Rauchstopp in Coronazeiten

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Im Zuge der Coronakrise wird Rauchen häufig als Risikofaktor diskutiert. Noch sind die genauen Zusammenhänge zwischen Rauchen und COVID-19-Infektionen unklar. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Raucherinnen und Raucher ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf von COVID-19 haben. Denn Immunsystem und Lunge sind vorbelastet. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt daher, gerade jetzt mit dem Rauchen aufzuhören, um etwaige Risiken zu minimieren.

Das Problem

Tabakkonsum in jeglicher Form fordert laut WHO jährlich mehr als 8 Millionen Tote, darunter 1,2 Millionen Passivraucherinnen und -raucher. Dem Suchtmittel abzuschwören ist jedoch alles andere als leicht. Vor allem jetzt in Zeiten erhöhter Unsicherheit. Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner können hier äußerst wichtige Impulse setzen: etwa durch gezieltes Fragen nach dem Raucherstatus, Unterstützung beim Strukturieren des Ausstiegs und Verweise auf wirksame Unterstützungsmethoden. Das unabhängige Forschungsnetzwerk Cochrane* hat die vorhandene Evidenz zum erfolgreichen Rauchstopp gesammelt.1 Dabei wurde untersucht, ob eine Nikotinersatztherapie, Unterstützung bei Verhaltensänderung und schrittweises Aufhören den Rauchstopp erleichtern können.

Die Evidenz

Dr. Barbara Nußbaumer-Streit leitet das Zentrum Cochrane Österreich an der Donau-Universität Krems.

Nikotinersatztherapie
Verschiedene Ersatzprodukte können den Körper nach dem Rauchstopp für eine begrenzte Zeit mit Nikotin versorgen – statt Zigaretten. Ziel ist es, Nikotinentzugserscheinungen und somit Rückfälle zu minimieren. Die Ersatzprodukte sind in Form von Pflastern, Kaugummi, Sprays und Lutschtabletten ohne Rezept erhältlich. Ein Cochrane-Review zeigt, dass die Nikotinersatztherapie eine wirksame Unterstützung bei der Raucherentwöhnung ist. Menschen hören am ehesten mit dem Rauchen auf, wenn sie eine Kombination einsetzen, d.h. gleichzeitige Verwendung eines Hautpflasters und einer schnell wirkenden Form von Nikotinersatztherapie, wie Kaugummi oder Lutschtabletten.

Verhaltensänderung unterstützen
Cochrane-Reviews zeigen, dass Unterstützung in Form von gedruckten Materialien, via Telefon, Internet und Textnachrichten positive Auswirkungen auf die Entwöhnungsraten haben. Wichtig ist hierbei, vertrauenswürdige Informationsquellen und Anlaufstellen zu nützen. In Österreich bietet das Öffentliche Gesundheitsportal eine Übersicht der Unterstützungsangebote.2

Schrittweise aufhören
Die COVID-19-Pandemie ist eine noch nie dagewesene und belastende Situation. Für viele wirkt eine große Verhaltensänderung während dieser Zeit wahrscheinlich unerreichbar. Wer generell mit dem Rauchen aufhören möchte, es aber nicht sofort schafft, kann die Anzahl an gerauchten Zigaretten auch allmählich reduzieren. Ein Cochrane-Review hat gezeigt: Menschen, die zuerst weniger rauchen und dann ganz damit aufhören, können den kompletten Rauchstopp genauso erreichen wie jene, die abrupt aufhören. Je schneller das Aufhören klappt, umso besser. Es gibt nämlich keine Evidenz, dass die bloße Reduktion des Rauchens einen Nutzen für die Gesundheit hat – im Gegensatz zum kompletten Rauchstopp. Daher sollten Menschen beim schrittweisen Aufhören dazu angehalten werden, dieses auf wenige Tage bis Wochen zu begrenzen, anstatt es über Monate hinauszuzögern. Hilfreich könnte hier ein Ausstiegsplan mit konkreten Reduktionszielen pro Woche sein. Der zusätzliche Einsatz von schnell wirkenden Nikotinersatzprodukten wie Kaugummi oder Lutschtabletten erhöht die Erfolgschancen und kann parallel zur Raucherentwöhnung eingesetzt werden.

1 „Coronavirus (COVID-19): wirksame Möglichkeiten zur Raucherentwöhnung während der Pandemie“:
https://www.cochranelibrary.com/collections/doi/SC000042/full/de
2 Übersicht der Unterstützungsangebote:
www.gesundheit.gv.at/service/beratungsstellen/nikotinsucht-beratung

* Cochrane Österreich ist die nationale Vertretung des internationalen Forschungsnetzwerks Cochrane, zu dem sich Gesundheitsfachleute aus über 130 Ländern zusammengeschlossen haben, um zuverlässige und unabhängige Evidenzsynthesen bereitzustellen. Cochrane Österreich wird vom Niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds gefördert.
Mehr Infos und Newsletter: www.cochrane.at

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune