5. März 2024Gürtelrose kann viele Komplikationen nach sich ziehen

Herpes Zoster durch Impfung verhindern

Fast alle Erwachsenen sind mit dem Herpes-zoster-Virus infiziert, das nach einer Erstinfektion mit dem Varicella-zoster-Virus (Windpocken) im Körper verbleibt und sich in die Nervenknoten entlang der Wirbelsäure einnistet. Wenn das Immunsystem geschwächt ist, kann es zu einer Reaktivierung des Virus und damit zum Ausbruch von Herpes Zoster (Gürtelrose) kommen. Mit einer Impfung lässt sich dies jedoch verhindern.

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Mehr als 99% der über 50-Jährigen tragen das Varizella-zoster-Virus in sich, jährlich bricht Herpes Zoster bei etwa 40.000 Menschen in Österreich aus. Aufgrund der Immunseneszenz ist das Alter der wichtigste Risikofaktor für den Ausbruch der Erkrankung, häufige Grunderkrankungen wie rheumatoide Arthritis, COPD, kardiovaskuläre Erkrankungen, chronische Nierenerkrankungen, Diabetes oder Asthma sowie immunsupprimierende Therapien erhöhen das Risiko zusätzlich.

Starke Schmerzen durch Nervenschädigungen

Erste Anzeichen von Herpes Zoster sind Schmerzen und ein einseitiger Hautausschlag, meist im Brustkorbbereich durch den Befall der Zwischenrippennerven. Die Schmerzen werden durch Nervenschädigungen auf unterschiedlichen Ebenen verursacht. „Dementsprechend beschreiben Patientinnen und Patienten auch unterschiedliche Schmerzerlebnisse“, erläuterte ao. Univ.-Prof. Dr. Stefan Winkler, Stv. Leiter der Klinischen Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin, Univ.-Klinik für Innere Medizin I, Wien, bei einem Pressegespräch zum Thema Gürtelrose. „Manche vergleichen die Schmerzen mit Dornen, die sich in die Haut bohren, andere erinnert der Schmerz an Stiche mit scharfen Nägeln. Wieder andere haben das Gefühl, als würden ihre Nervenenden unter Feuer stehen, und einige empfinden elektrisierende Schmerzen wie bei einem Stromschlag.“ Herpes Zoster wird einerseits mit Virostatika behandelt, um die Virusvermehrung einzudämmen (dies sollte innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome erfolgen), andererseits durch eine Kombination von Schmerztherapien (Schmerzpflaster, Opioide, Antidepressiva, Spasmolytika, physikalische Therapie, lokale Nervenblockade), eine kausale Therapie ist nicht möglich. Die Lebensqualität der Erkrankten ist jedenfalls eingeschränkt (Schlafstörungen, Verlust von Lebensfreude und Leistungsfähigkeit, Beeinträchtigung des Soziallebens).

Schwerwiegende Komplikationen infolge von Herpes Zoster

Bis zu 30% der Herpes-Zoster-Patientinnen und -Patienten sind darüber hinaus von Komplikationen betroffen. Die bekannteste und häufigste davon ist die Post-Zoster-Neuralgie. „Die teils irreversiblen, starken Nervenschmerzen dauern mindestens 3 Monate an, können aber in manchen Fällen über Jahre anhalten“, erklärte Assoc. Prof. PD Dr. Assunta Dal-Bianco, Univ.-Klinik für Neurologie, Wien.

Winkler nannte weitere Komplikationen von Herpes Zoster: Zoster ophthalmaticus (HZO), bei dem das Auge in Mitleidenschaft gezogen ist und nach Entzündungen von Bindehaut, Hornhaut, der mittleren Augenhaut oder des Sehnervs sogar ein dauerhafter Sehverlust eintreten kann, und Zoster oticus, bei dem der äußere Gehörgang und die Ohrmuschel befallen sind. Wenn auch der 7. Hirnnerv betroffen ist, kann es zu einer Gesichtslähmung kommen, wenn der 8. Hirnnerv involviert ist, führt dies zur Beeinträchtigung des Gleichgewichts und der Hörfunktion.

Eine seltene, aber sehr schwerwiegende Komplikation ist die Zoster-Enzephalitis, die sich als klassische virale Enzephalitis mit Bewusstseinstrübung, Verwirrtheit, Fieber, Kopfschmerzen und epileptischen Anfällen sowie Symptomen einer Meningitis manifestiert und vor allem bei Immunsupprimierten schwere Verläufe zeigt, wie Dal-Bianco darlegt. Sie weist außerdem darauf hin, dass auch ein Zusammenhang von Herpes Zoster mit dem Auftreten von Schlaganfällen besteht, was auf die Entzündung von Gefäßen (Vaskulitiden) zurückzuführen ist. „Das Risiko ist hier um das 1,3- bis 4-Fache erhöht. Kontrovers diskutiert wird derzeit noch der Zusammenhang zwischen Herpes Zoster und einer Begünstigung von Demenzerkrankungen. Einige Studien weisen allerdings darauf hin“, so Dal-Bianco.

Schutzimpfung für Erwachsene

Ein Schutz vor Herpes Zoster und den daraus resultierenden Komplikationen ist möglich. Die Herpes-Zoster-Impfung wird im österreichischen Impfplan für alle Erwachsenen über 50 Jahre empfohlen sowie für Personen ab 18 Jahren, die aufgrund von Immunsuppression oder Grunderkrankungen ein besonders hohes Erkrankungsrisiko haben. Die Kosten für die Impfung werden allerdings nicht von der Sozialversicherung übernommen, sondern müssen privat bezahlt werden.

Derzeit sind in Österreich 2 Impfstoffe zugelassen: ein Lebendimpfstoff (Zostavax®) und ein Totimpfstoff (Shingrix®). Wegen seiner langanhaltenden Wirksamkeit ist laut Impfplan die Verwendung des Totimpfstoffs, der seit Herbst 2021 in Österreich verfügbar ist, zur Vorbeugung von Herpes Zoster empfohlen. Zur vollständigen Immunisierung sind 2 Teilimpfungen notwendig. Der Lebendimpfstoff Zostavax® verliert nach wenigen Jahren an Wirksamkeit und ist bei Immunschwäche ungeeignet. Daher wird er nicht mehr empfohlen. Für Kinder ist die Herpes-Zoster-Impfung weder vorgesehen noch empfohlen.

Für Kinder vor dem Eintritt in den Kindergarten und für Frauen, die noch keine Infektion durchgemacht haben, ist vor einer Schwangerschaft hingegen die Varizellen-Impfung gegen Windpocken empfohlen. Diese könne auch das Auftreten bzw. die Folgen einer Gürtelrose minimieren, sagten Winkler und Dal-Bianco auf Nachfrage. Es gebe die Impfung aber noch nicht lange genug, um beurteilen zu können, wie sie sich auswirkt, wenn die Geimpften das Risikoalter erreicht haben.

Quelle: Pressegespräch von GSK „Gürtelrose – reine Nervensache?“, Wien, 29.2.2024