9. März 2023Onko-News

Neuzulassungen und Indikationserweiterungen im Februar 2023

Der CHMP der EMA hat Tremelimumab in Kombination mit Durvalumab für die Erstlinientherapie beim hepatozellulären Karzinom zugelassen. Zulassungsempfehlungen gab es für Ivosidenib bei der akuten myelotischen Leukämie sowie für die Behandlung des Gallengangkarzinoms. Ebenfalls für die Zulassung empfohlen wurde die Kombination von Niraparib und Abirateron für die Therapie des Prostatakarzinoms mit BRCA-Mutationen. Eine Indikationserweiterung gab es für Cemiplimab für das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom und PD-L1-Expression.

Wissenschaftlerin, die durch ein Mikroskop schaut
sanjeri/GettyImages

Leberzellkarzinom

Der Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Zulassungsbehörde (CHMP) hat Tremelimumab für die folgende Indikation zugelassen: Tremelimumab in Kombination mit Durvalumab ist angezeigt bei Erwachsenen zur Erstlinienbehandlung des fortgeschrittenen oder nicht resezierbaren hepatozellulären Karzinoms (HCC).

Der Wirkstoff ist ein monoklonaler Antikörper, der an CLTA-4 bindet, das vor allem auf der Oberfläche aktivierter T-Lymphozyten exprimiert wird, und so die Aktivierung und Proliferation von T-Zellen steigert. Dies führt zu einer erhöhten T-Zell-Diversität und einer verstärkten Anti-Tumor-Aktivität.

Die Ergebnisse der Phase-III-Studie HIMALAYA haben gezeigt, dass eine einmalige hohe Anfangsdosis von Tremelimumab in Kombination mit Durvalumab zu einem statistisch signifikanten längeren Gesamtüberleben (OS) im Vergleich zu Sorafenib in Erstlinie bei Patient:innen mit inoperablem HCC, die zuvor keine systemische Therapie erhalten hatten, führt.

Dieses neue Dosierungs- und Behandlungsschema von Tremelimumab und Durvalumab wird als STRIDE-Schema bezeichnet (Single Tremelimumab Regular Interval Durvalumab).


Akute myelotische Leukämie (AML)

Eine Zulassungsempfehlung für die Behandlung der akuten myelotischen Leukämie (AML) erteilte der CHMP für Ivosidenib, das in zwei Produkten zur Verfügung stehen wird (siehe auch unten). Der Wirkstoff hemmt das mutierte Enzym IDH1, das alpha-Ketoglutarat in 2-Hydroxyglutarat umwandelt. Dadurch wird die zelluläre Differenzierung blockiert und die Tumorentstehung gefördert. Der Wirkmechanismus von Ivosidenib ist nicht vollständig geklärt, abgesehen von der Fähigkeit, 2-Hydroxyglutarat zu reduzieren und die zelluläre Differenzierung wiederherzustellen.

Der Nutzen von Ivosidenib in Kombination mit Azacitadin bei neu diagnostizierter AML zeigte sich in einer Verbesserung des ereignisfreien Überlebens (EFS) im Vergleich zu Placebo. Ivosidenib wird als 250mg-Filmtablette verfügbar sein.

Etwa zehn Prozent der AML-Patient:innen weisen eine Mutation im IDH1-Enzym auf.


AML/Gallengangkarzinom

Eine zweite Substanz, die Ivosidenib enthält und ebenfalls für die Zulassung von der CHMP empfohlen wurde, ist sowohl für die Behandlung der neu diagnostizierten AML als auch des lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Gallengangkarzinoms empfohlen. Die Substanz wird als 250mg-Filmtablette verfügbar sein.

Der Wirkstoff wird in Kombination mit Azacitadin bei Erwachsenen mit neu diagnostizierter AML eingesetzt werden, denn die Kombination verbessert das EFS deutlich (siehe oben).

Als Monotherapie wird Ivosidenib bei Erwachsenen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Cholangiokarzinom mit einer IDH1-Mutation eingesetzt, die zuvor bereits mindestens eine systemische Therapie erhalten haben. Der Nutzen zeigte sich in einer Verbesserung des progressionsfreien Überlebens (PFS), wie in einer randomisierten, multizentrischen, doppelblinden Phase-III-Studie beobachtet wurde. Ivosidenib wurde zudem gut vertragen.

Abou-Alfa GK et al.: Ivosidenib in IDH1-mutant, chemotherapy-refractory cholangiocarcinoma (ClarIDHy): a multicentre, randomised, double-blind, placebo-controlled, phase 3 study. Lancet Oncol 2020; 21(6):796-807


Prostatakrebs

Ebenfalls für die Zulassung wurde vom CHMP Niraparib/Abirateron für die Behandlung des metastasierten, kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (mCRPC) mit BRCA-1-/BRCA-2-Mutationen empfohlen. Die Wirkstoffkombination wird in einer fixdosierten Filmtablette (50mg Niraparib/500mg Abirateron oder 100mg Niraparib/500mg Abiratron) verfügbar sein.

Niraparib hemmt die Poly(ADP-Ribose)-Polymerase(PARP)-Enzyme PARP-1 und PARP-2, die an der DNA-Reparatur beteiligt sind. Die Hemmung der enzymatischen Aktivität von PARP und die vermehrte Bildung von PARP-DNA-Komplexen führen zu DNA-Schäden und zum Absterben von Tumorzellen. Abirateronacetat wird in Abirateron umgewandelt, welches das für die Androgensynthese erforderliche Enzym CYP17 hemmt. Dadurch inhibiert Abirateronacetat die Produktion von Androgenen in den Hoden, den Nebennieren und der Prostata.

Der Nutzen der Kombination liegt in der Fähigkeit, das Fortschreiten der Erkrankung im Vergleich zu Abirateron allein zu verzögern, wie die randomisierte, placebokontrollierte, doppelblinde Phase-III-Studie MAGNITUDE zeigen konnte.


Indikationserweiterung

Lungenkarzinom

Der CHMP der EMA empfiehlt die Erweiterung der Indikation von Cemiplimab (Libtayo®) in Kombination mit platinbasierter Chemotherapie für die Erstlinien-Behandlung von Erwachsenen mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) mit PD-L1-Expression (bei ≥1% der Tumorzellen), aber ohne EGFR-, ALK- oder ROS1-Mutationen, die ein lokal fortgeschrittenes NSCLC haben und nicht für eine Chemoradiotherapie infrage kommen, oder für metastasierendes NSCLC.

https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/summaries-opinion/libtayo-1

Quelle:

https://www.ema.europa.eu/en/news/meeting-highlights-committee-medicinal-products-human-use-chmp-20-23-february-2023