Steiermark: Aktuell ist die Hauskrankenpflege im Zentrum

Janouschek: „Ziel ist, möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schulen.“

Die Steiermark ist in der Palliativ- und Hospizversorgung seit vielen Jahren mustergültiger Vorreiter. Einzigartig sind das Hospiz-Gütesiegel für Pflegeheime und das VinziDorf-Hospiz, das eine oft marginalisierte Menschengruppe aufnimmt. (krebs:hilfe! 12/19)

In der Steiermark teilen sich zwei landeskoordinierende Stellen seit 1997 die Palliativ- und Hospizversorgung. Während die KAGES für den Bereich der Palliativ- und Hospizstationen, der mobilen Palliativteams sowie der Konsiliardienste zuständig ist, verantwortet der Hospizverein die mobilen Hospizteams. „Ich bin seit 1994 im Hospizverein tätig, seit 1997 Geschäftsführerin. Damals war der Begriff noch sehr unbekannt. Aber wenn ich jetzt zurückblicke, was in dieser Zeit passiert ist, dann finde ich das großartig“, sagt Mag. Sabine Janouschek, GF Hospizverein Steiermark.

Gute Flächendeckung

Als Stärken bezeichnet Janouschek den flächendeckenden Ausbau, die gute Zusammenarbeit zwischen der Koordination Palliativbetreuung der KAGES und dem Hospizverein sowie die solide Finanzierung. Tatsächlich bietet die Steiermark in absoluten Zahlen und in Relation zur Einwohnerzahl eine sehr gute Flächenabdeckung: sechs Palliativstationen mit 48 Betten, zehn Konsiliardienste, drei stationäre Hospize mit 16 Betten, ein Tageshospiz, neun mobile Palliativteams, 32 Hospizteams, zwei mobile Kinderpalliativ- sowie zwei Kinderhospizteams. Das aktuelle „Baby“ von Janouschek ist das Projekt „Hospiz und Palliative Care in der Betreuung und Pflege zu Hause“ (HPC Mobil). Der Hospizverein Steiermark hat bereits alle fünf Trägervereine in der Steiermark von der Teilnahme überzeugt. Ab 2020 startet die Schulung der Mitarbeiter der mobilen Pflege- und Betreuungsdienste. „Unser Ziel ist, möglichst viele Mitarbeiter zu schulen. Denn sie sind meist die Ersten, die ins Haus geholt werden. Sie sind ein guter Frühwarnsensor“, sagt Janouschek.

Gütesiegel Hospiz

Bei den Pflegeheimen ist die Integration der Palliativ- und Hospizversorgung bereits 2010 angelaufen. Insgesamt sind derzeit rund ein Drittel aller stationären Pflegeheime in den Prozess eingebunden, haben bereits ihr Personal geschult oder sind gerade dabei. Das sind 62 Häuser von 15 verschiedenen Trägerorganisationen und Einrichtungen. Was das steirische Projekt einzigartig in Österreich macht, ist das Hospiz-Gütesiegel, das der Hospizverein für jeweils fünf Jahre vergibt. Mit diesem verpflichten sich die teilnehmenden Heime, die Palliativ- und Hospizversorgung nachhaltig zu integrieren und neues Personal weiter zu schulen. 46 Heime tragen dieses Gütesiegel bereits. „Das Gütesiegel steht für Nachhaltigkeit. Die Fluktuation des Personals in Heimen ist sehr hoch, so bleibt man einfach dran“, betont Janouschek. Schließlich werde bei den Audits, die in Kooperation mit der „Uni for Life“ der Karl-Franzens-Universität durchgeführt werden, unter anderem genau geprüft, ob weiterhin die geforderten 80 Prozent des Personals eine Schulung im Bereich Palliativ- und Hospizbetreuung vorweisen können.

Hospiz für Obdachlose

Stolz ist Janouschek auch auf das VinziDorf-Hospiz in Graz, das von den Elisabethinen betrieben wird. 2017 eröffnet, steht es Menschen aus dem VinziDorf und allen Obdachlosen kostenlos zur Verfügung. „Besonders für Obdachlose ist es oft schwer in Stationen, aber mit diesem Extrahäuschen ist es gut gelungen, die Menschen anzusprechen. Das Angebot wird sehr gut angenommen“, so Janouschek.

Schlüsselfaktor Finanzierung

Die Palliativversorgung steht – wie in allen Bundesländern – finanziell auf soliden Beinen, da sie in den Bereich der Krankenanstalten fallen. Der Hospizbereich bekommt zwar ebenfalls Unterstützung vom Landesgesundheitsfonds, jedoch sind damit nur etwa 40 Prozent des Finanzierungsbedarfs abgedeckt. Den Rest stellt der Hospizverein mit Spenden und Großsponsoren auf die Beine. Außerdem zahlen die Patienten in einem Hospiz einen Selbstkostenbeitrag, derzeit in der Höhe von 96 Euro pro Tag. Janouschek wünscht sich hier eine Unterstützung, um diesen Beitrag senken zu können: „Dieser Betrag ist zwar zu einem Teil vom Pflegegeld gedeckt, aber bei einem längeren Aufenthalt kann er zu einer Belastung werden.“ Ebenfalls auf der Wunschliste stehen zwei weitere stationäre Hospize, eines in der Ost-, eines in der Obersteiermark.

Hospiz- und Palliativversorgung Steiermark

Träger: Koordination Palliativbetreuung (KAGES) und Hospizverein Steiermark
Besondere Stärken: tragfähige Finanzierung, Gütesiegel Hospiz, drei stationäre Hospize
Mehr Informationen:
www.hospiz-stmk.at und www.palliativbetreuung.at