31. Aug. 2017

Deutliche Mortalitätssenkung durch Gefäß-Screening

Ergebnisse der dänischen VIVA-Studie zeigen: Generelles Screening der älteren Bevölkerung auf kardiovaskuläre Erkrankungen führt zu einer erheblichen Reduktion der Mortalität. Die Effekte sind deutlicher als bei jedem bislang untersuchten onkologischen Screening und dies bei erheblich niedrigeren Kosten.
Im Rahmen der randomisierten, prospektiven Danish Viborg Vascular (VIVA) Studie wurden alle 50.156 Männer im Alter zwischen 65 und 74 Jahren einer dänischen Region erfasst. Jeder zweite von ihnen erhielt eine Einladung zu einer Screening-Untersuchung auf Hypertonie, Aortenaneurysma und periphere arterielle Verschlusskrankheit. Die übrigen Männer erhielten „usual care“, was bedeutete, dass die entsprechenden Erkrankungen erst gefunden wurden, wenn sie Symptome verursachten, oder aus anderen Gründen Kontakt mit dem Gesundheitssystem aufgenommen wurde. Der primäre Endpunkt war die Gesamtmortalität.

Hohe Rate an unerkannten Gefäß-Pathologien

Bei rund 20 Prozent der untersuchten Männer wurden Auffälligkeiten gefunden. Drei Prozent litten unter einem Aortenaneurysma, elf Prozent hatten eine pAVK und ebenfalls elf Prozent eine bislang unerkannte oder nicht therapierte Hypertonie. „Wir waren erstaunt, dass in einem Land, in dem praktisch an jeder Ecke modernste diagnostische Gerätschaften zur Verfügung stehen, fast jeder fünfte Mann über 65 unter einer nicht erkannten Gefäßerkrankung leidet“, kommentierte Studienautor Prof Dr. Jes Lindholt vom Odense Universitätsspital.
Männer mit Aortenaneurysma und/oder pAVK wurden weiter abgeklärt und erhielten individuelle Beratung mit der generellen Empfehlung mit dem Rauchen aufzuhören sowie als generelle pharmakologische Präventionsmaßnahme Aspirin (75 mg/d) und Simvastatin (40 mg/d). Bei einem Aneurysma mit mehr als 50 mm Durchmesser wurde an einen Gefäßchirurgen überwiesen, um die Frage nach Indikation zu einer möglichen Operation zu beantworten. Hypertoniker wurden zur Blutdruckeinstellung an den Allgemeinmediziner überwiesen.
Der Effekt auf die Mortalität war erheblich. Innerhalb von fünf Jahren ereigneten sich 2.566 Todesfälle in der Screening- und 2.715 Todesfälle in der Kontrollgruppe, was einer statistisch signifikanten relativen Risikoreduktion von sieben Prozent entspricht. Auf die „number needed to screen“ umgerechnet, bedeutet dies, dass 169 Männer gescreent werden müssen, um einen Todesfall zu vermeiden.

Größerer Effekt als in bisherigen Screening Studien

Dem stehen absolut überschaubare Kosten gegenüber. Die direkten Screening-Kosten werden mit 148 Euro pro Person angegeben. Damit ergeben sich für ein gewonnenes Lebensjahr Kosten von 6.872 Euro, bzw. 7.716 Euro für ein QALY (quality adjusted life year). „Ein Effekt dieser Größe wurde bislang in keinem Populations-Screening erreicht. Wir nehmen an, dass die treibenden Faktoren die 2,5-fach höhere Zahl an elektiven Aneurysma-Operationen sowie die vermehrte Initiation antithrombotischer und lipidsenkender Therapien in der Screening-Gruppe sind“, kommentiert Lindholt.

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune