6. Okt. 2021Covid-19 Update 06.10.2021

Umfrage zeigt Belastung durch „Corona-Situation“; Empfehlungen für Behandlung von Long Covid

+++ Corona-Pandemie als Dauerbelastung v.a. für Frauen – Covid-Medikament halbiert Risiko für sehr schwere Verläufe – Empfehlungen für Behandlung von Long-Covid-Patienten beschlossen – Ausbreitung des Sars-CoV-2-Virus verlangsamt sich weltweit – Erstmals mehr als 900 Tote pro Tag in Russland +++

Coronavirus Warnung
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Corona-Pandemie als Dauerbelastung v.a. für Frauen

Mit fortschreitender Dauer der Corona-Pandemie nimmt auch die Belastung der Bevölkerung zu. Dabei zeigen sich große Unterschiede, sowohl zwischen den Altersgruppen und Geschlechtern als auch zwischen Stadt- und Landbevölkerung. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Online-Umfrage der Wiener Städtischen mit 1.000 Teilnehmern (Gallup, 12.–17. August 2021), die am Dienstag, 5.10., in Wien präsentiert wurde.

Nur noch 67 Prozent statt 75 Prozent im Vorjahr bezeichnen ihren gegenwärtigen Gesundheitszustand als "gut" oder "sehr gut". Die "Corona-Situation" belastet 57 Prozent der Österreicher "deutlich" (42%) bzw. "sehr deutlich" (15%) - ein Zuwachs von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dabei sind Frauen mit 19 Prozent fast doppelt so oft "sehr deutlich durch die Corona-Situation belastet", als Männer (10%). Doris Wendler, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen Versicherung, führt dies darauf zurück, dass Home Office, Home Schooling, Quarantäne von Kindern, Haushalt und Pflege von Erkrankten "die Frauen scheinbar mehr beschäftigt als Männer".

Auch der Wohnort spielt eine große Rolle: So fühlen sich Stadtbewohner um zehn Prozentpunkte öfter "(sehr) belastet" (61%) als die Landbevölkerung (51%). Aber auch Geringverdiener (unter 1.500 Euro) sind mit 64 Prozent um zehn Prozentpunkte stärker betroffen als Besserverdienende (über 3.000 Euro). Unter den Geringverdienern fühlen sich 22 Prozent sogar "sehr stark betroffen" im Vergleich zu nur zehn Prozent der Besserverdienenden. 52 Prozent der Befragten wollen auch bei ihren Kindern eine "deutliche" mentale Belastung bemerkt haben, darunter 15 Prozent eine "sehr deutliche". Das korreliert auch mit einer erhöhten Anfrage bei Kinderärzten und -psychologen, wie Wendler anmerkte.

Ein Viertel der Befragten fühlt sich körperlich (24%) und mental (27%) in einem schlechteren Zustand als noch vor zwölf Monaten. 43 Prozent davon sind Unter-35-Jährige. Das liegt laut Wendler daran, dass Jüngere stärker vom "Ausschluss aus dem öffentlichen Leben" betroffen waren. Dass die Lockdowns der Gesundheit wenig zuträglich waren, zeigt sich auch daran, dass 28 Prozent während der Pandemie zugenommen haben. Immerhin 29 Prozent gaben aber an, nun mehr auf ihre Gesundheit zu achten.

Von den in der Umfrage erfassten 86 Corona-Erkrankten gaben 61 Prozent an, an Long Covid-Symptomen zu leiden. Dazu zählen vor allem Antriebslosigkeit und rasche körperliche Erschöpfung, aber auch Atemnot, fehlender Geruchssinn und andere Defizite. Gegen derartige Spätfolgen helfe eigentlich nur, sich von vornherein impfen zu lassen, so Wendler.

