21. Feb. 2023Interview Univ.-Prof. Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt

„Man muss die Sorgen der Patient:innen ernst nehmen“

Univ.-Prof. Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt, wissenschaftliche Leiterin des Österreichischen Impftags 2023, betonte den hohen Stellenwert von Impfgesprächen und hofft, dass mehr Impfungen kostenlos angeboten werden können.

medonline.at: Der Impftag 2023 fand unter dem Titel „The good, the bad & the ugly“ statt – ein durchaus provokanter Aufmacher. Warum haben Sie diesen ausgewählt?

Ursula Wiedermann-Schmidt: Der Titel spiegelt die vielen Facetten des Impfwesens wider. Auf der einen Seite gibt es die rasante Entwicklung von Impfstoffen, die einen wesentlichen Beitrag geleistet haben, Infektionskrankheiten in den Griff zu bekommen. Das betrifft nicht nur Covid, sondern andere impfpräventable Erkrankungen, gegen die Impfstoffe zur Verfügung stehen, die auf neuen Technologien für Impfantigene oder Adjuvanzien beruhen – das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung.

Univ.-Prof. Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt

Im Rahmen der Pandemie haben wir aber auch weniger erfreuliche Erfahrungen gemacht. Kommunikation war ein Thema, bei dem wir sicher nicht gut aufgestellt sind. Es ist nicht einfach, Laien zu erklären, dass die Wissenschaft nicht allwissend, sondern in ständiger Entwicklung ist. Einer der schwierigsten Punkte war, den jeweiligen Wissensstand an die Politik weiterzugeben, die dann ihre Entscheidungen an die Bevölkerung kommunizieren musste. Die Defizite, die in der Kommunikation auftraten, aber auch die generelle „Verpolitisierung“ des Impfthemas, haben wahrscheinlich zum Vertrauensverlust mit nachhaltigem Schaden beigetragen.

Mir war es aber wichtig, an diesem Impftag nicht nur die Probleme zu benennen und zurückzuschauen, sondern auch Lösungen zu bieten, was wir künftig besser machen können. Einer der aus meiner Sicht spannendsten Vorträge war der über Impfkommunikation von Prof. Robert Böhm. Er zeigte, welche neuen Tools genutzt werden können, um Leute zu erreichen, die wir bisher nicht erreichen konnten. Unser Problem ist weniger, dass wir zu wenig Informationsmaterial haben, sondern, dass es die Leute nicht erreicht. Künstliche Intelligenz und Avatare bzw. Impfbots können hier eingesetzt werden, um Leute, die nicht zum Arzt gehen, sich aber im Internet informieren, auch zu informieren. Wir müssen uns also den neuen Tools stellen, diese sorgsam aufstellen und kontrollieren und dann auch gezielt nützen.

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