ERS 2017: Abschied von altbewährten Diagnosen
Ein signifikanter Anteil der Asthmapopulation zeigt keine komplett reversible Atemwegsobstruktion, und bis zu 40 Prozent aller COPD-Patienten haben eine eosinophile Entzündung der Atemwege. Eine vom Journal The Lancet eingesetzte Kommission stellte die Termini Asthma bronchiale und COPD und damit die gesamte Taxonomie der Atemwegserkrankungen infrage – und eröffnete damit eine Diskussion am diesjährigen ERS-Kongress in Mailand. (CliniCum pneumo 5/17)
Die aktuellen Entwicklungen in der medizinischen Forschung machen die Taxonomie der Erkrankungen nicht einfacher. „Wir gehen heute von einem Modell aus, in dem Exposom, Mikrobiom, Proteom, Epigenom, Genom usw. Ebenen bilden, deren Interaktion Gesundheit und Krankheit bestimmen. Nicht übersehen darf dabei aber werden, dass es auch innerhalb der einzelnen Ebenen komplexe Interaktionen gibt und wir diese Interaktionen verstehen müssen. Das ist schwierig“, sagt Prof. Dr. Alvar Agusti, Institute Clínic Respiratory, Hospital Clínic de Barcelona. Heruntergebrochen auf die Atemwegserkrankungen bedeutet dies die Forderung, Endotypen – beispielsweise anhand von Biomarkern – zu identifizieren und diese Information in Therapieentscheidungen (die gegenwärtig anhand von Phänotypen getroffen werden) einfließen zu lassen. Ein solches Konzept, dass die Aufnahme systembiologischer Ansätze in die Pulmologie bedeutet, wurde von Agusti vor wenigen Wochen im Lancet publiziert.1