11. Mai 2022Covid-19 Update 11.05.2022

WHO untersucht Konnex zwischen Covid und Hepatitis; Ö: Aktuelle Situation und Ausblick in den Herbst

+++ WHO untersucht Zusammenhang zwischen Covid und Hepatitis-Fällen bei Kindern – Gecko beobachtet neue Varianten und blickt in den Herbst – Prognose: Gleichbleibende Infektionszahlen bis in den Sommer – Auffrischungsimpfungen in Alters- und Pflegeheimen in OÖ – Wiener Millionen-Förderung für Covid-Forschungsprojekte – WHO kritisiert Chinas Null-Covid-Strategie als "unhaltbar" – 1,55 Millionen Tote in China bei Null-Covid-Ende befürchtet +++

Coronavirus Warnung
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WHO untersucht Zusammenhang zwischen Covid und Hepatitis-Fällen bei Kindern

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) untersucht einen Zusammenhang zwischen dem Coronavirus und den mysteriösen Hepatitis-Erkrankungen bei Kindern. Inzwischen seien bereits 348 wahrscheinliche Fälle der Erkrankung mit unbekannter Herkunft in 20 Ländern gemeldet worden, erklärte die WHO am Dienstag, 10.5. Allein in Großbritannien wurden mehr als 160 davon gemeldet. Dazu kommen 70 Fälle aus 13 Ländern, die noch nicht abschließend klassifiziert sind.

Hepatitis ist eine Entzündung der Leber, die bei gesunden Kindern nur selten auftritt. Zuletzt nahm die Zahl mysteriöser Hepatitis-Erkrankungen bei Kindern weltweit zu. Auch in Österreich wurden Fälle der Erkrankung bei Kindern gemeldet.

Die WHO war Anfang April erstmals über ungeklärte Hepatitis-Fälle in Schottland informiert worden. Die USA untersuchen laut eigenen Angaben mittlerweile mehr als hundert Fälle, in fünf davon sind die Kinder gestorben. In einigen Fällen wurden Lebertransplantationen nötig.

In der vergangenen Woche habe es "einige wichtige Fortschritte" bei der Untersuchung der Fälle und möglicher Ursachen gegeben, sagte Philippa Easterbrook vom globalen Hepatitis-Programm der WHO. "Gegenwärtig bleiben die führenden Hypothesen diejenigen, die Adenoviren mit einbeziehen, wobei auch die Rolle von Covid, entweder als Co-Infektion oder als frühere Infektion, noch eine wichtige Rolle spielt."

Weitere Tests in der vergangenen Woche bestätigten, dass etwa 70 Prozent der Hepatitis-Fälle positiv auf Adenoviren getestet wurden, wobei der Subtyp 41, der normalerweise mit Magen-Darm-Entzündungen in Verbindung gebracht wird, der vorherrschende Subtyp ist. Die Tests haben auch gezeigt, dass etwa 18 Prozent der Fälle positiv auf Covid-19 getestet wurden.

Mithilfe neuer Daten aus Großbritannien wollen die Forscher nun klären, "ob Adeno nur eine zufällig entdeckte Infektion ist oder ob es einen kausalen" Zusammenhang gibt, sagte Easterbrook weiter. Bisherige Untersuchungen zeigten keine der typischen Merkmale, die bei einer Leberentzündung durch Adenoviren erwartet würde.

Adenoviren sind weit verbreitete Viren, die normalerweise nur leichte Erkrankungen auslösen. Es gibt mehr als 50 Typen dieser Viren, die durch Tröpfcheninfektion übertragen werden. Die meisten dieser Erreger verursachen Erkältungen, manche lösen aber andere Beschwerden aus. (APA/ag)

Gecko beobachtet neue Varianten und blickt in den Herbst

Aktuell ist die Corona-Situation in Österreich weitgehend entspannt. Aber es gibt neue Virusvarianten, BA.4 und BA.5, die in Südafrika bereits eine neue Welle ins Rollen gebracht haben. Auch in Österreich wurden bereits erste Fälle nachgewiesen. Die gesamtstaatliche Covid-Krisenkoordination (GECKO) beobachtet die Entwicklung genau. Bald werde man weitere Einschätzungen vornehmen können, steht im neuen Bericht. Unbedingte Priorität habe aktuell die Vorbereitung auf den Herbst.

