25. Okt. 2016

Lindern Leitlinien Leid?

Natürlich lindern Leitlinien kein Leid. Aber man kann jedenfalls sagen: Wie gut, dass es sie gibt! Die „S3-Leitlinie Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung“ vom deutschen „Leitlinienprogramm Onkologie“ zum Beispiel.1 Seit Mitte 2015 ist sie publiziert, frei downloadbar und in reger Verwendung. Auch wenn sie für TumorpatientInnen verfasst wurde, sind viele Inhalte übersetzbar auf PatientInnen mit anderen unheilbaren fortgeschrittenen Erkrankungen. Atemnot, Tumorschmerz, Obstipation, Depression sind darin leitlinienmäßig ebenso behandelt wie die „Sterbephase“ und „Versorgungsstrukturen“. Und auch DAS Grundelement gelingender ärztlicher Behandlung ist in den Leitlinien dargestellt: die Kommunikation. Natürlich kann man Leitlinien kritisch gegenüber stehen, in vieler Hinsicht. Und doch schaffen sie Maßstäbe und Verbindlichkeit, fördern evidenzbasiertes Vorgehen, können die Qualität der Behandlung verbessern und dienen damit direkt dem Wohl von PatientInnen.

Speziell bei einem Leitlinienkapitel über „Kommunikation“ mögen manche skeptisch sein … Und doch gelingt es den Leitlinien, die wesentlichen Notwendigkeiten der wichtigsten therapeutischen Handlung – dem ärztlichen Gespräch – klar darzustellen und zu betonen. Es kann damit ein Anstoß gelingen, dass sich zukünftig nicht immer nur die medikamentösen und medizinisch-technischen Vorgehensweisen weiterentwickeln, sondern auch dem ärztlichen Gespräch die Bedeutung zukommt, die diesem zusteht! So sind patientenzentrierte Kommunikation, das Thematisieren von Sterben und Tod, die Kommunikation mit Angehörigen genauso wie die so wichtige vorausschauende Versorgungsplanung in Leitlinienform ausgeführt. Die Erfahrungen der KollegInnen in Deutschland sind äußerst positiv. Derzeit wird an einem zweiten Teil der Leitlinien gearbeitet, welcher dann das Vorgehen bei weiteren Symptomen beinhalten wird und voraussichtlich 2018 veröffentlicht wird. Wir dürfen und sollen diese Leitlinien benützen, uns davon leiten lassen. Unsere PatientInnen werden sehr dankbar dafür sein.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune