21. Mai 2015

Kontinuierliche Glukosemessung mit Real-Time-Messgeräten

Eine vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen veröffentlichte Studie ergab, dass durch die kontinuierliche Glukosemessung (CGM) mit Real-Time-Messgeräten bei der gemeinsamen Betrachtung von schweren oder schwerwiegenden Hypoglykämien und HbA1c-Werten ein Zusatznutzen erzielt wird.

 

Forscher am Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) bewerteten anhand von 15 randomisierten, kontrollierten Studien mit insgesamt 1.952 Patienten den Nutzen der kontinuierlichen interstitiellen Glukosemessung (CGM) mit Real-Time-Messgeräten (rtCGM) im Vergleich zu anderen Messverfahren (z. B. Blutglukoseselbstmessung (BGSM), retrospektive CGM) sowie zu Varianten der rtCGM bei Patienten mit insulinbehandeltem Diabetes mellitus hinsichtlich patientenrelevanter Endpunkte.

Die  Studie wurde zu 3 verschiedenen Vergleichen durchgeführt:

  • Vergleich rtCGM plus BGSM versus BGSM, n = 13
  • Vergleich von Varianten der rtCGM plus BGSM, n = 2
    In beiden Studien wurde die rtCGM, die während der gesamten Studiendauer durchgängig verwendet werden sollte, mit einer rtCGM verglichen, welche intermittierend verwendet werden sollte.
  • Vergleich rtCGM plus LGS plus BGSM versus BGSM, n = 1
    In dieser Studie wurde die Therapie mit einem Kombinationsgerät, in dem die rtCGM über die Low-glucose-suspend(LGS)-Funktion mit der Insulinpumpe verbunden ist (sensorgestützte Insulinpumpentherapie mit LGS-Funktion), mit der Insulinpumpentherapie verglichen.

Eine dreiarmige Studie wurde für den Vergleich rtCGM plus BGSM versus BGSM und den Vergleich von Varianten der rtCGM plus BGSM herangezogen.

Ergebnisse

Die Patienten mit der Kombination aus BGSM und CGM konnten mit einem Real-Time-Messgerät ihren HbA1c-Wert besser einstellen als mit einer reinen BGSM, ohne dass schwere oder schwerwiegende Hypoglykämien häufiger auftraten. Bei der gemeinsamen Betrachtung der schweren oder schwerwiegenden Hypoglykämien und der HbA1c-Werte zeigt sich, dass sich der HbA1c-Wert optimieren lässt, ohne dass schwere oder schwerwiegende Hypoglykämien häufiger als in der Kontrollgruppe auftreten. Die Aussagesicherheit reicht dabei je nach Altersgruppe (über/unter 18 Jahre) und Schwere der Hypoglykämie von einem Anhaltspunkt bis zu einem Beleg.

Beim Endpunkt Hautreaktionen ergab sich bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein Anhaltspunkt für einen Schaden der Real-Time-CGM. Bei der gesundheitsbezogenen Lebensqualität lieferten die wenigen klinisch relevanten Studienergebnisse kein einheitliches Bild, dadurch ließ sich kein Anhaltspunkt für einen Vor- oder Nachteil ableiten. Für alle anderen Endpunkte wurden entweder mangels statistisch signifikanter Unterschiede oder aufgrund fehlender Daten keine Aussage über einen größeren Nutzen oder Schaden der Real-Time-CGM-BGSM-Kombination gegenüber der reinen BGSM getroffen.

Beim Vergleich verschiedener Varianten der Real-Time-CGM, insbesondere kontinuierlicher versus intermittierender Real-Time-CGM, ergab sich wegen teils wegen fehlender statistisch signifikanter Unterschiede und teils wegen fehlender Daten für keinen Endpunkt ein Anhaltspunkt für einen größeren Nutzen oder Schaden einer Variante. Dasselbe gilt für die Frage, ob eine Real-Time-CGM im Verbund mit BGSM und LGS-Funktion mehr nutzt oder schadet als eine reine BGSM: Für keinen der relevanten Endpunkte lieferte die einzige relevante Studie zu diesem Vergleich statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Behandlungsoptionen.

IQWiG-Berichte – Nr. 289
Kontinuierliche interstitielle Glukosemessung (CGM) mit Real-Time-Messgeräten bei insulinpflichtigem Diabetes mellitus

Quelle: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen