1. Aug. 2015

Muttermilch ohne Glyphosat

Eine am 23. Juli bei der Federation of American Societies for Experimental Biology (FASEB) Conference in Big Sky, Montana, präsentierte Studie ergab, dass sich Glyphosat, einer der weltweit am häufigsten eingesetzten Wirkstoffe in Herbiziden, nicht in der Frauenmilch ansammelt.

Nach wie vor bewerten Wissenschaftler die Schädlichkeit des in der EU noch bis Ende dieses Jahres zugelassenen Herbizids Glyphosat sehr unterschiedlich. Eine aktuelle Studie bescheinigt dem Wirkstoff Unbedenklichkeit hinsichlich der Kontamination von Frauenmilch. Für die Experten der International Agency for Research on Cancer handelt es sich bei Glyphosat um ein für den Menschen “wahrscheinlich krebserzeugendes” Herbizid.

 

Als die Organisation Watchdog Moms Across America (MAA) im Vorjahr eine Glyphosat-Test-Kampagne startete, kam das Herbizid Glyphosat in aller Munde. Eine Analyse humaner Körpersekrete hat nämlich ergeben, dass 30 Prozent der untersuchten Muttermilchproben mit Glyphosat kontaminiert waren. Die erhobenen Daten lieferten erste Hinweise auf eine potenzielle Anreicherung der im Unkrautvernichter des US-Konzens Monsanto enthaltenen Substanz Glyphosat im menschlichen Organismus. Bedenken wurden laut, dass Neugeborene chemisch kontaminierte Muttermilch erhalten könnten.

Ein Jahr später erklärte ein unabhängiges Forscherteam an der Washington State University, dass die unvollständige Erhebung der MMA die Öffentlichkeit in die Irre geführt hat – auch wenn die Proponenten mit guter Absicht gehandelt hatten. Michelle McGuire, Vorstandsmitglied der International Society for Research in Human Milk and Lactation und nationale Sprecherin der American Society for Nutrition, erklärte in einer Aussendung, dass sich Glyphosat nicht im Laufe der Zeit in der Muttermilch anreichert.

McGuire hat Urin- und Muttermilchproben von 41 stillenden Frauen gesammelt, die in der Nähe der Städte Moscow (Idaho) und Pullman (Washington) lebten. In diesen Regionen kommt Glyphosat in der Landwirtschaft routinemäßig zum Einsatz. Zehn Probandinnen lebten auf oder direkt neben einem Bauernhof oder einer Ranch, 23 Frauen beschrieben ihre persönliche Ernährung als konventionell und fünf hatten in der Vergangenheit Glyphosat vermischt oder angewendet. Die Milch- und Urniproben der Frauen wurden hinsichtlich ihres Gehalts an Glyphosat und Glyphosat-Metaboliten analysiert.

In keiner Milchprobe wurde Glyphosat oder irgendwelche Glyphosat-Metaboliten gefunden, selbst wenn der Urin der Probandinnen nachweisbare Mengen an Glyphosat enthielt. Die Glyphosat-Levels im Urin waren entweder nicht vorhanden oder sehr gering und nicht von Belang, erklärte McGuire. Die Forscher fanden auch keine Assoziation zwischen dem Glyphosat in den Urinproben von Probandinnen, die konventionell angebaute Lebensmitteln zu sich nahmen und jenen, die biologische Lebensmittel bevorzugten. Auch zwischen Frauen, die auf oder in der Nähe einer Farm gelebt hatten und jenen, die in städtischen oder vorstädtischen Regionen lebten, wurden diesbezäglich keine Unterschiede gefunden.

Die Forscher betonen, dass die Analysen der Milchprobe in den Monsanto-Laboren in St. Louis durchgeführt und unabhängig an den Wisconsin-basierte Covance Laboratorien, die nicht an das WSU/UI-Forschungsteam oder Monsanto angegliedert sind, verifiziert wurden.

Es ist denkbar, dass den Autoren dennoch vorgeworfen wird, dass Bedenken hinsichtlich potenzieller Schäden, die durch den Einsatz von Herbiziden in der Landwirtschaft entstehen, durch eine Studie mit einer äußerst geringen Probandinnenzahl nicht völlig beiseite geräumt werden können.

Michelle McGuire, Washington State University, Pullman, WA
Evidence that glyphosate, the active ingredient in Roundup®, is not present in human milk
Origins and Benefits of Biologically-Active Components of Human Milk
July 23, 2015, Big Sky, Montana
FASEB: Origins and Benefits of Biologically Active Components in Human Milk

>> Nationale Stillkommission und BfR empfehlen Müttern, weiterhin zu stillen

 

Ist Glyphosat kanzerogen?

Experten der International Agency for Research on Cancer (IARC) bewerten Glyphosat als für den Menschen “wahrscheinlich krebserzeugend”. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bewertet nun die Ergebnisse des entsprechenden IARC-Berichts. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Deutschland sieht hingegen keine Hinweise auf krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung durch Glyphosat.

>> Fragen und Antworten zur gesundheitlichen Bewertung von Glyphosat (BfR)

>> Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage zu Glyphosaten durch Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser vom 2. Juli 2015

 

Quelle: Washington State University