Studie bestätigt Radiochemotherapie als Standard für lokal fortgeschrittenes Zervixkarzinom
Eine 14 Jahre laufende, randomisierte Studie (Gupta S et al., abstract 928O_PR) mit mehr als 600 Patienten zeigte, dass Radiochemotherapie die Standardbehandlung für Patientinnen mit lokal fortgeschrittenem Zervixkarzinom bleiben sollte.1 Die Studie zeigte, dass sich das krankheitsfreie Überleben durch eine neoadjuvante Chemotherapie gefolgt von einem chirurgischen Eingriff nicht verbessert.
Radiochemotherapie war seit 1999 die Standardbehandlung für Patientinnen mit lokal fortgeschrittenem Zervixkarzinom. „Allerdings traten auch unter Radiochemotherapie Rezidive auf und Frauen starben infolge ihrer Erkrankung. Es bestand also die Notwendigkeit, bessere Behandlungsmöglichkeiten zu finden“, so Erstautor Dr. Sudeep Gupta, Onkologe am Tata Memorial Centre, Mumbai, Indien. „In vorangegangenen Studien wurde gezeigt, dass neoadjuvante Chemotherapie vor einer Operation der Radiotherapie alleine überlegen ist. Bisher wurde dies aber noch nie mit der Standardbehandlung mit Radiochemotherapie verglichen.“
Die Studie
633 Patientinnen mit IB2, IIA oder IIB Zervixkarzinom wurden für diese Studie in zwei Gruppen randomisiert. Sie erhielten entweder neoadjuvante Chemotherapie (Paclitaxel und Carboplatin) gefolgt von einer radikalen Hysterektomie, oder Radiochemotherapie (Strahlentherapie und Cisplatin). Primärer Endpunkt war das krankheitsfreie Überleben, definiert als Überleben ohne Rezidiv oder Tod infolge der Krebserkrankung.
Nach einem medianen Follow-up von 58,5 Monaten trat der primäre Endpunkt bei 30 % der Patientinnen in der Chemotherapie/Operations-Gruppe und bei 23 % der Patientinnen in der Radiochemotherapie-Gruppe auf. Die Fünf-Jahres-Daten zum krankheitsfreien Überleben betrugen 69,3 bzw. 76,7 % (p = 0,038).
„Unsere Hypothese wurde nicht bestätigt. Im Vergleich zu Patientinnen, die eine Standardbehandlung mit Radiochemotherapie erhielten, waren weniger Patientinnen, die einer neoadjuvante Chemotherapie gefolgt von einer Operation unterzogen wurden, nach fünf Jahren noch am Leben oder krankheitsfrei“, so Gupta.
Also in die Definition von krankheitsfreiem Überleben alle Todesursachen eingeschlossen wurden, zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Behandlungsarmen, obwohl es einen Trend in Richtung verbessertes krankheitsfreies Überleben mit Radiochemotherapie gab. Es gab auch keinen signifikanten Unterschied im Gesamtüberleben zwischen den beiden Gruppen.
„Radiochemotherapie sollte die Standardbehandlung für Patientinnen mit lokal fortgeschrittenem Zervixkarzinom bleiben“, sagte Gupta.
EORTC-Studie abwarten
Dir. Dr Sandro Pignata, Uro-Gynäkologische Abteilung, Instituto Nazionale Tumori IRCCS “Foundation G. Pascale”, Neapel, Italien, kommentierte: „Zervixkarzinome werden durch Humane Papillomaviren hervorgerufen und können durch Impfung und Screening vorgebeugt werden. Die Inzidenz lokal fortgeschrittener Zervixkarzinome nimmt in Europa ab, ist aber noch immer hoch in Entwicklungsländern, in denen moderne Strahlentherapie nicht zur Verfügung stehen könnte. In diesen Fällen könnte die neoadjuvante Chemotherapie, gefolgt von einer Operation, die beste Option sein.“
Pignata ergänzte, dass die laufende EORTC-Studie die zweite Studie sein wird, in der Radiochemotherapie mit neoadjuvanter Chemotherapie gefolgt von einem chirurgischen Eingriff untersucht wird. „Eine kombinierte Analyse der beiden Studien könnte tiefere Einblicke in die effektivste Behandlung geben.“
Referenz:
1 Gupta S et al., abstract 928O_PR: Neoadjuvant chemotherapy followed by surgery (NACT-surgery) versus concurrent cisplatin and radiation therapy (CTRT) in patients with stage IB2 to IIB squamous carcinoma of cervix: A randomized controlled trial (RCT)