Die Krisenkoordinatoren unter der Leitung von Katharina Reich und Rudolf Striedinger haben den von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) präsentierten Entwurf für den Variantenmanagementplan "zum Review" vorgelegt bekommen. Man sei "weiterhin in die Vorbereitungen für den Herbst vollinhaltlich eingebunden", steht in dem am Samstag veröffentlichten Bericht zur jüngsten Sitzung vom 3. Mai.

Aktuell zunehmend in den Fokus rücken die neuen Omikron-Subvarianten BA.4 und BA.5. In Südafrika, wo sie das Corona-Geschehen seit April dominieren, steigen seit zwei Wochen die Neuinfektionen und teilweise auch die Spitalsbelegung. Noch unklar ist, ob bei den neuen Varianten die Entkoppelung von Infektionsgeschehen und Spitalsbelegung ähnlich stark ist wie bei Omikron BA.1. Und: Aktuelle Daten lassen darauf schließen, dass eine frühere BA.1-Infektion nicht ausreichend vor einer Infektion mit BA.4/BA.5 schützt, machen die Gecko-Experten aufmerksam.

Wenig Hoffnung haben sie, dass man in Österreich die verbliebenen Verweigerer noch zur Corona-Schutzimpfung bewegen kann. Die ansprechbare Gruppe der noch Ungeimpften sei jedoch klein, partiell teilimmunisiert durch Genesung und sehe zurzeit wenig Anlass, sich impfen zu lassen. Mit den hohen Omikron-Infektionszahlen waren zuletzt nur mehr rund sechs Prozent weder geimpft noch genesen und mit Omikron sei die "gesundheitliche Gefahrenwahrnehmung" bei den Ungeimpften zurückgegangen. "Es wird daher empfohlen, die Impfkommunikation zunehmend daraufhin auszurichten, den Impfschutz der bereits Geimpften aufrecht zu erhalten", heißt es im Gecko-Bericht. (APA)

Prognose: Gleichbleibende Infektionszahlen bis in den Sommer

Die Corona-Neuinfektionen dürften in Österreich bis in den Sommer auf dem aktuellen Level bleiben. Das ist sehr hoch im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Es ist "nicht davon auszugehen, dass die Infektionszahlen auf die Niveaus der Sommer 2020 oder 2021 sinken werden", betonten die Experten des Prognosekonsortiums am Mittwoch, 11.5., in ihrem wöchentlichen Update. Die Zwei-Wochen-Prognose für den Spitalsbelag zeigt aber immerhin noch einen deutlichen Abwärtstrend.

Im Prognoseintervall bis kommenden Mittwoch zeichnet sich die Stagnation bei den Neuinfektionen bereits ab. Es seien sowohl leichte Anstiege wie auch leichte Rückgänge möglich, zeigt die Grafik der Prognoserechner von TU Wien, MedUni Wien und Gesundheit Österreich GmbH (GÖG). Für den letzten Prognosetag wird eine Sieben-Tages-Inzidenz im Bereich von 320 bis 520 Fällen je 100.000 Einwohner (68-prozentiges Konfidenzintervall) erwartet. Als Mittelwert wird 400 angegeben, was einen gleichbleibenden Wert zu dieser Woche bedeutet. (Die Prognosen sind abrufbar auf sozialministerium.at: http://go.apa.at/SvXe0MXP)

"Den derzeit dämpfend wirkenden saisonalen Effekten steht die fortschreitende Abnahme des erworbenen Immunschutzes vor Neu- oder Wiederinfektion entgegen. Darüber hinaus haben die Lockerungen vom 16. April mittlerweile vollständig ihre Wirkung entfaltet", begründeten die Forscher den stockenden Abwärtstrend bei den Neuinfektionen. Für den Sommer wird "eine Stagnation auf dem gegenwärtigen Niveau bzw. mittelfristig ein allmählicher Fallanstieg" erwartet, blickten die Experten diesmal auch weiter in die Zukunft.

Am (heutigen) Mittwoch (11.5.) lag der Sieben-Tage-Schnitt der Neuinfektionen bei 4.955 Fällen. Im Vorjahr waren es am gleichen Datum (11. Mai 2021) 1.167 Ansteckungen pro Tag mit einem Rückgang bis zum Sommer, zeigt eine APA-Erhebung. Vor zwei Jahren waren es zu diesem Zeitpunkt nur 37 Ansteckungen pro Tag mit gleichbleibend niedrigem Niveau über die Sommermonate hinweg.

