicht funktioniert. Hier eine Auswahl:
In der PERSPECTIVE-Studie wurde die Wirkung von Neprilysin-Inhibition auf die kognitive Funktion untersucht. Hintergrund des Forschungsinteresses an dieser Frage waren einerseits die mit 30–80 Prozent sehr hohe Inzidenz kognitiver Einschränkung bei Patienten mit Herzinsuffizienz, daneben aber auch theoretische Überlegungen, dass Neprilysin-Inhibition die Amyloid-β-Ablagerung begünstigen könnte. PERSPECTIVE zeigte einerseits, dass die Behandlung der Herzinsuffizienz mit dem Neprilysin-Inhibitor Sacubitril/Valsartan im Vergleich zu Valsartan allein keinen Effekt auf die Kognition von Patienten mit Herzinsuffizienz mit leicht reduzierter oder erhaltener linksventrikulärer Auswurffraktion hat. Hinsichtlich der Ablagerung von Amyloid β sorgte die Studie jedoch für eine Überraschung: Über drei Jahre wurde in den Gehirnen der Patienten unter Neprilysin-Inhibition weniger Amyloid β abgelagert als in der Kontrollgruppe. Es könne sich dabei durchaus um einen Zufallsbefund handeln, kommentierte Studienautor Prof. Dr. John McMurray von der University of Glasgow. Allerdings wisse man jetzt aus einer randomisierten, kontrollierten Studie, dass die Sorge, Neprilysin-Inhibition könne über längere Zeit die Amyloid-β-Deposition fördern, rein hypothetisch war.
Keine kardiovaskuläre Risikoreduktion durch Allopurinol
Der Xanthin-Oxidase-Inhibitor Allopurinol zeigte in einer Population von Patienten mit ischämischer Herzerkrankung im Vergleich zu Placebo über ein mittleres Follow-up von 4,8 Jahren keinen Effekt auf die Inzidenz eines kombinierten Endpunkts aus kardiovaskulärem Tod, Myokardinfarkt und Schlaganfall. Das ist das ernüchternde Ergebnis der vom National Institute for Health Research (NIHR) und dem Health Technology Assessment Programme finanzierten britischen Studie ALL-HEART, in die mehr als 5.000 Patienten eingeschlossen wurden, die unter ischämischer Herzerkrankung, nicht jedoch unter Gicht litten. Auch hinsichtlich der zahlreichen sekundären Endpunkte verhielt sich Allopurinol neutral, brachte also keinen Benefit, erhöhte aber auch keine Risiken – eine Aussage, die für Patienten wichtig ist, die Allopurinol zur Behandlung einer Gicht einnehmen.