9. Sep. 2019Dr. Ewald, PHC Donaustadt

„Das PHC ist mein Baby“

Im PHC Donaustadt war von Anfang an der Wurm drin. Jetzt hat die WGKK den Vertrag gekündigt. Medical Tribune sprach mit der empörten Betreiberin. (Medical Tribune 36–37/19)

Regina Ewald will bis zur letzten Instanz kämpfen.

Vor zwei Jahren wurde die Primärversorgung Donaustadt mit viel Trara eröffnet. Bald darauf kam es zu Streitereien innerhalb der drei beteiligten Ärztinnen, woraufhin sich zwei operativ zurückzogen und ein Gesellschafterwechsel angestrebt wurde. Jetzt zog die WGKK die Reißleine und kündigte der Haupteigentümerin per Jahresende den Vertrag. Genug Gesprächsstoff für ein Interview vor Ort.

Frau Doktor, wie geht es Ihnen?

Dr. Regina Ewald: Na ja, für mich ist das jetzt schon unerwartet gekommen. Ich habe auch schon Einspruch erhoben. Wissen Sie, das PHC ist mein Baby! Aber das wird jetzt eine schwierige Zeit.

Glauben Sie, dass Sie mit dem Einspruch Chancen haben?

Ewald: Ja. Allerdings sitzen in der Landesschiedskommission auch wieder die gleichen Leute. Aber rechtlich kann das nicht halten. Gesellschafter dürfen sich laut Gesamtvertrag vertreten lassen.

War das der Grund für die Vertragsaufkündigung, dass Gesellschafterinnen schon lange nicht mehr im PHC tätig sind?

Ewald: Ja, das war der einzige Kündigungsgrund. Aber ich verstehe nicht, wieso es nicht ein zweites Mal ausgeschrieben wurde. Bei einer ersten Ausschreibung von Dezember bis März gab es zwei Interessenten. Der erste wollte uns komplett kaufen, was ja gar nicht geht, und die zweite Bewerberin kam aus Deutschland und kannte die österreichischen Gegebenheiten gar nicht. Ich habe dann ab Mai mehrmals um eine zweite Ausschreibung ersucht, zu dieser kam es aber nicht. Das ist doch pervers: Ich kann doch nicht kündigen, weil der Gesellschafterwechsel nicht stattfindet und dann aber nicht ausschreiben.

De facto führt es den PHC-Gedanken aber schon ad absurdum, wenn nur ein beteiligter Arzt aktiv ist. Warum haben Sie sich mit den anderen zerstritten?

Ewald: Es war ein Problem, dass wir uns gar nicht gekannt haben. Und man muss die wirtschaftliche Situation sehen: Wir sind von null gestartet. Mir war klar, dass ich ein Jahr lang kein Einkommen haben werde, aber den Kolleginnen nicht. Also haben wir gesagt, sie dürfen nebenbei als Notärztinnen arbeiten. Als dann aber mehr Patienten zu uns kamen, gab es Probleme. Dienste wurden nicht besetzt und die Kolleginnen haben sich dauernd krank gemeldet. Ich bekam um 4 Uhr früh die Nachricht „Ich komme morgen nicht“. Das war ein untragbarer Zustand!

Glauben Sie, eine zweite Ausschreibung wäre nun erfolgreicher?

Ewald: Ja, ich habe zwei Kolleginnen hier, die bei uns arbeiten, die sich beide bewerben wollen. Wir haben sogar schon die Verträge fertig. Und das weiß die Kasse.

Wieso dann aber die Kündigung?

Ewald: Ich kann nur vermuten, dass das damit zu tun hat, dass man eine Erstversorgungsambulanz im Donauspital plant und nicht doppelt zahlen will. Man hört, dass sich die MA24 mit der Gebietskrankenkasse abgesprochen hat. Ich habe das Gefühl, wir sind politisch nicht mehr erwünscht.

Wie läuft das PHC?

Ewald: Wir haben uns gut entwickelt, von null auf 2.000 Scheine. Und zu uns kommen viele mehrmals, etwa zur Wundversorgung. Außerdem haben wir wenige Patienten, die nur ihre Rezepte holen.

Und davon kann man leben und 16 Mitarbeiter beschäftigen?

Ewald: Ja, es geht schon. Die 16 Mitarbeiter gehen sich natürlich nur mit den Pauschalhonoraren aus. Und große Purzelbäume kann ich nicht machen.

Sie zahlen angeblich pro Monat 6.000 Euro Miete und kommen aus dem Mietvertrag nicht so bald raus. Was haben Sie zudem investiert und wie würde es im Worst Case weitergehen?

Ewald: Ich habe 250.000 Euro an Erstinvestitionen getätigt. Und ja, der Mietvertrag ist auf fünf Jahre abgeschlossen. Ich müsste also weiter Miete zahlen und deshalb wohl privat weitermachen. Aber ich gehe für unsere Primärversorgung notfalls bis zur letzten Instanz.

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune