5. Okt. 2018

Diabetesrisiko durch Rauchentwöhnung erhöht

gettyimages/ratmaner

Eine Rauchentwöhnung wirkt sich zwar in vielen Bereichen positiv auf die Gesundheit aus und verlängert die Lebenserwartung,1 viele ehemalige Raucher kämpfen jedoch mit Gewichtszunahmen.2 Eine neue Studie zeigt, dass die überschüssigen Kilos nicht nur demotivierend für Rauchstoppversuche sind, sondern die gesundheitlichen Vorteile der Rauchentwöhnung abschwächen und sogar zu einem gesteigerten kardiovaskulären Risiko und höherer Mortalität führen können.3

Im Rahmen einer Analyse von drei Kohortenstudien wurden insgesamt 162.807 Probanden in die Diabetes-Analyse und 170.723 in die Mortalitäts-Analyse eingeschlossen. Innerhalb eines fortlaufenden 2-Jahres-Überlebenszyklus wurden die Probanden bestimmt, die im vorherigen Zyklus noch Raucher waren und im aktuellen Zyklus nun Nicht-Raucher sind. In dieser Probandengruppe wurden Inzidenzraten von Diabetes Typ II, kardiovaskulärer Erkrankung und Mortalität nach der Rauchentwöhnung untersucht.3

Diabetesrisiko in den ersten zwei bis sechs Jahren Rauchfreiheit gewichtsabhängig um bis zu 60 Prozent erhöht

Während einer durchschnittlichen Beobachtungsdauer von 19,6 Jahren wurden innerhalb der Studienpopulation 12.384 Neudiagnosen von Diabetes Typ II bestätigt. Dabei war das Risiko für Diabetes Typ II unter erst kürzlichen Ex-Rauchern (2 bis 6 Jahre Rauchfreiheit) höher als unter Noch-Rauchern (HR 1,22; 95%-KI: 1,12 – 1,32). Dieses Risiko erreichte fünf bis sieben Jahre nach dem Rauchstopp einen Höchstwert und fiel dann allmählich wieder ab. In einer Analyse mit Langzeit-Probanden, die seit 1978 beobachtet worden waren, sah man, dass das Diabetesrisiko nach 30 Jahren ab dem Rauchstopp aber wieder auf das gleiche Niveau sank wie das bei Nie-Rauchern.

Unterschiedliche Gewichtszunahmen dürften dabei für das erhöhte Diabetesrisiko verantwortlich sein: Während bei Teilnehmern, die kein Gewicht nach Rauchentwöhnung zugenommen hatten auch keine erhöhte Diabetes-Gefahr beobachtet wurde (HR 1,08; 95%-KI 0,93 – 1,26), war es bei Personen mit leichter Gewichtszunahme (0,1-5kg) bereits leicht erhöht (HR 1,15; 95%-KI, 0,99 – 1,33). Unter den Probanden mit einer Gewichtszunahme von 5,1 bis 10,0 kg war das Diabetesrisiko bereits um fast 40 Prozent erhöht (HR 1,36; 95%-KI 1,16 – 1,58) – wenn die Gewichtszunahme 10 kg überschritt, waren es sogar 60 Prozent (HR 1,59; 95%-KI, 1,36 -1,85).

Gewichtszunahme neutralisiert positive Effekte der Rauchentwöhnung auf die Sterblichkeit

Während der Rauch-Stopp unabhängig von Gewichtsveränderungen keinen Anstieg der Mortalität bedingte, hatte er jedoch bei jenen Probanden, die stark an Gewicht zugenommen hatten einen geringeren Nutzen auf die Lebensdauer. Von den insgesamt 23.867 Todesfällen während der fast 20-jährigen Beobachtungsdauer gingen 5.492 auf das Konto von Herzkreislauferkrankungen.

Verglichen mit aktuellen Rauchern hatten Teilnehmer, die das Rauchen ohne Gewichtszunahme beendet hatten eine stark verringerte Wahrscheinlichkeit an einer Herzkreislauferkrankung zu sterben (HR 0,69; 95%-KI, 0,54 – 0,88). Bei leichten Gewichtszunahmen von 0,1 bis 5,0 kg war der durch den Rauchstopp induzierte Überlebensvorteil bereits stark reduziert (HR 0,47; 95%-KI 0,35 – 0,63), bei moderaten Gewichtszunahmen von 5,1 bis 10,0 kg sogar noch mehr (HR 0,25; 95%-KI 0,15 – 0,42), genauso wie bei Gewichtszunahmen von über 10 kg (HR 0,33; 95%-KI 0,18 – 0,60)

Schlussfolgerungen

Eine Rauchentwöhnung mit darauffolgender Gewichtszunahme führt zu einem gesteigerten kurzzeitigen Risiko für Diabetes Typ II , mildert allerdings nicht die Vorteile eines Rauchstopps hinsichtlich des reduzierten kardiovaskulären Risikos und der Gesamtmortalität. Die kardiovaskuläre Mortalität sank nach Entwöhnung wesentlich unabhängig von der Gewichtszunahme.

Nichtsdestotrotz kann die Vermeidung einer stärkeren Gewichtszunahme die gesundheitlichen Vorteile der Rauchentwöhnung noch zusätzlich positiv beeinflussen, indem das kurzzeitig erhöhte Diabetesrisiko reduziert und das Langzeitrisiko für Mortalität verringert wird.

Referenzen:
1) Jha P et al.,21st-century hazards of smoking and benefits of cessation in the United States. N Engl J Med 2013; 368:341-50
2) Aubin HJ et al., Weight gain in smokers after quitting cigarettes: meta-analysis. BMJ 2012; 345:e4439
3) Yang Hu et al., Smoking Cessation, Weight Change, Type 2 Diabetes, and Mortality. N Engl J Med 2018; 379:623-632