25. März 2015

Typ 2-Diabetes mit häufiger Antibiotika-Gabe assoziiert

Patienten, die wiederholt mit Antibiotika behandelt werden, haben einer aktuellen Studie zufolge ein erhöhtes Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken.

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Eine am 24. März im European Journal of Endocrinology veröffentlichte Studie verfolgte die Antibiotika-Verschreibungen bei einer Million Briten und kam zu dem Ergebnis, dass es einen Zusammenhang zwischen Typ 2-Diabetes und Antibiotikaverschreibungen gibt. Ben Boursi von der Division of Gastroenterology an der University of Pennsylvania und seinen Kollegen zufolge lasse sich daraus nicht unbedingt schließen, dass die Medikamente Diabetes auslösen. Genausogut könnten häufige Infektionen als Warnsignal für unmittelbar bevorstehende Diabeteserkrankung interpretiert werden.

Um zu diesem Resultat zu gelangen, hatten die Wissenschaftler untersucht, wie häufig 208.000 Diabetikern – sowohl Typ 1 als auch Typ-2-Diabetikern – mindestens ein Jahr, bevor Diabetes diagnostiziert wurde, Antibiotika verschrieben worden waren. Diese Daten wurden mit jenen von 816.000 nicht-diabetischen Patienten gleichen Alters und Geschlechts verglichen.

Knapp jeder zweiten Person wurde irgendwann im Lauf des Untersuchungszeitraums ein Antibiotikum verordnet. Das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöhte sich mit der Zahl der Antibiotika-Verschreibungen.

So war beispielsweise das Risiko für Typ-2-Diabetes bei Patienten, die 2 bis 5 Mal Penicillin erhalten hatten, um 8 Prozent höher als bei jenen, die kein Penicillin bekommen hatten. Bei jenen, denen öfter als 5 Mal Penicillin verschrieben worden waren, belief sich das Diabetes-Risiko auf 23 Prozent.

Erhielten die Patienten 2 bis 5 Mal Chinolone, war das Typ-2-Diabetes-Risiko um 15 Prozent erhöht. Unter jenen, die mehr als 5 Chinolon-Behandlungen erhalten hatten, erhöhte sich das Diabetesrisiko um 37 Prozent.

Bei antiviralen Medikamente und Antimykotika wurde kein Zusammenhang mit Diabetes gefunden. Der Einsatz von Antibiotika schien auch nicht das Risiko für Typ-1-Diabetes zu beeinflussen.

Boursi geht davon aus, dass durch die Einnahme von Antibiotika ausgelöste Änderungen im Mikrobiom die Ergebnisse erklären könnten. Er wies in einer Aussendung der Universität darauf hin, dass seine Studienergebnisse nicht nur zum Verständnis beitragen würden, wie sich Diabetes entwickeln könne. Man sollte sie auch als Warnung vor unnötigen Antibiotika-Behandlungen verstehen, die mehr schaden als nützen.

Ben Boursi, Ronac Mamtani, Kevin Haynes, Yu-Xiao Yang
The effect of past antibiotic exposure on diabetes risk
European Journal of Endocrinology, First published online 24 March 2015, doi: 10.1530/EJE-14-1163