16. Okt. 2018

Geringeres KV-Risiko bei hohem Milchkonsum: die PURE-Studie

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Lange standen Milchprodukte im Verdacht, schlecht für die Herzgesundheit zu sein. Eine aktuelle Studie zeigt jetzt das genaue Gegenteil.

Die meisten der derzeit (noch) gültigen Ernährungsrichtlinien empfehlen einen eher zurückhaltenden Konsum von Vollfett-Milchprodukten, da vermutet wurde, dass diese als Quelle gesättigter Fettsäuren das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Mortalität steigern. Bislang lagen jedoch nur wenige seriöse Daten über die Auswirkungen des Milchkonsums auf die Gesundheit vor. Ziel der Anfang September im Top-Journal „Lancet“ publizierten Studie war es jetzt, die Zusammenhänge zwischen dem täglichen Konsum von Milchprodukten und schweren kardiovaskulären Ereignissen sowie Mortalität zu untersuchen.

Die PURE-Studie

In der prospektiven epidemiologischen Studie PURE (Prospective Urban Rural Epidemiology – PURE Study), einer multinationalen Kohortenstudie von Personen zwischen 35 bis 70 Jahren, zeichneten 136.384 Probanden mittels länderspezifischer, validierter Fragebogen ihren Verzehr von Milchprodukten regelmäßig auf. Als solche wurden Milch, Joghurt und Käse gewertet. Zusätzlich wurden diese in Vollfett- und fettarme Milchprodukte unterteilt. Die primären Endpunkte waren Mortalität und schwere kardiovaskuläre Ereignisse (definiert als Tod aufgrund kardiovaskulärer Ursachen, nicht-tödlicher Myokardinfarkt, Schlaganfall oder Herzinsuffizienz).

Kein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko durch Milchprodukte

Während des 9,1 Jahre andauernden Follow-ups (2003–2018) wurden in der Studienpopulation 10.567 kardiovaskuläre Ereignisse, darunter 6.796 Todesfälle und 5.855 schwere kardiovaskuläre Ereignisse, aufgezeichnet. Interessanterweise trieb der Verzehr von Milchprodukten die Rate der kardiovaskulären Ereignisse nicht in die Höhe – stattdessen war ein höherer Konsum von Molkereiprodukten (>2 Portionen pro Tag vs. kein Verzehr) mit einem leicht niedrigeren Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis assoziiert (HR=0,84; 95%-KI: 0,75–0,94; p=0,0004). Auch die Gesamtmortalität (HR=0,83; 95%-KI: 0,72–0,96; p=0,0052) und nicht-kardiovaskulär bedingte Mortalität (HR=0,86; 95%-KI: 0,72–1,02; p=0,046) waren erniedrigt. Eine noch stärkere Reduktion wurde bei kardiovaskulärer Mortalität (HR=0,77; 95%-KI: 0,58–1,01; p=0,029) sowie bei den schweren kardiovaskulären Erkrankungen (HR=0,78; 95%-KI: 0,67–0,90; p=0,0001) und Schlaganfällen (HR=0,66; 95%-KI: 0,53–0,82; p=0,0003) beobachtet. In Hinblick auf das Herzinfarktrisiko bestand kein signifikanter Zusammenhang (HR=0,89; 95%-KI: 0,71–1,11; p=0,163).

Besonders ein gesteigerter Konsum (>1 Portion vs. kein Verzehr) von Milch (HR=0,90, 95%-KI: 0,82–0,99; p=0,0529) und Joghurt (HR=0,86; 95%-KI: 0,75–0,99; p=0,0051) waren dabei ausschlaggebend für das verminderte Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse; bei Käse (HR=0,88; 95%-KI: 0,76–1,02; p=0,1399) und Butter (HR=1,09; 95%-KI: 0,90–1,33; p=0,4113) gab es keinen signifikanten Zusammenhang.

Entgegen der Vermutung, dass sich der tägliche Konsum von Molkereiprodukten negativ auf die Gesundheit auswirkt, zeigte diese Kohorte also ein niedrigeres Mortalitäts- sowie kardiovaskuläres Risiko bei höherem Milchkonsum.

Referenz:

Dehghan M. et al.: Association of dairy intake with cardiovascular disease and mortality in 21 countries from five continents (PURE): a prospective cohort study. Lancet. 2018 Sep 11. pii: S0140-6736(18)31812-9. doi: 10.1016/S0140-6736(18)31812-9. [Epub ahead of print]