15. Nov. 2023Protest am 4. Dezember

Wiener Spitalsumfrage: Keine Besserung in Sicht

Die Ergebnisse der Wiener Spitalsumfrage 2023 zeigen, dass große Unzufriedenheit mit allen Stakeholdern besteht. Die Ärztekammer ruft zum Protestmarsch am 4. 12. auf.

Gestresste und überarbeitete Ärztin, die Scrubs trägt, sitzt auf dem Boden im Krankenhauskorridor
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Die Ärztekammer für Wien präsentierte in einer Pressekonferenz die Detailergebnisse der Spitalsärztebefragung 2023. „Meine Zahl des Tages ist 0“, so Dr. Stefan Ferenci, Obmann der Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer für Wien. „Genau so viel Prozent der befragten Spitalsärztinnen und -ärzte sind ‚sehr zufrieden‘ mit Stadtrat Peter Hackers Gesundheitspolitik.“ Dabei handle es sich nicht um „Politik-bashing“ seitens der Ärztekammer, sondern die Zahl sei Ausdruck der Perspektivenlosigkeit der Angestellten in Wiens Spitälern.

Große Unzufriedenheit mit allen Stakeholdern

Dr. Peter Hajek, Geschäftsführer Public Opinion Strategies GmbH, betonte, dass die Stichprobe allen Kriterien der Wissenschaft entspreche und somit repräsentativ sei. „Zu behaupten, dass wir zu wenige Ärztinnen und Ärzte befragt haben und zu wenig Häuser abgedeckt wurden, ist schlichtweg falsch“, so Hajek. Die wichtigsten Ergebnisse der Befragung der knapp 1.900 Spitalsärztinnen und -ärzte in Wien zeigen:

  • Es herrscht großes Verständnis für Kündigungen bei Ärztinnen und Ärzten als auch bei der Pflege. 90% der Befragten verstehen, dass ärztliches Personal kündigt, 89% verstehen, dass Pflegekräfte kündigen.
  • 60% der WiGev-Ärztinnen und -Ärzte empfinden die IT-Ausstattung als belastend im Alltag (vgl. 33% in den Ordensspitälern)
  • 61% der befragten Ärztinnen und Ärzte sind mit der Unternehmensführung unzufrieden, im WiGev sind es sogar 72%
  • Während im Oktober 2022 noch 25% der Befragten angaben, mit der Gesundheitspolitik in Wien „überhaupt nicht zufrieden“ zu sein, sind es im September 2023 44%.

„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es für die große Unzufriedenheit nicht nur einen Verantwortlichen gibt. Mein Appell ist daher, dass sich alle Stakeholder der Sache annehmen müssen“, resümierte der Meinungsforscher.

Protestmarsch am 4. Dezember

„9 von 10 Ärztinnen und Ärzte verstehen, dass ihre Kolleginnen und Kollegen kündigen. Das heißt die, die eine Absprungmöglichkeit sehen, gehen weg. Man muss jetzt wirklich rasch gegensteuern!“, forderte Ferenci. Seit Monaten ignoriere die Politik die Lösungsvorschläge der Ärztekammer aus dem 10-Punkte-Plan zur Rettung der Wiener Spitäler. Er räumte ein, dass die Kammer manchmal „sicher zu wenig innovativ und progressiv“ sei – aber auch die Wiener Stadtregierung sei „nicht unbedingt flott“ bei Problemlösungen. „So kann es nicht weitergehen. Daher gibt es am 4.12. den Protestmarsch im Interesse der Patientinnen und Patienten, ihrer Angehörigen und aller Spitalsbeschäftigten. Das ist ein Hilfeschrei!“, so der Kurienobmann.

Auch Dr. Johannes Steinhart, Präsident der Ärztekammer für Wien und der Österreichischen Ärztekammer, bekundete seine Solidarität mit den Spitalsärztinnen und -ärzten. „Die Ärztinnen und Ärzte müssten entlastet werden, da sie es schließlich seien, die die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen und nicht die Gesundheitsbürokraten in den Ministerien, Ländern oder Sozialversicherungen.“

Pressekonferenz der Ärztekammer für Wien, „Neue Detailergebnisse der Wiener Spitalsumfrage 2023“, 14.11.2023