Die Umfrage zeigt auch, dass sich rund 16 Prozent der Bevölkerung zu den "Impfskeptikern" zählen lassen, die sich nicht impfen lassen wollen. Jedoch ist dieser Wert niedriger als noch vor einem Jahr, als die generelle Impfbereitschaft nur bei 54 Prozent lag. Frauen lehnen mit 20 Prozent deutlich häufiger eine Impfung ab als Männer (13%), was laut Reithner an "zu wenig Information und Wissen über zukünftige Auswirkungen" liege. Dabei spielen die Sozialen Medien eine große Rolle, die nicht nur bei Frauen, sondern bei den Unter-35-Jährigen generell zur größten Ablehnung der Impfung führt. Aufklärungs- und Impfkampagnen können dabei Abhilfe schaffen, das zeigt der Vergleich zur Vorjahresbefragung. (APA)

Covid-Medikament halbiert Risiko für sehr schwere Verläufe

Ein neues Corona-Medikament des US-Pharmakonzerns Merck reduziert bei Risiko-Patienten einer klinischen Studie zufolge deutlich die Wahrscheinlichkeit sehr schwerer Verläufe. Man wolle sich so schnell wie möglich um den Einsatz in den USA bemühen und auch entsprechende Anträge bei Behörden weltweit stellen, teilte der in Österreich unter dem Namen MSD bekannte Konzern am Freitag, 1.10., mit. Die Arznei wird als Tablette verabreicht.

In der Studie hätten Corona-Patienten mit milden bis moderaten Symptomen, die mit einem Placebo behandelt wurden, in 14,1 Prozent der Fälle innerhalb von 29 Tagen ins Krankenhaus gemusst oder seien gestorben, erläuterte Merck. In der Patienten-Gruppe, die mit dem Medikament Molnupiravir behandelt wurde, seien es mit 7,3 Prozent nur etwa halb so viele gewesen.

Die Zahlen basieren auf einer Auswertung der Daten von 775 Corona-Patienten. Alle Probanden wiesen mindestens einen Risikofaktor auf, der einen schweren Verlauf wahrscheinlich macht. In der Testgruppe, die das Merck-Medikament erhielt, habe es im Studienzeitraum keine Todesfälle gegeben. Unterdessen seien acht Menschen gestorben, die das Placebo erhielten. Die Merck-Aktie sprang im vorbörslichen Handel am Freitag zeitweise um rund acht Prozent hoch. (APA/dpa)

Empfehlungen für Behandlung von Long-Covid-Patienten beschlossen

Bund, Länder und Sozialversicherungen haben Empfehlungen für die Versorgung von Personen mit "Long Covid" beschlossen. Wie das Gesundheitsministerium am Samstag, 2.10., mitteilte, erfolgte ein entsprechender Beschluss in der Bundes-Zielsteuerungskommission. Damit wolle man eine österreichweit einheitliche medizinische Versorgung von Personen mit "Long Covid" sicherstellen.

Dafür werden alle für die Versorgung relevanten Bereiche von der Primärversorgung bzw. den Hausärzten bis zur Rehabilitation miteinbezogen, hieß es. Gesundheitsminister Werner Mückstein lobte den Beschluss als "wichtigen Schritt". Er nehme als Arzt und Gesundheitsminister "Long Covid" sehr ernst und möchte Bewusstsein dafür schaffen. Dazu stehe er in engem Austausch mit allen relevanten Stakeholdern, so Mückstein.

"Die unterschiedlichen Folgen einer Corona-Erkrankung benötigen umfassende Expertise", so Peter Lehner, Co-Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger. Die systemübergreifende integrative Betreuung ermögliche eine individuelle Behandlung und kann so die Patienten bestmöglich bei ihrer Genesung unterstützen. "Somit müssen keine neuen Einrichtungen geschaffen werden, sondern es werden die bewährten Strukturen mit einer starken Verzahnung genutzt", erklärte Lehner. Die Behandlung von Personen mit "Long Covid"-Symptomen soll vorrangig niederschwellig von der Primärversorgung wahrgenommen werden.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums kommt es bei etwa zehn bis 14 Prozent der Fälle nach akuter Covid-19-Erkrankung zu länger dauernden Beschwerden bzw. zu Langzeitfolgen. Wobei die Symptomatik sehr heterogen ist und unterschiedliche Schweregrade aufweist. Die an "Long Covid" erkrankten Personen können über längere Zeit, sprich mehr als vier Wochen nach Infektionsbeginn anhaltend, an physischen Symptomen wie unter anderem Fatigue, Kurzatmigkeit, Geruchs- und Geschmacksstörungen, Hypertonie und mangelnder Belastbarkeit oder an psychischen Beschwerden wie z.B. kognitiven Störungen, Depressionen und Angstzuständen leiden, hieß es. (APA)

