Fehlernährung in Europa

In einer aktuellen Studie wurden Daten der Global Burden of Dis­ease Study von 1990 bis 2016 ausgewertet. Es wurde analysiert, wie häufig Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Europäischen Region der WHO vorkamen. Auf Basis des Lebensmittelkonsums und weiterer Risikofaktoren errechneten die Forscher den Anteil der Todesfälle, der auf eine unausgewogene Ernährung zurückzuführen ist. Dazu zählen die Wissenschaftler einen zu geringen Konsum von Vollkornprodukten, Nüssen, Samen und Gemüse und einen zu hohen Salzkonsum.
Der Ländervergleich zeigt deutliche Unterschiede: 2016 waren in Deutschland fast 165.000 Todesfälle (46 % aller kardiovaskulären Todesfälle) mit einer unausgewogenen Ernährung assoziiert, in Italien 97.000 (40 %), in Großbritannien 75.000 (41 %) und in Frankreich 67.000 (40 %). In Israel und Spanien war dagegen nur jeder dritte vorzeitige kardiovaskuläre Todesfall ernährungsbedingt. Spezifische Länderprofile zeigten, dass in Schweden und Norwegen ein zu geringer Verzehr von Nüssen und Samen zu den meisten ernährungsbedingten Herz-Kreislauf-Erkrankungen beiträgt. In vielen zentral- und osteuropäischen sowie zentralasiatischen Ländern ist dagegen der zu geringe Verzehr von Vollkornprodukten bzw. der zu hohe Verzehr von ballaststoffarmen Weißmehlprodukten der Hauptrisikofaktor.
Große Unterschiede bestanden in Bezug auf Alter und Geschlecht: Männer waren tendenziell in jüngeren Jahren betroffen, Frauen dagegen erst ab dem 50. Lebensjahr. 2016 starben rund 601.000 Menschen unter 70 Jahren an den Folgen einer ernährungsbedingten Herz-Kreislauf-Erkrankung (420.000 Männer, 181.000 Frauen). Der höchste Anteil an ernährungsbedingten Todesfällen bei den unter 70-Jährigen wurde in Zentral­asien beobachtet (42 %). In den EU-Mitgliedsstaaten konnten die Forscher 178.000 vorzeitige ernährungsbedingte Todesfälle (132.000 Männer, 46.000 Frauen) nachweisen, das sind knapp 20 % der kardiovaskulären Todesfälle.

Meier T et al., Eur J Epidemiol 2019;
doi: 10.1007/s10654-018-0473-x

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune