„Ein toller Beruf zwischen Mensch und Technik“
OA Dr. Robert Jäger, von der Universitätsklinik für Strahlentherapie-Radioonkologie Innsbruck, wurde von Univ.-Prof. DI Dr. Lukas für die Youngstar-Serie vorgeschlagen. Im Gespräch mit der krebs:hilfe! erzählt er, wie man die junge Generation „abholen“ kann. (krebs:hilfe! 3/17)
Kollegen schätzen an Jäger vor allem seine „extrem engagierte Klinikarbeit“. Der auf gastrointestinale Tumore spezialisierte Radioonkologe fällt aber auch durch seine umfangreiche Vortragstätigkeit auf und engagiert sich bei verschiedenen Fachgesellschaften. Erst vor Kurzem wurde er zum Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Radioonkologie ernannt.
Buddy für Assistenten
Jäger selbst zählt sich mit 43 Jahren bereits zur mittleren Generation der Strahlentherapeuten. „Von der älteren Generation werden in den nächsten Jahren einige in Pension gehen. Das wird ein echtes Problem für die radioonkologische Versorgung“, sagt Jäger. Schon jetzt sind aus Mangel an Bewerbern nicht alle Assistenzarztstellen an der Innsbrucker Klinik für Strahlentherapie-Radioonkologie besetzt. Dabei ist es ein wirklich toller Beruf, findet Jäger. Für ihn liegt der Reiz an der Kombination aus Medizin, Technik, Physik und intensivem Patientenkontakt. Im Gegensatz zur Radiologie bekomme man als Strahlentherapeut eher direkt Feedback von den Patienten. Wichtig sind Jäger auch die technischen Rahmenbedingungen. Als Versorger für ein sehr großes Einzugsgebiet ist Innsbruck technisch auf dem aktuellen Stand und mit guten, modernen Geräten ausgestattet.
Im Bereich Radioonkologie wird das gesamte Spektrum an Leistungen und Ausbildungsinhalten angeboten. Jäger macht es Spaß, hier aus dem Vollen schöpfen zu können. Für das Nebenwirkungsmanagement und die intensive Patientenbetreuung sei es zudem von enormer Bedeutung, eine eigene Bettenstation vor Ort zu haben, so Jäger. Auch für die Ausbildung der Assistenzärzte sei die stationäre Patientenbetreuung wichtig. Dabei betont Jäger, dass Berufsanfänger nicht allein gelassen werden. „An unserer Abteilung bekommt jeder Assistenzarzt einen sogenannten Buddy, also einen Facharzt, zugeteilt, der ihn fachlich, aber auch persönlich unterstützt. Das ist sehr wichtig, denn die junge Generation will abgeholt und begleitet werden.“
Telemedizin in Tirol
An seiner Arbeit schätzt Jäger auch die gemeinsame Organisation von Kongressen und Fortbildungen sowie den alltäglichen Austausch mit anderen onkologischen Fachdisziplinen. Interdisziplinär werden im Tiroler Arbeitskreis für Onkologie (TAKO) die Leitlinien für die Diagnose und Behandlung der einzelnen Tumorentitäten erstellt und regelmäßig aktualisiert. Ein Update zu Tumoren des oberen Gastrointestinaltraktes ist aktuell in Vorbereitung. Was die interdisziplinäre Zusammenarbeit betrifft, so hat sich in ganz Tirol und zum Teil auch Südtirol bereits ein Netzwerk an Kliniken gebildet, die über Videokonferenzen Tumorboards abhalten.
„Es ist wichtig, onkologische Patienten aufgrund der oft komplexen Therapiesituation vorab im Tumorboard mit allen Fachdisziplinen zu besprechen. In der prätherapeutischen Diagnostik gibt es zum Teil noch Defizite, aber gerade diese ist essenziell, um eine klare Indikation für die radioonkologische Therapie stellen zu können“, so Jäger. Ein aktuelles Projekt für Jäger ist die P02-Studie der ABCSG, die die Wirksamkeit einer Radiochemotherapie bei lokal inoperablen Tumoren des Pankreas untersuchen soll. „Bereits im Vorfeld haben wir in der gastrointestinalen Gruppe der ÖGRO das radioonkologische Konzept überarbeitet und das Zielvolumen für die Bestrahlung zur Reduktion der Interobserver- Variabilität genau definiert“, so Jäger, der sich an der geplanten radioonkologischen Qualitätskontrolle der Studie beteiligen wird.
Arbeitsverdichtung
Ein zunehmendes Problem sieht Jäger in der Arbeitsverdichtung, bedingt durch das strengere Arbeitszeitgesetz, aber auch durch die Nichtbesetzung von ärztlichen Stellen. „Am Ende resultiert daraus weniger Zeit für den Patienten, und das beeinflusst gerade im öffentlichen Dienst massiv die Arbeitsplatzzufriedenheit. Natürlich möchte man jedem Patienten die optimale Therapie anbieten und braucht dafür entsprechend Zeit. Der Zeitdruck führt immer mehr zu Stress, aber auch Frustration, und das nimmt man dann mit nach Hause.“
Weitere Vorschläge für Kandidaten dieser Serie richten Sie bitte an krebshilfe@medizin-medien.at