29. Aug. 2015

Ketoazidose bei jungen Diabetikern

Im Rahmen einer multinationalen Studie wurde erhoben, wie verbreitet die diabetische Ketoazidose bei jungen Diabetikern ist.

Foto: iStockphoto, alexluengo
Durch die statistische Auswertung der Patientendaten von 49.859 Personen unter 18 Jahren mit Typ 1-Diabetes gelang es einem multinationalen Forscherteam, die Verbreitung der diabetischen Ketoazidose bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes vom Typ 1 zu erfassen.

 

 

Forscher aus Innsbruck, Salzburg, Ulm, Leipzig, Großbritannien und den USA veröffentlichten im Fachmagazin Diabetes Care die Resultate einer großangelegten Studie zur Häufigkeit der Diabetischen Ketoazidose. Durch die statistische Auswertung der Patientendaten von Kindern und Jugendlichen mit Typ 1-Diabetes fanden sie heraus, dass fünf bis sieben Prozent der jungen Diabetiker, die länger als ein Jahr erkrankt waren, von diabetischer Ketoazidose (DKA) betroffen waren.

Für die biometrische Analyse hatten die Wissenschaftler auf umfangreiche Diabetesregister mit anonymisierten Patientendaten für Deutschland und Österreich, England und Wales sowie die USA zurückgegriffen. Dabei stellte sich heraus, dass überdurchschnittlich viele Mädchen an der Diabetischen Ketoazidose erkrankt waren.

Des weiteren ergab die Untersuchung, dass auch die gesellschaftliche Integration eine gewisse statistische Rolle spielt. So war bei den jungen weiblichen Patienten das DKA-Risiko um 23 Prozentpunkte höher als Burschen. Gehörten die jungen Diabetiker ethnischen Minderheiten an (wie in England, Wales oder den USA), oder hatten sie einen Migrationshintergrund (wie in Deutschland oder Österreich), war ihr Risiko sogar um 27 Prozentpunkte höher als bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes Typ 1, die der “Mehrheitsgesellschaft” angehören.

Hohe DKA-Rate bei Mädchen in der Pubertät

Justin T. Warner vom Department of Child Health des Universitätsklinikums Cardiff in Wales (U.K.) geht davon aus, dass insbesondere weibliche Teenager absichtlich kein Insulin spritzen, um über die dadurch verstärkte Fettverbrennung Gewicht zu verlieren. Die jungen Mädchen wüssten oft nicht, wie gesundheitsschädlich, ja sogar lebensgefährlich der Verzicht auf eine angemessene Insulin-Therapie sein könne.

Betroffene informieren

Der Erstautor der Studie, David M. Maahs vom Barbara Davis Center for Childhood Diabetes, Aurora (Denver, Colorado), fordert in diesem Zusammenhang verbesserte Informations- und Betreuungsprogramme, welche die Familien der betroffenen Kinder und Jugendlichen enger mit einbeziehen. Laut Reinhard Holl von der Universität Ulm spielt auch das jeweilige Gesundheitssystem eine wichtige Rolle. Dabei gehe es um die Zugangswege zu diabetologischer Versorgung, um 24-Stunden-Notfall-Hotlines und schnell erreichbare Notfallzentren.

Die Forscher erhoffen sich nun weitere Erkenntnisse zum psychologischen und sozialen Hintergrund der Hoch-Risiko-Gruppen, um Präventionsprogramme zielgenau anpassen zu können.

Eine Ketoazidose zeigt sich anfangs mit Symptomen wie Atembeschwerden, Übelkeit, Durst, häufigem Wasserlassen und Schwäche. Im weiteren Verlauf kommt es zur Hyperventilation und zu Bewusstseinsstörungen bis hin zur Ohnmacht. Unbehandelt endet die Stoffwechselstörung meist tödlich.

Maahs DM, Hermann JM, Holman N, Foster NC, Kapellen TM, Allgrove J, Schatz DA, Hofer SE, Campbell F, Steigleder-Schweiger C, Beck RW, Warner JT, Holl RW; National Paediatric Diabetes Audit and the Royal College of Paediatrics and Child Health, the DPV Initiative, and the T1D Exchange Clinic Network
Rates of Diabetic Ketoacidosis: International Comparison With 49,859 Pediatric Patients With Type 1 Diabetes From England, Wales, the U.S., Austria, and Germany
Diabetes Care, 2015 Aug 17. pii: dc150780. [Epub ahead of print]

Quelle: Universität Ulm