12. März 2015

Österreichischer Pharmamarkt im Wachstum

Foto: Bilderbox

PHARMAMARKT – Der österreichische Pharmamarkt ist im Wachsen. Für 2015 prognostiziert IMS HEALTH ein weiteres Wachstum von 5 %. Als Wachstumstreiber entpuppen sich vor allem die Spezialmärkte.

In den vergangenen Jahren hat sich der Pharmamarkt deutlich verändert. „Sehr viele Unternehmen versuchen Kooperationen zu finden oder zu diversifizieren, indem sie andere Unternehmen übernehmen, differenzieren und einfach in neue Märkte eindringen“, berichtete Mag. Erika Sander, IMS HEALTH, anlässlich einer Veranstaltung des Pharma Marketing Clubs. So wird Größe immer weniger relevant, der Fokus der einzelnen Unternehmen liegt vor allem auf den (wenigen) Märkten für innovative Produkte. So werden aus ehemals sehr kleinen Spezialmärkten immer öfter „Major Markets“, in die sehr viele Unternehmen auch sehr erfolgreich eintreten.

Was den Wettbewerb unter den Pharmaunternehmen betrifft, findet dieser derzeit vor allem durch die selektive Vorherrschaft in einzelnen Märkten statt. Innovationen werden hingegen meist in den fragmentierten Spezialmärkten gemacht. Sander: „Die neue Währung, die den Marktzugang und den Wert einer Arznei festlegt, sind die Behandlungsergebnisse.“ Als kritisch für die Festlegung des Wertes wird Evidenz betrachtet, besonders „Real World Evidence“.

Globaler Pharmamarkt

„Im Jahr 2014 haben wir die Grenze von einer Billion US-Dollar im globalen Pharmaumsatz überschritten“, berichtete Sander. Bis 2018 sagen die Marktforscher von IMS HEALTH eine jährliche Wachstumsrate von 4 bis 7 % voraus. 2018 wird der globale Pharmaumsatz 1,3 Billionen US-Dollar betragen. Getrieben wird dieses Marktwachstum vor allem vom US-Pharmamarkt, der zirka 35 % des globalen Pharmamarktes ausmacht. Während für den US-Markt ein Wachstum von 5 bis 8 % prognostiziert wird, ist der Ausblick für Europa etwas düsterer. So wird Deutschland ein Wachstum von 2 bis 5 %, Frankreich eines von -2 bis 1 % und Italien eines von 2 bis 5 % vorausgesagt.

Der österreichische Pharmamarkt soll bis 2018 gar nur um 0 bis 3 % wachsen. Ein besonders starkes Wachstum verzeichnete in den letzten Jahren der US-Pharmamarkt. Als besonderer Wachstumstreiber erwiesen sich hier die Hepatitis-C-Präparate. Sander: „Man spricht davon, dass bis 2018 in etwa 500.000 Patienten in den USA, das sind 9 bis 14 % derer, die mit Hepatitis C infiziert sind, behandelt sein werden.“ Danach rechnen die Marktanalysten mit einem weniger starken Wachstum.

Aufsteigende Märkte

Eine wichtige Rolle im globalen Pharmamarkt nehmen immer stärker die so genannten Pharmerging Markets wie z.B. China, Brasilien, Türkei, Russland, Polen, Mexiko oder Indien ein. So hat sich bereits 2013 China als zweitgrößter Pharmamarkt der Welt etabliert. Bis 2018 wird sich an den Top 4 USA, China, Japan und Deutschland zwar nichts ändern, doch bis dahin wird sich Brasilien auf den 5. Platz vorgearbeitet haben. Weitere Pharmerging Markets in den weltweiten Top 30 werden Russland (Platz 10), Indien (11), Mexiko (13), Türkei (16), Saudi Arabien (17), Polen (18), Argentinien (19) und Indonesein (20). „Österreich wird 2018 nicht mehr unter den Top 30 sein“, berichtete Sander, „sondern auf Platz 32 zurückrutschen.“ Aus europäischer Sicht bedeute das allerdings, „dass Österreich auf dem aufsteigenden Ast ist“. So wird sich Österreich von Platz 12 (2014) bis 2018 auf Rang 11 vorgearbeitet haben.