Die in Südafrika bereits dominanten Varianten BA.4/BA.5 wurde laut der Prognose in Österreich in geringem Ausmaß festgestellt. Gemäß internationaler Beobachtungsdaten dürften diese Varianten über einen Wachstumsvorteil gegenüber den Varianten BA.1/BA.2/BA.3 verfügen. Sie sind jedoch noch nicht in einer ausreichenden Anzahl nachgewiesen worden, um für die vorliegende Prognose relevant zu sein, wurde betont.

In den vergangenen Wochen hatte es noch einen Rückgang bei den Fallzahlen gegeben. Das überträgt sich weiterhin in einen leicht abnehmenden Spitalsbelag, so die Experten. Auf den Normalstationen wird vom 10. Mai bis 25. Mai ein Rückgang von 853 auf im Mittelwert 601 Infizierte erwartet. Die Zahl der Covid-Intensivpatienten sollte sich innerhalb der kommenden zwei Wochen von 79 auf 54 verringern, schätzen die Experten. (APA)

Auffrischungsimpfungen in Alters- und Pflegeheimen in OÖ

In den Alters- und Pflegeheimen in Oberösterreich werden ab sofort Corona-Auffrischungsimpfungen angeboten. Nachdem das Nationale Impfgremium für Personen ab 80 Jahren eine Auffrischungsimpfung gegen Covid-19 empfiehlt, organisiert die Sozialabteilung des Landes in Abstimmung mit dem Landeskrisenstab und der Abteilung Gesundheit die Auffrischungsimpfung in den Alters- und Pflegeheimen, hieß es am Sonntag, 8.5., in einer Aussendung.

Die Auffrischungsimpfungen werden in Kooperation mit den jeweiligen Hausärzten angeboten und durchgeführt. Dazu Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP): "Die Impfquote in den Heimen war in den letzten Monaten mit rund 90 Prozent sehr hoch. Diesen Status wollen wir auch weiterhin zum Schutz der Bewohner und Mitarbeiter beibehalten." In den ersten Alters- und Pflegeheimen sei bereits diese Woche begonnen worden, flächendeckend gebe es das Angebot für Bewohner ab 80 Jahren ab sofort, hieß es auf APA-Nachfrage.

Ein Vergleich der Zahlen zeige, wie wichtig eine Covid-Schutzimpfung sei. Im Vergleich zum allgemeinen Infektionsgeschehen im Bundesland sei das Infektionsgeschehen in den Alters- und Pflegeheimen in den vergangenen Monaten niedriger gewesen. Vergleiche man den Höhepunkt aktiver Fälle der letzten Welle mit jener im Jahr 2020, hätten sich oberösterreichweit die Infektionszahlen aufgrund der hochansteckenden Omikron-Variante fast verfünffacht. Die Infektionen in den Alters- und Pflegeheimen seien im Vergleich lediglich um ein Drittel höher gewesen.

Bernd Lamprecht, Vorstand der Universitätsklinik für Lungenheilkunde am Kepler Universitätsklinikum, rät den Bewohner in den Heimen, das Angebot einer Auffrischungsimpfung anzunehmen, um für den Herbst und Winter vorbereitet zu sein. "Das persönliche Risiko für eine schwere Erkrankung wird durch die Impfung stark reduziert, das Risiko einer Übertragung auf andere wird zudem moderat reduziert", so Lamprecht. (APA)

Wiener Millionen-Förderung für Covid-Forschungsprojekte

Die Stadt Wien unterstützt auch heuer wieder Forschungsprojekte zu Covid-19. Gefördert werden wissenschaftliche Arbeiten zu Long Covid-Erkrankungen, neuen Anti-Corona-Medikamenten und psychischen und neurologischen Auswirkungen von Covid-19. Dafür stellt der Medizinisch-Wissenschaftliche Fonds des Bürgermeisters der Bundeshauptstadt Wien (MWF) eine Million Euro zur Verfügung, hieß es am Sonntag, 8.5., in einer Pressemitteilung.

Nach 2020 hat die Stadt Wien zum zweiten Mal ein Sonder-Call zu wissenschaftlichen Fragestellungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ausgelobt. Sollte, ähnlich wie 2020, eine sehr hohe Anzahl an Forschungsarbeiten eingereicht werden, könnten die Fördermittel über die Millionen-Grenze hinaus auch erhöht werden, stellte der Vorsitzende des Fonds, Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ), in Aussicht.

