30. Aug. 2019

Wien: Hepatitis-C-Therapie künftig mit Substitionsmedikation verknüpft

Um die Heilung einer Hepatitis C zu erzielen, müssen Virostatika regelmäßig und verlässlich eingenommen werden. Schwer suchtkranke Menschen haben damit allerdings Probleme. Deshalb wird die Therapie nun mit der Substitutionsmedikation verknüpft, wie Dr. Hans Haltmeyer, ärztlicher Leiter der Suchthilfe Wien, am Freitag in einem Pressegespräch erklärte.

Hepatits C verursacht noch heute bei vielen Menschen schwere Leberschäden und führt nicht selten zum Tod. Weltweit sind rund 70 Millionen Menschen infiziert, in Österreich sind es zwischen 20.000 und 30.000. Da die Viruserkrankung durch Blutkontakt übertragen wird, sind Suchtkranken, die intravenös Drogen konsumieren, eine Risikogruppe. Bei ihnen liegt die Infektionsrate bei 60 bis 80 Prozent. „Seit fünf Jahren gibt es sensationelle Medikamente, mit denen wir so gut wie alle Patienten heilen können – und das ohne Nebenwirkungen“, sagte Univ.-Doz. Dr. Michael Gschwantler, 4. Medizinische Abteilung, Wilhelminenspital. Voraussetzung ist allerdings, dass die Tabletten acht bis zwölf Wochen lang täglich eingenommen werden.

Für suchtkranke Menschen, die oftmals zusätzlich mit jeder Menge psychischer Probleme zu kämpfen hätten, sei dies aber nicht immer zu schaffen. Deshalb habe man sich in Wien dazu entschlossen, die Medikamenteneinnahme an die Opioid-Substitutionsmedikation zu koppeln, sagte Haltmeyer. Sprich: Wenn Betroffene, die im Drogenersatzprogramm sind, ihre Substitute in der Apotheke unter Aufsicht zu sich nehmen, werden sie zugleich an die Einnahme des Hepatitis-C-Medikaments erinnert. Die Kosten für die rund 9.000 Euro teure Therapie werden von der Gebietskrankenkasse bezahlt.

Dieser Ansatz läuft schon seit einiger Zeit. „Wir haben bisher knapp 400 Patienten behandelt, mit einer Erfolgsquote von 99,6 Prozent“, freute sich der Mediziner der Suchthilfe. In der Bundeshauptstadt erhalten derzeit rund 6.500 Menschen Suchtgiftsubstitution. Damit alle Betroffenen erreicht werden können, müssen sie zuerst überhaupt einmal wissen, dass sie mit dem Erreger infiziert sind. Daher gibt es zusätzlich zum neuen Behandlungsansatz ein neues Screeningprojekt. In Zusammenhang mit dem Gesundheitsdienst der Stadt (MA 15) wird allen Opioid-Substitutionspatienten angeboten, sich kostenlos testen zu lassen. Dafür ist ein Team aus Pflegepersonal, Psychologen und Sozialarbeitern jeweils zwei Monate in einem der neun Bezirksgesundheitsämter, um im Rahmen der Rezeptbewilligung für die Drogenersatzmittel zu informieren und zu testen.

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zeigte sich heute zuversichtlich, dass man in der Hauptstadt die Ziele der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Zusammenhang mit Hepatitis C erreichen werde. Diese sehen vor, die Zahl der Neuinfektionen bis 2030 um 90 Prozent zu drücken – im Vergleich zu den Zahlen von 2015. Die Todesfälle infolge der Erkrankung sollen im selben Zeitraum um 65 Prozent zurückgehen.

Quelle

APAMED vom 30.08.2019