Pharmamarkt in Österreich

„Wenn wir den österreichischen Pharmamarkt betrachten, hatten wir 2014 bei einem Marktvolumen von etwa 3,4 Mrd. Euro ein Wachstum von 5 % nach Umsatz“, berichtete Sander. Nach Volumen gerechnet wuchs der Markt allerdings nur um 0,1 %. Das Wachstum kam sowohl vom Apotheken- als auch vom Krankenhausmarkt, „volumengetrieben allerdings ausschließlich vom Krankenhausmarkt“. Ähnlich wie in den USA kam auch hier das Umsatzwachstum hauptsächlich von den Hepatitis-C-Präparaten, allerdings auch von anderen hochpreisigen Nischenpräparaten wie z.B. aus dem Anti-TNF-Bereich, dem Multiple-Sklerose- oder dem HIV-Bereich. Diese Präparate werden nicht nur über den Großhandel, sondern auch direkt vertrieben. Der österreichische Apothekenmarkt wuchs – ebenso wie der Gesamtpharmamarkt – nach Wert um 5 %, beim Volumen gab es allerdings einen Rückgang um -0,1 %.

Sander: „Die neue Währung, die den Marktzugang und den Wert einer Arznei festlegt, sind die Behandlungsergebnisse.“
Sander: „Die neue Währung, die den Marktzugang und den Wert einer Arznei festlegt, sind die Behandlungsergebnisse.“

Sander: „Der Grund für diesen Rückgang liegt vor allem in der verspäteten Grippesaison, die erst Anfang 2015 eintrat.“ Rechnet man die Hepatitis- C-Präparate aus dem Apothekenmarkt heraus, ergibt sich ein Marktwachstum von 2 % sowie ein Wachstum von 0,1 % an Wert. „Insgesamt haben die Hepatitis-C-Präparate im vergangenen Jahr 3,3 % zum Wachstum beigetragen“, berichtete die Marktforscherin. Alleine im Jänner 2015 haben diese Produkte bereits 8,1 % zum Marktwachstum beigesteuert. Der Anteil des OTC, PAC (Patient Care), PEC (Personal Care) und Homöopathie- Marktes am Apothekenmarkt macht 22,6 % aus (OTC-Anteil 16,7 %). „Hier verzeichnen wir ein kontinuierliches Wachstum von 8,4 %“, erklärte Sander.

Umsatz im Spitalssektor

Auch der Krankenhausmarkt konnte im vergangenen Jahr Zuwächse verzeichnen. So wuchs er nach Wert um 4,9 % und nach Volumen um 2,8 %. Wachstumstreiber waren der Hormon- bzw. Sexualbereich, wehenfördernde Mittel, Anti-TNF und die Onkologie. Sander: „Auch hier waren wieder die Spezialmärkte die Wachstumstreiber.“ Ein Phänomen im Krankenhausmarkt ist der Parallelimport. Während der wertmäßige Anteil des Parallelimportmarktes 2013 noch 6 % ausmachte, sind es nun nur noch 2,5 %. Da der Markt in den letzten Jahren aufgrund diverser Skandale deutlich geschrumpft ist, würden Parallelimporteure nach neuen Möglichkeiten suchen, berichtete Sander, und zum Teil sogar direkt auf Apotheken zugehen.

Stabiler Generikamarkt

Der Generikaanteil bleibt laut den IMS-Daten in Österreich auf einem gleich hohen Niveau. „Wenn man sich den internationalen Vergleich ansieht“, berichtete Sander, „sieht man, dass Österreich mit einer Abdeckung von zirka 50 % im Mittelfeld liegt.“ Obwohl die Zeit der großen Patentabläufe bereits vorbei ist, werden in Zukunft auch einige sehr wichtige Präparate patentfrei werden. So werden 2015 Spiriva®, Alimta®, Copaxone®, Cymbalta® und Simdax® ihren Patentschutz verlieren. Ein Jahr später folgen Glivec®, Zyvoxid®, Vfend®, Valcyte® und Cubicin®. Im Jahr 2017 reihen sich schließlich Crestor®, Cancidas®, Ezetrol®, Viread® und Cialis® in die Riege der patentfreien Medikamente ein. „Im Volumen machen diese Präparate eine Summe von 170 Mio. Euro aus“, fasste Sander zusammen, „wovon das erste Jahr mit rund 80 Mio. am meisten betroffen ist.“

Positiver Ausblick auf 2015

Was die Prognose für 2015 betrifft, wird sich das in den letzten Jahren sehr starke Wachstum des österreichischen Krankenhausmarktes etwas nivellieren. Die Spezialmärkte werden auch 2015 weiterhin am Vormarsch sein. „Wir hatten im vergangenen Jahr ein Umsatzwachstum und werden auch im heurigen Jahr eines haben“, brachte es Sander auf den Punkt. So wird der österreichische Pharmamarkt laut IMS HEALTH im Jahr 2015 um mehr als 5 % wachsen. Die Hauptwachstumstreiber werden allerdings auch hier wieder einmal die Spezialmärkte sein, allen voran die neuen Hepatitis-C-Präparate, gefolgt von den Dermatologika.

Quelle: PMCA Impuls, Februar 2015

Autor: Mag. Tanja Beck