8. Juni 2015

Verzehr der Plazenta könnte riskant sein

Vom Verspeisen der Plazenta nach der Geburt dürfte die Gesundheit frischgebackene Mütter womöglich doch nicht – wie in letzter Zeit von vielen Frauen angenommen wurde – profitieren. Die blutige Mahlzeit könnte sogar bislang unbekannte Risiken bergen.

Foto: Wikimedia Commons

Viele Frauen schwören auf die heilsame Wirkung der Plazenta. Aus diesem Grund nehmen sie diese nach der Geburt ihres Kindes roh, gekocht oder in Kapselform zu sich und versprechen sich dadurch Schutz vor postpartaler Depression, eine erfolgreiche Stillbeziehung, schöne Haut und allerlei andere Vorteile. Etliche Websites haben sich dieses Themas angenommen – beispielsweise placentabenefits.info – und belegen anhand von Fallbeispiele die positiven Auswirkungen des Plazentakonsums.

In den Archives of Women’s Mental Health wurde am 4. Juni 2015 eine Studie publiziert, die sich mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Forscherinnen der Northwestern University Feinberg School of Medicine haben in einem Review 4 Studien an Menschen und 6 Studien an Tieren – vor allem an Mäusen – zum Thema “Placentophagy” analysiert und fanden keine Anhaltspunkte dafür, dass der Verzehr der Plazenta Schutz vor postpartaler Depression bietet, die Schmerzwahrnehmung von uterinen Kontraktionen reduziert, zu mehr Energie verhilft, die Laktation unterstützt, die Elastizität der Haut fördert, die Mutter-Kind-Bindung verbessert oder die Eisenspeicher auffüllt.

Die Erstautorin der Studie, Cynthia Coyle, schrieb in einer Mitteilung der Northwestern University, dass Placentophagy ein unbekanntes Risiko für Frauen und deren gestillte Säuglinge darstelle.

Da die analysierten Studien teilweise mangelhaft waren und Ergebnisse von Tierversuchen nicht unmittelbar auf den humanen Organismus übertragen werden können, fordern die Autorinnen die Durchführung weiterer Forschungsarbeiten zum Thema.

Cynthia W. Coyle, Kathryn E. Hulse, Katherine L. Wisner, Kara E. Driscoll, Crystal T. Clark
Placentophagy: therapeutic miracle or myth?
Archives of Women’s Mental Health, June 2015