Der PSMA-Typ der Urologie
Dr. Bernhard Grubmüller, Universitätsklinik für Urologie, Wien, ist Urologe in zweiter Generation, hat sich aber mit 29 Jahren bereits selbst einen Namen gemacht: Er ist der PSMA-Typ, der mittels Früherkennung biochemischer Rezidive die Prostatakrebstherapie verbessern möchte. (krebs:hilfe! 8-9/2018)
Grubmüller wurde 2017 für seine Arbeit zur PSMA-PET-Bildgebung von biochemischen Prostatakarzinomrezidiven mit dem Best Paper Award der Österreichischen Gesellschaft für Urologie (ÖGU) ausgezeichnet (Grubmüller B et al., Eur J Nucl Med Mol Imaging 2018). Beim diesjährigen Kongress der European Association of Urology präsentierte er zwei Abstracts zum primären Staging mittels PSMA-PET/MRT bzw. -PET/CT. „Regional kennt man mich schön langsam als den PSMA-Typen in der Urologie“, sagt Grubmüller. „Wobei diese Studien nur in enger Zusammenarbeit mit der Nuklearmedizin und speziell mit Markus Hartenbach möglich sind. Alleine ginge das nicht.“ Gerade diese Interdisziplinarität scheint zielführend. „Denn es waren zwar Nuklearmediziner, die erstmals die hohen Detektionsraten mit der PSMA-PET publizierten, aber wir waren interdisziplinär die Ersten, die gezeigt haben, inwieweit das etwas für den Urologen im klinischen Alltag ändert.“
Entscheidend für Metastasentherapie …
In dem von der ÖGU ausgezeichneten Paper analysierten Grubmüller und Kollegen retrospektiv die 68Ga-PSMA-PET/CT bzw. -PET/MRT bei 117 Hormontherapie-naiven Patienten mit einem biochemischen Rezidiv nach radikaler Prostatektomie. Die neue Methode wurde mit CT/MRT alleine verglichen und der Einfluss auf Therapieentscheidungen evaluiert. „Trotz lokaler Therapie mit kurativer Intention erleidet ca. ein Drittel der Patienten ein biochemisches Rezidiv. Bisher konnte mit der Standardbildgebung aber kein Grund für das Rezidiv gefunden werden. Mit der PSMA-PET-Bildgebung ist dies nun aber möglich. Bei PSA-Werten zwischen 0,2 und 2ng/ml war die Detektionsrate in unserer Kohorte sehr hoch. Im Vergleich dazu wird die Standardbildgebung erst ab einem Rezidiv-PSA-Wert von 10ng/ml interessant. Das ist aber viel zu hoch für potenziell kurative Therapien.“
Bei Patienten, bei denen das PSMA-PET positiv und die Standardbildgebung negativ war, hatte dies in 75 Prozent der Fälle eine Änderung der Therapie zur Folge. Und diese betraf großteils die metastasengerichtete Therapie, das heißt Radiotherapie gezielt auf das Rezidiv, oder Salvage-Lymphadenektomie. „Je geringer der PSA-Wert, desto interessanter ist es, eine gute Bildgebung zu haben, um zielgerichtet das Rezidiv zu therapieren. – Und nicht, so wie es früher gemacht wurde, entweder ins Blinde zu bestrahlen oder eine Hormontherapie zu geben, die keinen Überlebensvorteil bringt.“
… und primäres Staging
In einer soeben zur Publikation angenommenen Studie untersuchten Grubmüller et al. die PSMA-PET/MRT im primären Staging bei etwa 120 Patienten, für die eine Prostatektomie geplant war. Bei High-risk-Patienten bestand ein negatives Staging-Ergebnis aus CT und Knochenscan. „Die Idee war, dass wir mit dem PSMA-PET/MRT ein zuverlässiges und akkurates Ganzkörper-TNM-Staging machen. Das lokale Staging mit multiparametrischer MRT hat eine Sensitivität und Spezifität von ca. 60 Prozent. Das ist sehr gut, es gibt aber Spielraum nach oben.“
Die PSMA-PET/MRT konnte das lokale Stadium mit einer Genauigkeit von 85 bis 90 Prozent vorhersagen, was v.a. für die OP-Planung und mögliche Nerverhaltung interessant ist. Zudem wurde gezeigt, dass auch das Ganzkörperstaging viel adäquater und akkurater erfolgt. Bei zwölf Prozent fanden sich Metastasen trotz negativer Standardbildgebung, was die Therapie geändert hat. 14 Patienten mit Metastasen erhielten dann eine Chemotherapie, jene mit lokal unresektablem Stadium eine Radiotherapie.
Von Nähe und Distanz
Neben weiteren Forschungsprojekten, bei denen u.a. PSMA-markierte Lymphknoten intraoperativ noch zielgenauer detektiert werden sollen, will Grubmüller demnächst sein PhD-Studium für Applied Medical Science abschließen und im November die Facharztprüfung absolvieren.Warum seine Wahl auf die Urologie fiel? Es sollte jedenfalls ein chirurgisches Fach sein. „Gegen Ende des Studiums hat es mich ein bisschen in Richtung Allgemeinchirurgie gezogen, im Endeffekt blieb das Herz aber bei der Urologie.“ Grubmüller will das Fach aber nicht auf den chirurgischen Teil reduzieren.
„Es geht auch darum, die Systemtherapien sinnvoll einzusetzen.“ Mit diesem ganzheitlichen Wissen will der Jungurologe Patienten im gesamten Krankheitsverlauf betreuen und eine gute Beziehung aufbauen, um das Ergebnis zu verbessern. Gerade das war am Beginn seiner Tätigkeit auch sehr belastend. „Aber man lernt, die Dinge nicht so an sich ranzulassen, sonst ginge das nicht. Wenn man dann die Patienten gut betreut und manche sogar heilen kann oder neue Therapieansätze mitentwickelt, ist das einfach etwas, das einen erfüllt.“
Weitere Vorschläge für Kandidaten dieser Serie richten Sie bitte an krebshilfe@medizin-medien.at