2020 wurden in Wien insgesamt 47 Arbeiten eingereicht, die am Ende mit zwei Millionen Euro gefördert wurden. "Dieses hohe Interesse und die enorme Qualität der Forschungsprojekte, die 2020 aus den Mitteln des MWF gefördert werden konnten, gehören zu den Gründen, warum Wien in der Behandlung und in der Bekämpfung der Covid-19 Pandemie sehr erfolgreich vorgehen konnte", unterstrich Hacker. Die Einreichungsfrist läuft noch bis 1. Juni.

Der MWF wurde von der Stadt Wien 1978 gegründet und setzt sich zum Ziel, die wissenschaftlichen Tätigkeiten und Forschungsprojekte von Wiener Ärzten zu unterstützen, die in Wiener Kliniken, der Medizinischen Universität Wien, aber auch in privaten Wiener Gesundheitseinrichtungen und dem niedergelassenen Bereich tätig sind. Seither wurden mehr als 1.600 Forschungsprojekte mit insgesamt 37 Millionen Euro verwirklicht. (APA)

WHO kritisiert Chinas Null-Covid-Strategie als "unhaltbar"

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Chinas restriktive Corona-Politik kritisiert. "Wenn wir über die Null-Covid-Strategie sprechen, glauben wir nicht, dass sie haltbar ist, wenn man bedenkt, wie sich das Virus jetzt verhält und was wir für die Zukunft erwarten", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Dienstag, 10.5., in Genf. Chinesische Experten seien über diese Einschätzung in Kenntnis gesetzt worden. Er halte eine Neuausrichtung der Strategie für "sehr wichtig".

Auch der WHO-Notfalldirektor Michael Ryan sagte mit Blick auf Chinas Corona-Strategie, es sei Zeit für einen Neustart. Es sei wichtig, bei allen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie "die Rechte des Einzelnen und die Menschenrechte" zu respektieren und "die Kontrollmaßnahmen gegen die Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Wirtschaft" abzuwägen. Die für Corona zuständige WHO-Expertin Maria Van Kerkhove sagte, es sei unmöglich, weltweit die Übertragung des Virus vollständig zu stoppen. "Aber wir müssen die Übertragung eindämmen, weil das Virus so stark zirkuliert."

Die chinesische Regierung gerät wegen ihrer Null-Covid-Strategie zunehmend unter Druck. Besonders im am härtesten von der Omikron-Welle betroffenen Shanghai, das seit bald sieben Wochen im Lockdown ist, wächst der Unmut über die strengen Maßnahmen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron übte am Dienstag in einem Telefonat mit seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping indirekt Kritik an Pekings Corona-Politik. Die Trennung von Kindern und Eltern sei "unter allen Umständen zu vermeiden", sagte Macron nach Angaben des Elysée-Palasts. Die Gesundheitsbehörden in Shanghai hatten Anfang April eingeräumt, dass positiv getestete Babys und Kleinkinder von ihren Eltern getrennt würden, wenn Mutter und Vater nicht infiziert seien. (APA/ag)

1,55 Millionen Tote in China bei Null-Covid-Ende befürchtet

Bei einer vollständigen Aufhebung der Null-Covid-Strategie in China könnte nach Berechnungen chinesischer Wissenschafter eine "Tsunami"-Welle von Infektionen mit 1,55 Millionen Toten über das Land rollen. Laut ihrer Studie im Wissenschaftsmagazin "Nature Medicine" könnte es innerhalb von sechs Monaten 112 Millionen symptomatische Infektionen geben. Der Bedarf an Intensivbetten wäre 15,6-mal höher als die Kapazität.

Mit ihrer Warnung stützen die Wissenschafter zwar die umstrittene harte Covid-Politik der Pekinger Führung, umreißen aber auch das Dilemma und zeigen mögliche Auswege auf, wie die Zahl der Toten und Erkrankten reduziert werden könnte. Eine "Schlüsselrolle" spielten Impfungen, darunter Booster und Kampagnen für ältere Menschen über 60, sowie zusätzlich antivirale Therapien und Kontaktbeschränkungen.

Es müsse eine Kombination geben, weil keiner der Vorschläge allein in der Lage wäre, die Todeszahl auf das Niveau üblicher Grippewellen in China (88.000 Tote) zu drücken oder einen übermäßigen Bedarf an Intensivbehandlungen zu vermeiden.

Zwar seien bisher 91 Prozent des Milliardenvolkes geimpft und 53 Prozent auch geboostert, schreiben die Forscher. "Doch könnte diese Immunität durch Impfungen nicht ausreichen, um Ausbrüche zu verhindern", meinten die Autoren, die vor allem an der Fudan-Universität in Shanghai, aber auch in den USA arbeiten. (APA/dpa)