8. Aug. 2014

Cortison bei Gliomen

Bei der Therapie von Gehirntumoren sollte Cortison mit großer Umsicht eingesetzt werden, das es das Wachstum von Tumorzellen beschleunigen kann.

Kinder und Erwachsene mit der aggressivsten Form des Hirntumors, dem malignen Gliom oder Glioblastom, entwickeln häufig ein Hirnödem. Diese lebensbedrohliche Komplikation wird routinemäßig mit Dexamethason behandelt. Wissenschaftler um Dr. Nicolai Savaskan an der Neurochirurgischen Klinik am Universitätsklinikum Erlangen publizierten in “PLOS ONE” die Resultate ihrer Studie, in der sie über Dexamethason forschten, das Tumor-assoziierte Hirnschäden und Angiogenese lindert.

Sie konnten zeigen, dass Dexamethason bei Mäusen und Nagetieren das Wachstum von Gliomen in einer konzentrationsabhängigen Weise hemmt. Niedrige Konzentrationen hemmen die Zell-Proliferation von Gliomen und induzieren auf höheren Ebenen einen Zelltod.

In menschlichen Gliomen bewirkt Dexamethason jedoch zytotoxische Effekte. Einige menschliche Gliom-Zellen (U251, T98G) sind allerdings gegen Dexamethason resistent, was durch die Auswertung der klinischen Daten von Dexamethason-Non-Respondern bestätigt wurde. Zudem zeigten Dexamethason-resistente Gliome keine xCT Veränderungen, was darauf hinweist, dass diese Gen-Expressionen mit Dexamethason-induziertem, zellulärem Stress assoziiert sind. Die Lebensfähigkeit der Zellen von primären humanen Astrozyten und primären Nager-Neuronen wird allerdings nicht beeinflusst.

Die Forscher überprüften auch die pharmakologischen Wirkungen auf das Hirngewebe. Sie konnten zeigen, dass Dexamethason tumorinduzierte Störungen der Mikroumgebung wie neuronalen Zelltod und Tumor-induzierte Angiogenese reduziert.

Abschließend stellten die Erlanger Wissenschaftler unter Beweis, dass Dexamethason das Gliom-Zellwachstum in einer Konzentration und Spezies-abhängigen Weise hemmt. Ferner hat Dexamethason neuroprotektive Effekte im Gehirn und reduziert die tumorinduzierte Angiogenese.

Trotz Risiken, keine medizinische Alternative

Trotz dieses Risikos sei die Behandlung mit Dexamethason für die Patienten lebenswichtig, sagt Studienleiter Dr. Nicolai Savaskan. „Denn bisher kennt die Medizin keine Alternative zu Cortison, um die akut lebensbedrohenden Hirnschwellungen zu behandeln und das Leben der Patienten zu retten. Deshalb empfehlen wir trotz unserer Ergebnisse, das Cortison weiterhin unter ärztlicher Aufsicht zu verabreichen.“

Künftig versuchen die deutschen Forscher, die Cortisontherapie so zu optimieren, dass das Risiko für die Patienten möglichst klein gehalten wird, und diese Behandlung besser auf die Chemotherapie abzustimmen.

Zheng Fan, Tina Sehm, Manfred Rauh, Michael Buchfelder, Ilker Y. Eyupoglu, Nicolai E. Savaskan
Dexamethasone Alleviates Tumor-Associated Brain Damage and Angiogenesis
PLoS ONE 9(4): e93264. doi:10.1371/journal.pone.0093264

Quelle: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg