23. Sep. 2016

ÖÄK-Ruf nach Gesundheitsgipfel

Angesichts der Fülle an Problemen im österreichischen Gesundheitssystem lud Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) Dr. Johannes Steinhart Bundeskanzler Mag. Christian Kern dazu ein, eine bundesweite Gesundheitskonferenz mit allen Stakeholdern zu initiieren.

Dr. Johannes Steinhart
Dr. Johannes Steinhart

Den Einstieg von Bundeskanzler Mag. Christian Kern in die Gesundheitspolitik wünscht sich ÖÄK-Vizepräsident Dr. Johannes Steinhart. Der Grund: Die Probleme im Spitalsbereich drohen aus Sicht der Ärztekammer die gesamte Gesundheitsversorgung anzustecken, wie Steinhart bei einer Pressekonferenz am 22.9. in Wien erklärte. Denn was in den Spitälern durch die Verkürzung der Ärztearbeitszeit an Leistungsfähigkeit wegfalle, könne auch nicht in den niedergelassenen Bereich verlagert werden, solange dieser selbst an Auszehrung leide. Seit dem Jahr 1999 stagniere die Zahl der Kassen-Ordinationen, aber die Bevölkerung sei seither um 700.000 Personen gewachsen. Es würden deshalb 1.300 Kassenärzte fehlen, die Krankenkassen würden aber gar nicht daran denken, die Zahl der Vertragsstellen zu vergrößern.

Verschärft werde die Situation durch die mangelnde Ausbildung von Allgemeinmedizinern – die Lehrpraxis hänge finanziell völlig in der Luft –, bürokratische Belastungen der Praxen, Deckelungen und Degressionen, die die Leistungsfähigkeit der Ordinationen begrenzten und eine Diskussion über das Wahlarztsystem, ohne das die Versorgung schon längst nicht mehr funktionieren würde. Angesichts der Komplexität des Themas und der unüberschaubaren Zahl an Mitspielern im Gesundheitswesen – mehrere Ministerien, 22 Krankenkassen, Bundesländer als Spitalserhalter und der Hauptverband der Sozialversicherungsträger – sei eine Lösung nur durch eine bundesweite Gesundheitskonferenz zu erreichen. Die solle der Bundeskanzler als Regierungschef initiieren und moderieren. „Die Beteiligten dürften erst aufstehen wenn Ergebnisse auf dem Tisch liegen“, meint Steinhart.

von Hans Wenzl