26. Sep. 2016

Antidepressiva: Einfluss der Umwelt

Eine am diesjährigen ECNP-Kongress präsentierte Studie zeigte, dass Umwelteinflüsse dafür verantwortlich sein könnten, ob ein Antidepressivum wirkt oder nicht.
Foto: Vinoth Chandar (Flickr Creative Commons)
Serotonin Wiederaufnahmehemmer (SSRI) zählen zu den am häufigsten eingenommenen Medikamenten. Allerdings konnte bisher nicht vorausgesagt werden, bei welchen Patientinnen und Patienten mit Depressionen sie effektiv wirken werden. Eine Gruppe europäischer WissenschafterInnen entwickelte nun eine neue Theorie über die Wirkweise von SSRI und testete diese im Mausmodell. Die Ergebnisse wurden am diesjährigen ECNP-Kongress in Wien präsentiert und deuten darauf hin, dass Umwelteinflüsse dafür verantwortlich sein könnten, ob ein Antidepressivum wirkt oder nicht.

Unterschiede im Mausmodell

Die WissenschafterInnen nahmen an, dass die Erhöhung des Serotoninspiegels durch die Einnahme von SSRI nicht zur Heilung führt, sondern dass dadurch die Plastizität des Gehirns erhöht wird, wodurch Änderungen möglich sind. In diesem Stadium seine es die Einflüsse aus der Umwelt der Patientinnen und Patienten, die maßgeblich beeinflussen, ob es zu einer Besserung kommt oder nicht.
Um diese Hypothese zu überprüfen, wurden Mäuse zwei Wochen lang Stress ausgesetzt. Anschließend wurden sie mit Fluoxetin behandelt und in zwei Gruppen geteilt. Eine Hälfte der Mäuse (n = 12) wurde weiterhin Stress ausgesetzt, die andere Hälfte wurden in eine angenehmere Umgebung gesetzt. Anschließend wurden bei allen Mäusen die Zytokin-Werte gemessen.
Jene Mäuse, die in einer angenehmeren Umgebung gehalten wurden, zeigten eine Zunahme der pro-inflammatorischen und eine Abnahme der anti-inflammatorischen Zytokine. Sie zeigten auch weniger Anzeichen einer Depression. In der Gruppe der gestressten Mäuse zeigten sich gegenteilige Effekte.
Die mit Fluoxetin behandelten Mäuse aus der angenehmeren Umgebung zeigten eine Zunahme des pro-inflammatorischen Zytokins IL-1β um 98 Prozent, während es bei der Gruppe der gestressten Mäuse die mit Fluoxetin behandelt wurden zu einer 30-prozentigen Abnahme des pro-inflammatorischen Zytokins TNF-alpha kam.
Dies lasse darauf schließen, dass die Umwelt den Effekt von Antidepressiva bestimmt, so die Wissenschafter.

Alboni S et al., Brain Behav Immun. 2016. DOI: 10.1016/j.bbi.2016.07.155. [Epub ahead of print]

Quelle:
PA anlässlich des 29. Kongresses des European College of Neuropsychopharmacology (ECNP)