Pränatale Luftverschmutzung führt zu Problemen in der Kindheit
US-Forscher untersuchten die Auswirkungen der pränatalen Exposition gegenüber polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen auf die Entwicklung von weißer Substanz, Kognition und Verhalten in der späteren Kindheit. Mithilfe von MRI-Untersuchungen fanden sie einen Effekt der Schadstoffexposition auf das sich entwickelnde Gehirn. Die dabei festgestellten, umfangreichen Verluste in der weißen Masse sind den Wissenschaftlern zufolge mit der Entwicklung eines Aufmerksamkeitsdefizit-Syndroms (ADHS) und aggressivem Verhalten assoziiert.
Diese Woche erschien im British Medical Journal eine Studie, die sich mit der Assoziation zwischen Luftverschmutzung und dem Schlaganfallrisiko auseinandergesetzt hat. Nun wurden die Resultate einer weiteren Untersuchung veröffentlicht, die sich mit den Auswirkungen der Luftverschmutzung beschäftigt hatte: Im Fachmagazin JAMA Psychiatry vom 25. März berichten Forscher vom Columbia Center for Children’s Environmental Health (CCCEH) an der Mailman School of Public Health in New York mit Kollegen von der University of Southern California, dass von Schwangeren eingeatmete polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAH) zu Gehirnschäden bei den Föten und in weiterer Folge zu kognitiven und Verhaltensproblemen führen können.
Die Untersuchung wurde als Sub-Studie der laufenden städtischen Geburtskohortenstudie CCCEH in New York City durchgeführt, die mehr als 600 Mütter und Kinder von der Schwangerschaft bis in die Adoleszenz begleitete. Während der Schwangerschaft wurden die Probandinnen, allesamt Nichtraucherinnen, eine zeitlang mit Rucksäcken ausgestattet, mit denen Proben der von den Frauen eingeatmeten Luft gesammelt wurden. Bei dem Probenmaterial wurde anschließend der Gehalt an PAH bestimmt.
Die pränatale Exposition gegenüber PAH während der Schwangerschaft wurde bei Kindern im Alter von drei Jahren mit Entwicklungsverzögerung assoziiert. Bei den Fünfjährigen trat ein reduzierter verbaler IQ auf, im Alter von sieben Jahren wurden Symptome von Angst und Depression festgestellt.
Bei 40 Kindern im Alter von sieben bis neun Jahren wurden Magnetresonanztomographie-Untersuchungen sowie Verhaltens- und kognitive Tests durchgeführt. Aus den Ergebnissen dieser Untersuchungen folgern die Wissenschaftler, dass PAH einen Beitrag zur Entwicklung von ADHS und anderen Verhaltensproblemen leisten kann.
Die Forscher dokumentierten bei Kindern, die als Föten besonders stark PAK ausgesetzt waren, eine Reduktion der weißen Substanz in der linken Hemisphäre, die mit einer langsameren Informationsverarbeitungsfähigkeit bei Intelligenztests und Verhaltensproblemen einschließlich ADHS und Aggression einherging.
Bradley S. Peterson, Virginia A. Rauh, Ravi Bansal, Xuejun Hao, Zachary Toth, Giancarlo Nati, Kirwan Walsh, Rachel L. Miller, David Semanek, Frederica Perer
Effects of Prenatal Exposure to Air Pollutants (Polycyclic Aromatic Hydrocarbons) on the Development of Brain White Matter, Cognition, and Behavior in Later Childhood
JAMA Psychiatry, Published online March 25, 2015, doi:10.1001/jamapsychiatry.2015.57
Quelle: Columbia University