5. März 2024CED und Depression

ECCO: Gestörte Kommunikation zwischen Darm und Gehirn

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) sind häufig mit Angst und Depression assoziiert. Hintergrund ist nicht nur die oft schwierige Lebenssituation der Betroffenen. Vielmehr bestehen komplexe physiologische und im Krankheitsfall auch pathologische Beziehungen zwischen dem Darm und dem Gehirn.

Silhouette des Kopfes einer depressiven Person.
Konzeptbild von Depressionen und Angstzuständen.
tadamichi/AdobeStock

Ein vermehrtes Auftreten von Depression und Angst im Zusammenhang mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) ist auf den ersten Blick nicht verwunderlich, so Prof. Dr. Tine Jess von der Universität Aalborg, Dänemark. Die Erkrankungen treten oft relativ früh im Leben auf und verschwinden nicht mehr. Dies bedeutet Medikamenteneinnahme, Operationen, Schmerzen und oft genug auch Stigma. Geschätzt 20–25% aller CED-Patienten und -Patientinnen sind von Symptomen einer Depression betroffen, bis zu 35% leiden unter Angst. Der Überlappungsbereich zwischen diesen Zustandsbildern ist groß.1 Metaanalysen zeigen in der CED-Population im Vergleich zur Normalbevölkerung für Angst und Depression eine um 50–60% erhöhte Prävalenz.2 Der Zusammenhang dürfte bidirektional sein.

Untersuchungen in Kohorten depressiver Patientinnen und Patienten fanden ein etwa verdoppeltes Risiko, eine CED zu entwickeln. Eine dänische Kohortenstudie mit mehr als 20.000 Patientinnen und Patienten zeigt, dass das Risiko, eine derart schwere Depression zu entwickeln, dass diese einen Krankenhauskontakt erforderlich macht, bei CED-Patienten und -Patientinnen bereits vor der CED-Diagnose erhöht ist, rund um die Diagnose einen Peak erreicht und sich anschließend stabilisiert – dies allerdings auf einem im Vergleich zu gesunden Kontrollen erhöhten Niveau. Jess betont, dass die Prozentzahlen der Patientinnen und Patienten, die von einer so schweren Depression betroffen sind, im niedrigen einstelligen Bereich bleiben. Betrachtet man die Verschreibungen von Antidepressiva, also auch leichtere Depressionen, so zeigt sich ein ähnlicher Zusammenhang, diesmal jedoch mit deutlich höheren absoluten Fallzahlen. Sowohl Morbus Crohn als auch Colitis ulcerosa erhöhen das Depressionsrisiko, während der Effekt auf die Angst nur bei Colitis ulcerosa, nicht jedoch bei Morbus Crohn signifikant ist. Das erhöhte Depressionsrisiko zeigt sich bereits 5 Jahre vor der CED-Diagnose. Bipolare Erkrankung tritt in der CED-Population nicht vermehrt auf.3

Vielfältige Kommunikation zwischen Darm und Gehirn

Um den Inhalt zu sehen, müssen Sie sich einloggen oder registrieren.