Ausbreitung des Sars-CoV-2-Virus verlangsamt sich weltweit

Das weltweite Pandemie-Geschehen hat sich in der fünften Woche in Folge verlangsamt. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen ging um elf Prozent auf 457.000 zurück, wie aus einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP auf Grundlage offizieller Daten vom Donnerstag hervorgeht. Seit Mitte Juni waren die Infektionszahlen wegen der hochansteckenden Delta-Variante gestiegen, seit über einem Monat sind sie jedoch wieder rückläufig.

Die bestätigten Fälle spiegeln allerdings nur einen Bruchteil der tatsächlichen Infektionen wider, da sich Zählweise und Testpraktiken der einzelnen Länder unterscheiden. Dennoch ist in weiten Teilen der Welt eine Verbesserung der Lage festzustellen: In Lateinamerika und der Karibik wurde ein Rückgang der Infektionsfälle um 31 Prozent verzeichnet, im Nahen Osten um 21 Prozent und in Asien um 15 Prozent. In den Vereinigten Staaten und Kanada gab es ein Zehntel weniger Fälle, in Afrika und Europa blieb das Infektionsgeschehen auf einem stabilen Niveau.

Den stärksten Zuwachs an Neuinfektionen verzeichnete Litauen mit 62 Prozent, gefolgt von Rumänien mit 60 Prozent. Auch in Südkorea (46%) und der Ukraine (36%) war ein starker Anstieg zu verzeichnen. Am stärksten sanken die Fallzahlen in Japan mit einem Minus von 42 Prozent, gefolgt von Marokko (37%), Sri Lanka (36%), Indonesien (33%) und Israel (31%). Die Zahl der täglichen Todesfälle sank weltweit um sieben Prozent auf 7.779.
Das schnellste Impftempo unter den Ländern mit mehr als einer Million Einwohnern legte Kuba mit seinem selbst entwickelten Vakzin an den Tag. Pro Tag werden dort 2,16 Prozent der Bevölkerung geimpft. Danach folgen Südkorea mit 1,49 Prozent und Taiwan mit 1,21 Prozent. (APA/AFP)

Erstmals mehr als 900 Tote pro Tag in Russland

Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie hat Russland mehr als 900 Todesfälle innerhalb eines Tages verzeichnet. Der offiziellen Statistik vom Mittwoch, 6.10., zufolge starben 929 Menschen innerhalb eines Tages mit dem Virus. Seit Tagen verzeichnet das flächenmäßig größte Land mit rund 146 Millionen Einwohnern steigende Todeszahlen. Der Kreml machte dafür die nur schleppend verlaufende Impfkampagne verantwortlich. Nach Angaben der Behörden sind derzeit 42,2 Millionen Menschen komplett geimpft. Das sind knapp 30 Prozent der Bevölkerung.

Zuletzt ist die Zahl der Neuinfektionen wieder deutlich gestiegen – am Mittwoch auf 25.100 innerhalb eines Tages. Die russische Vize-Regierungschefin Tatjana Golikowa schloss am Dienstag, 5.10., der Agentur Interfax zufolge nicht aus, dass die Marke von 30.000 bald überschritten werden könnte. In 67 Regionen gebe es derzeit einen Anstieg der Infektionszahlen. Die Zahl der Erkrankten sei derzeit deutlich höher als noch im Herbst vergangenen Jahres, sagte sie.

Landesweit stehen nach Angaben von Gesundheitsminister Michail Muraschko in Krankenhäusern 235.000 Betten für Corona-Patienten bereit. 212.000 seien derzeit belegt – knapp 90 Prozent.

Russland verfügt mittlerweile über fünf Impfstoffe gegen das Coronavirus. In der Bevölkerung ist aber die Skepsis gegenüber den russischen Vakzinen groß. Die Behörden wollen nun über verstärkte Anreize mehr Menschen zu einer Impfung bewegen. (APA/dpa)