Neutrophiles Asthma? Gibt’s nicht!
Seit rund 20 Jahren wird ein Asthma-Phänotyp angenommen, der durch Neutrophilie und niedrige Eosinophilenzahlen geprägt ist. In Rostock hat man dazu eine klare Meinung, wie Univ.-Prof. Dr. Christian Virchow ausführt.
Für Univ.-Prof. Dr. Christian Virchow von der Universität Rostock ist neutrophiles Asthma kein Thema mehr: „Asthma ist immer Type-2-high, sonst ist es kein Asthma. Gäbe es neutrophiles Asthma, so wäre es Type-2-low.“ Sehr wohl könne es jedoch Gründe geben, warum bei Asthma-Patienten Type-2-Marker nicht erhöht sein müssen.
Falsch wäre es, daraus auf Sonderformen des Asthmas schließen zu wollen. Vielmehr können anderen Erkrankungen fiktive Zustandsbilder wie „neutrophiles Asthma“ vortäuschen. Wesentlich zu dieser Verwirrung habe, so Virchow, der GINA Report von 2014 beigetragen, der Heterogenität von Asthma hervorhob und auf unterschiedliche Phänotypen der Erkrankung hinwies. Dabei wissen man es schon ziemlich lange besser. Bereits 1918 beschrieb Dr. Francis Rackemann in den USA Eosinophilie im Blutbild als typisch für Asthma. Diese Beobachtung sei über die Jahrzehnte in zahlreichen Publikationen reproduziert worden und bereits vor fast 50 Jahren schrieben Horn et al., dass die Eosinophilenzahl die Asthma-Aktivität reflektiert und für die Vorhersage von Exazerbationen sowie zur Regulation der Steroiddosis genützt werden könne.1 In der Folge wurde auch eine Assoziation der Eosinophilenzahl mit dem Schweregrad des Asthmas gezeigt.2